In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung ist ein Artikel mit dem Titel veröffentlicht (S. 17):

„Geld darf nicht billig sein – Dauerhaft niedrige Zinsen gefährden den Wohlstand.“

Darin wird festgestellt, dass die Geldmarktzinsen derzeit extrem tief stehen. Mit Fest- und Tagesgeld bekommt man derzeit nur noch zwischen 2 und 3 Prozent. Zehnjährige Staatsanleihen rentieren derzeit mit 3,45%. Als Anleger oder Sparer sehen solche Zinssätze natürlich nicht besonders attraktiv aus. So steht auch im SZ-Artikel:

„Die Sparer werden … schlicht vergessen. Die Zinsen für Geldanlagen aller Art sinken rapide … Dahinter stehen Millionen Kleinanleger, die mit Sparplänen und Policen aller Art, teils jahrzehntelang und mit monatlichen Miniraten, für einen auskömmlichen Ruhestand vorsorgen sollen“

An dieser Stelle gebe ich zu bedenken, dass es bei der Rendite von festverzinslichen Geldanlagen vor allem auf die sogenannte reale Verzinsung ankommt. Damit ist gemeint, dass man von dem nominalen Zinssatz die Inflationsrate abziehen muss. Auf diese Weise relativieren sich sowohl sehr hohe Zinssätze als auch sehr niedrige Zinssätze.

So hatten wir beispielsweise um 1980 herum sehr hohe Geldmarktsätze. Damals konnte man auf DM-Tagesgeld Zinsen von 9% und mehr bekommen. Nur war eben auch damals die Geldentwertung (Inflation) entsprechend hoch. Was nützen 9% Zinsen, wenn auch die Inflation bei 8% liegt? Genauso viel, wie wenn die Zinsen bei 2% liegen und die Inflation bei 1%. Unterm Strich bleibt (vor Steuern) jedes Mal 1 Prozent übrig.

Man darf sich also nicht von den nominalen Zinssätzen täuschen lassen. Ja, derzeit sind Geldmarktzinsen so niedrig wie noch nie. Aber auf der anderen Seite habe wir derzeit eher mit deflationären Tendenzen zu kämpfen, d.h. die Geldentwertung ist ebenfalls so niedrig wie noch nie.

So lag die Geldentwertung (nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes) von Februar 2008 bis Februar 2009 bei 1,0%. Hier der Verweis auf die entsprechenden Stelle auf der Internet-Seite des Statistischen Bundesamtes.

Eine Gefahr besteht natürlich darin, sich bei diesem niedrigen Zinsniveau langfristig zu binden, z.B. mit 10-jährigen Bundesanleihen. Sollte dann die Inflation wieder ansteigen (was ich nicht als Prognose in den Raum stellen will, sondern als mögliches Szenario), dann wird der Anleger nach Abzug der Geldentwertung real Geld verlieren.

So geschehen übrigens in den 1970er Jahren. Wer Anfang der 1970er Jahre Bundesanleihen gekauft hatte, hatte zwar nach 10 Jahren auf dem Papier mehr Geld als vorher. Was aber seine reale Kaufkraft betraf, hatte er erheblich weniger.

3 Kommentare
  1. Michal Broska
    Michal Broska sagte:

    Manchmal habe ich das Gefuehl, dass der Sparer gezielt vergessen wird. Es ist doch viel cooler Geld auszuleihen. Kredite fast fuer alles. Und wie Sie wissen, sind Kredite gerade die Ursache der Finanzkrise. Menschen sind inzwischen gewohnt vom fremden Geld zu leben. Werden wir so zu einer Art Verantwortungslosigkeit erzogen? Oder systematisch ausgesaugt?

    Ich habe vor wenigen Tagen Geld aus dem Geldautomati gezogen und wollte eine Quittung haben. Diese habe ich auch bekommen und offensichtlich funktionierte der Drucker nicht richtig und spuckte mir eingestaute Quittungen anderer Bankkunden. Mich wundert nur, wie jemand mit 44€ auf dem Girokonto und ueber 3500€ Kreditposten ruhig schlafen kann….und das am Anfang des Monats!

    Donald Trump hatte vor vielen Jahren finanzielle Probleme und war praktisch Pleite. Wenn ich mich nicht irre, waren Immobilliengeschäfte das Problem. Daraus zog er fuer sich eine ironische Lehre: „Wenn Sie 10 Tsd Doller Schulden haben, werden sie von Ihrer Bank fertig gemacht. Wenn sie 100 Mio Schulden haben, werden Sie ihr Partner.“

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    • peterreins
      peterreins sagte:

      Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen, sehr geehrter Herr Broska. Ein weiteres Indiz dafür, dass der Sparer gezielt vergessen wird, ist die Steuergesetzgebung. Wer spart, wird vom Staat bestraft, weil er Kapitalerträge versteuern muss. Auch das eine Art Erziehung zum Nicht-Sparen.

      Auch ich bin der Meinung, dass eine Verführung zu Fremdkapital oftmals sehr verantwortlungslos ist. Und paradoxerweise steht dennoch dahinter nicht selten eine gute Absicht. Nehmen wir als Beispiel die Subprime-Krise.

      Subprime-Kredite sind Kredite an Personen, die wenig eigenes Vermögen haben und nur wenig verdienen. Also eigentlich Leute, die sich einen Kredit nicht leisten können. Und lange Zeit wurden solche Kredite von der US-Regierung politisch gefördert. Warum? Weil so ein großer Anteil der Bevölkerung zu Wohneigentum kommen konnte. Und was kann daran schlecht sein, wenn untere Geselleschaftsschichten zum eigenen Häuschen kommen. Das kann doch nur, möchte man meinen, gut sein. Dem entsprechend waren die Amerikaner in den letzten Jahren ausgesporchen stolz, dass noch nie so viele Menschen eine Immobilie ihr eigen nenne konnten.

      Nun stellt sich plötzlich heraus, dass diese gute Absicht auf sehr wackligen Beinen stand. Und eine der größten Finanzkrisen seit langer Zeit bricht aus. Wichtig ist hier aber auch eines: Man sollte gerecht sein. Heute wissen wir es besser. Noch vor ein paar Jahren war es durchaus nicht absehbar, dass es ein solch böses Ende nehmen würde. Diejenigen Leute, die die Finanzierung von minderbemittelten Bevölkerungsschichten für gut hießen, waren nicht einfach dumm. Es hätte auch gut gehen können. Es wäre eine Art von Sozialpolitik gewesen.

      Aber nun kommt das Interessante. Derzeit werden häufig sogenannte Mikorkredite angepriesen. Dabei handelt es sich um Kredite an arme Bevölkerungsschichten in der Dritten Welt. Diese Kredite seien erstens lukrativ für den Investor und zweitens könne man dabei ein gutes Gewissen haben, weil man damit armen Menschen helfen würde.

      Ich wundere mich schon lange über diese Anpreisungen. Sind die Parallelen zu den US-Subprime-Krediten nicht zu offensichtlich? Beidemale handelt es sich um Finanzierungen von Menschen, die in armen Verhältnissen leben und denen ein Kredit – möglicherweise – zu einem besseren Leben verhelfen kann. Beiden liegt exakt die gleiche Idee zugrunde. Das eine aber wird heute als schlecht angesehen, weil es in eine Katastrophe führte. Und das andere gilt als moralisch gut, … naja, weil hier noch nichts besonders Schlimmes passiert ist (und vielleicht auch nie passieren wird, hoffen wir das mal). Aber bis auf das Ende überwiegen die Ähnlichkeiten.

      Mein Fazit: die Absicht, die hinter Krediten steht, ist häufig besser, als das, was schließlich dabei herauskommt. Schade eigentlich.

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  1. […] Geld immer nur da angelegt werden, wo es auch bei steigenden Verbraucherpreisen noch zu einer realen Verzinsung kommt. Dies ist jedoch nur dann der Fall, wenn die Sparzinsen höher sind als die Inflationsrate. […]

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