Bei Lebensversicherungen sollte man genau nachrechnen

Der Map-Report hat jüngst die Renditen klassischer Lebensversicherungen miteinander verglichen. Heute (2.04.09) wurde in der Süddeutschen Zeitung ein Ergebnis des Map-Reports veröffentlicht. Hier ein Ausschnitt daraus:

1. Platz:  Europa mit einer Rendite von 5,04% p.a.
2. Platz: Debeka mit einer Rendite von 4,81% p.a.
3. Platz: Cosmos mit einer Rendite von 4,71% p.a.
etc.

Stimmen diese Renditezahlen? Oder gibt es hier irgendwo einen Haken?

Im Internet kann man sehr gut die Zahlen für LV-Angebote der CosmosDirekt abrufen, die ja bekanntlich damit wirbt, mehrfacher Testsieger zu sein.

Ich habe hier folgende Eingaben gemacht: Ein Beitrag von 1200 Euro soll einmal im Jahr angespart werden. Der Vertrag soll ab Mai 2009 beginnen und nach 30 Jahren enden.. Als Geburtsdatum habe ich den 10.03.1979 für einen heute dreißig jährigen Mann eingegeben.

Als Rechenergebnis zeigt CosmosDirkt folgendes an (Tarif CK60):
„Voraussichtliche, einmalige Kapitalauszahlung bei Ablauf inkl. Überschussbeteiligung [mit zwei Fußnoten 1 und 2]:  80.780 Euro
davon garantierte Kapitalauszahlung [mit Fußnote 2]: 47.229 Euro
Vertragsrendite bei Ablauf [zwei Fußnoten 1 und 2]: 4,80%“

Interessant sind natürlich vor allem die Fußnoten:
„1) Die angegebenen Werte können sowohl höher als auch niedriger ausfallen. Sie gelten nur dann, wenn die für das laufende Geschäftsjahr festgesetzten Überschussanteile während der gesamten Versicherungsdauer unverändert bleiben.“
„2) Werte vor Steuern“

Wichtig ist vor allem die erste Fußnote. Die in Aussicht (und fettgedruckte) gestellte Kapitalauszahlung bei Ablauf von 86.780 Euro ist alles andere als garantiert. Das kann eintreten oder auch nicht. Wirklich garantiert sind nur die (nicht fett gedruckten) 47.229 Euro. Und ob es am Ende 80.760 Euro oder 47.229 Euro sind, macht doch einen erheblichen Unterschied aus. Immerhin mehr als 41% weniger.

Ich habe einmal durchgerechnet, welche Vertragsrendite bei Ablauf herauskommt, wenn nur der garantierte Betrag zur Auszahlung kommt. Das Ergebnis ist eine Rendite von 1,70% pro Jahr, und zwar vor Steuern.

Denn die Hälfte des sogenannten Mehrwertes (= Differenz zwischen Auszahlungsbetrag am Ende und der Summe der Einzahlungen) unterliegt dem persönlichen Steuersatz. Nehme ich einen persönlichen Steuersatz von 30% im Jahre 2039 an, dann liegt die Vertragsrendite bei Ablauf nach Steuern bei 1,48%.

Bei einem solchen Ergebnis kann man sich fragen, ob es nicht vernünftiger ist, einfach mit einem guten Tagesgeldkonto anzusparen. Derzeit gibt es Angebote fürs Tagesgeld von um die 3% (Siehe folgenden Link). Zieht man hiervon Abgeltungsteuer, SolZ und KiSt ab, verbleiben immer noch ca. 2,1% Rendite nach Steuern. Deutlich besser als das garantierte Angebot der LV.

Der Gerechtigkeit halber muss man natürlich sagen, dass die LV eine Zusatzleistung erbringt, die es beim Tagesgeldkonto nicht gibt. Nämlich den Hinterbliebenenschutz. In dem Angebot der CosmosDirekt bekommen die Hinterbliebenen mindestens 28.338 Euro.

Wenn jemanden der Hinterbliebenenschutz wichtig ist, kann man ja gesondert eine Risikolebensversicherung abschließen. Bei einer Versicherungssumme von 30.000 Euro zahlt der oben dargestellte Versicherungsnehmer  41,55 Euro im Jahr. Mindert man die oben ausgerechnete Tagesgeldrendite nach Steuern von 2,1% um diesen Betrag, dann bleibt für das Gesamtpaket Tagesgeld + Risikolebensversicherung noch eine Rendite von ca. 1,8%. Auch das ist noch mehr als die Ablaufrendite der Kapitallebensversicherung, sofern nur der garantierte Betrag zur Auszahlung kommt.

Mein Fazit: Eine Kapitallebensversicherung als Ansparprodukt halte ich für nicht sinnvoll, insbesondere wenn man keinen Wert auf Hinterbliebenenschutz legt. Und selbst dann ist die Alternative, Vermögensaufbau und Hinterbliebenenschutz zu trennen, mit hoher Wahrscheinlichkeit besser.

Und vielleicht noch wichtiger: Man darf keinen Zahlen, auch wenn sie in renommierten Tageszeitungen veröffentlicht werden, unbesehen trauen. Klug ist, wer selbst nachrechnet und insbesondere Fußnoten und Kleingedrucktes beachtet.

1 Kommentar
  1. Michal Broska
    Michal Broska sagte:

    Hallo Herr Dr. Peterreins,

    vielen Dank fuer Ihren Blog Eintrag! Ich habe bereits einmal schlechte Erfahrung mit KLV gemacht (Deutscher Herold, Deutsche Bank….auch eine der „Beraterbanken“). Als Ansparprodukt nichts wert, vor allem, wenn die Verzinsung erst nach drei Jahren beginnt – zumindest bei den ganz schlechten Produkten.

    Bzgl. Hinterbliebenenschutz sehe ich bei einem Tagesgeldkonto die Moeglichkeit mehrere Personen damit disponieren zu lassen. Im Todesfall kommt man bestimmt schneller ans Geld 🙂

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