Aktuell durchleben wir sehr turbulente Börsenzeiten. Aufgrund der Angst vor dem Corona-Virus sind innerhalb weniger Tage die Aktienkurse zum Teil dramatisch gefallen. Viele Anleger sind ratlos.

Um die aktuellen Ereignisse zu relativieren, hilft es meiner Meinung nach, die historische Perspektive einzunehmen. Fakt ist, dass es in der Vergangenheit schon viele Finanzkrisen und Börsencrashs gegeben hat. Charles Kindleberger hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Manien, Paniken, Crashs“. Darin findet man eine Liste von Zitaten, die Zeitgenossen von Crashs gesagt haben:

  • 1825. Großbritannien: „Die Öffentlichkeit wurde von einer nie da gewesenen Panik erfasst“
  • 1837. USA: „Einer der zerstörerischsten Ausbrüche der Panik, die diese Nation je erlebt hat.“
  • 1847. Großbritannien: „Man kann mit gutem Gewissen behaupten, dass die City (London) seit dem Sturz Napoleons nicht mehr so aufgeregt war.“
  • 1857. Großbritannien: „Die Krise des Jahres 1857 war die schwerste, die England oder eine andere Nation je erlebt hat.“
  • 1857. Hamburg: „Eine so vollständige und klassische Panik hat Hamburg nie zuvor erlebt.“
  • 1866. Großbritannien: „Die Krise des Jahres 1866 war die schwerste der Neuzeit.“
  • 1873. Deutschland: „Die langwierigste Krise seit 56 Jahren.“
  • 1882. Frankreich: „Noch nie habe ich eine solche Katastrophe erlebt.“

Zwei Dinge sind bei dieser Liste bemerkenswert. Erstens handelt es sich um lauter Crashs, die heute die allermeisten Menschen nicht kennen. In der kollektiven Erinnerung haben wir den Crash von 1929, aber wer kennt schon die große Krise von 1857? Oder die Depressionsjahre in Deutschland in den 1870er Jahren?

Zweitens ist bemerkenswert, dass die jeweiligen Zeitgenossen immer die gerade durchlebte Krise für die schwerste hielten, die es überhaupt je gegeben hat. Ob 1825, 1837, 1847, 1857, etc.: Jedes Mal meinten die betroffenen Augenzeugen, dass es jetzt so schlimm sei, wie noch nie zuvor. Fast immer glaubten die Leute auch, dass es sich jeweils um eine so schwere Krise handeln würde, dass davon die weitere wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig gestört wäre.

Übrigens glaubte Karl Marx damals im Jahre 1857, dass die damalige Krise das Ende des Kapitalismus einläuten würde.

Sehr aufschlussreich in diesem Zusammenhang sind auch die Titelseiten des SPEIGEL:

  • 21/1969: „Währungsverfall“
  • 25/1972: „Staatsbankrott?“
  • 49/1674: „Bleibt die Marktwirtschaft?“
  • 37/1980: „Die fetten Jahre sind vorbei!“
  • 51/1980: „Wie weich ist die DM?“
  • 15/1990: „Die Angst ums Geld“
  • 38/1992: „Der Absturz – Deutschland in der Krise“
  • 4/1993: „Wohlstand, ade!“
  • 42/1998: „Krise global!“

Auch hier wette ich, dass der Großteil der Deutschen heute nicht mehr weiß, was der SPIEGEL 1998 mit „Krise global“ meinte. Waren die 1990er-Jahre nicht die Jahre unglaublicher Aktiengewinne?

Der DAX stand Anfang 1998 beispielsweise bei etwa 5000 Punkten. Wer damals, sagen wir, 100.000 Euro in DAX-Werte investierte, der hätte bis heute (nach allen Crashs) einen Betrag von über 273.000 Euro, was einer Rendite von 4,9% p.a. entspricht. Und das trotz all der Krisen und Crashs, die wir zwischen 1998 und heute erlebt haben.

Hier noch einen sehr langfristigen Chart, der die Wertentwicklung von Aktien, Bonds und Gold von 1802-1992 darstellt (Quelle: „Stocks for the Long Run“ von Jeremy Siegel):

Das eigentlich Bemerkenswerte an diesem Chart ist, dass man auf lange Sicht selbst den Crash von 1929 nur als keinen Zacken nach unten wahrnimmt.

Und damit kommen wir zum Kern des Problems. Es ist eine Tatsache, dass sich die Aktienmärkte über ein paar Jahre, ich möchte sagen, fast unmerklich gut entwickeln. In einer Aufwärtsphase laufen und laufen die Kurse und die meisten kriegen das gar nicht groß mit. Aber kaum fallen die Kurse, entsteht eine große allgemeine Aufregung, Panik und Angst.

Dramatische Abwärtsphasen sind viel mehr im Bewusstsein der Allgemeinheit als Aufwärtsphasen. Und dabei wird übersehen, dass in den Aufwärtsphasen in aller Regel mehr Rendite geschaffen wird, als hinterher in einer Crashphase wieder verloren geht. Die Kurse steigen beispielsweise erst einmal 30-40%. Aber sobald ein Kursrückgang von 10-20% kommt, ist das Wehklagen groß. Dabei muss man eine solche negative Phase nur aussitzen, damit meistens schneller als gedacht die entstandenen Verluste wieder aufgeholt sind.

Und eigentlich müsste es jedem Anleger klar sein. Irgendwann wird die Sache mit dem Corona-Virus vorbei sein und irgendwann werden die Kurse wieder steigen. Die Frage ist nur, geschieht dies in einer Woche, in einem Monat in sechs Monaten oder in einem Jahr. Die Annahme jedenfalls, dass Corona die Wirtschaft so schädigt, dass wir über sehr, sehr viele Jahre hinweg nur noch negative Kursentwicklungen sehen werden, ist extrem unwahrscheinlich.

Wenn das aber so ist, und man selbst ein langfristiger Anleger ist, dann besteht eigentlich keinerlei Anlass für Sorge. Ja vielleicht hat man jetzt im Moment Verluste, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird das irgendwann wieder überwunden sein. Und dieses „irgendwann“ verliert genau dann seinen Schrecken, wenn man sich selbst als langfristigen Anleger versteht.

Wer hingegen sein Geld auf einen kurzfristigen Zeitraum angelegt hat, ist bei Aktien sowieso falsch aufgehoben.

Neulich bin ich über eine ganz nette Anekdote gestolpert. Die Japaner hatten nämlich bis 1872 einen eigenen Kalender, der naturgemäß nur sehr wenig mit dem Europäischen (gregorianischen) Kalender zu tun hatte. Beispielsweise kannen die Japaner bis dahin keine 7-Tage-Woche.

Interessanterweise hat die Einführung des europäischen Kalenders in Japan etwas mit Finanzen zu tun …

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Manche Leute behaupten, dass die Staatsverschuldung immer nur größer und größer wird. Manche behaupten sogar, dass die Staatsverschuldung notwendigerweise immer größer wird. Interessant ist daher ein Blick in die jüngere Geschichte.

Als Ronald Reagan 1981 US-Präsident wurde lag die US-Staatsverschuldung bei  1 Billion USD. Reagan meinte, mit Steuersenkungen die Wirtschaft in Schwung bringen zu können. Andererseits gab er viel Geld für Rüstung aus. Das Ergebnis am Ende seiner Amtszeit: Reagan verdreifachte fast die US-Staatsschulden auf 2,857 Billionen USD.

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 Hier ein sehr interessanter Link zum Thema Geschichte der DM.

   Besonders bemerkenswert finde ich die Tatsache, dass die gute alte DM zunächst als schwache Währung begonnen hat. Bis Anfang der 1960er-Jahre war dei DM sozusagen eine Weichwährung. Und genau das war unter anderem eine Voraussetzung für das deutsche Wirtschaftswunder nach dem Krieg. Erst relativ spät wurde die DM zu einer solch harten Währung, an die sich viele von uns erinnern.

Dass die gute alte DM immer und von Anfang an stark war ist ein Mythos. Vielmehr haben wir Deutsche anfangs stark davon profitiert, dass die DM gerade nicht stark war. Mir ist nicht klar, warum so viele Menschen heute meinen, dass eine feslsenfest starke Währung für uns unbedingt gut sei.

Wirtschaftlich kann eine zu starke Wärhung sehr problematisch sein. Gerade die Zeiten, in denen der Gold- oder Silberstandard Gültigkeit hatte, zeigt dies. Es gab kaum schwerere wirtschaftliche Krisen als im Laufe des 19. Jahrhunderts. Und selbst die große Depression in den 1930er-Jahren ist mit Sicherheit auf dem sturen Festhalten an dem Goldstandard verschlimmert worden. Siehe dazu beispielsweise das sehr lesenswerte Buch: Die Herren des Geldes. Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben.

Die älteste Aktie der Welt ist die niederländische Ostindienkompanie. Genau genommen hieß sie „Vereenigde  Oostindische Comagnie„, abgekürzt VOC. Niall Ferguson beschreibt ihre Geschichte sehr schön in seinem Buch“ Der Aufstieg des Geldes: Die Währung der Geschichte“ ab Seite 114.

Diese Aktie konnte man 1602 für 100 Gulden erwerben. Ihr Kurs stieg ohne allzu großen Schwankungen bis 1733 auf einen Kurs von 786. Dies entspricht einem Wertzuwachs von 1,5% p.a. Dazu kommen aber noch die hohen Dividendenausschüttungen von ca. 12,5% pro Jahr. Auf diese Weise wurden die VOC-Aktionäre in den ersten 130 Jahre durchschnittlich 14 Prozent jedes Jahr reicher.

Und das, wie gesagt, ohne dass es hier zu so etwas wie Spekulationsblasen gekommen wäre. Der Handel der VOC-Aktie verlief vielmehr über 130 Jahre ziemlich kontinuierlich.

Ein kluger Mann um das Jahr 1733 hätte also durchaus zu dem Schluss kommen können, dass diese Erfolgsgeschichte der VOC-Aktie weitergeschrieben werden würde. Immerhin konnte man eine sehr guten historischen Mittelwert über die letzten 131 Jahre bilden. Wenn das keine lange Zeitreihe ist!

Nur leider hätte dem Anleger damals dieser historische Mittelwert überhaupt nichts genutzt. Denn ab 1733 ging es abwärts. Und zwar so kontinuierlich wie es die ersten 131 Jahre aufwärts ging, so kontinuierlich (nur ein wenig schneller) ging es dann abwärts. 1794 schließlich lag der VOC-Kurs bei 120.  Das ist ein durchschnittlicher Wertverlust von -3,0 % pro Jahr.  Endgültig aufgelöst wurde die VOC im Jahre 1798.

Aktienmärkte gibt es ja noch nicht so lange. US-Amerikanische Aktien etwa seit 210 Jahren und deutsche Aktien etwa seit 160 Jahren. Manche meinen, diese Zeitreihen bereits statistisch auswerten zu können, um daraus allgemein gültige Erkenntnisse zu gewinnen.

Eigentlich sind diese Zeiträume aber noch viel zu kurz. Möglicherweise hatten wir die letzten 200 Jahre spezielle Umstände, die es nicht gegeben hätte, wenn wir Aktienmärkte, sagen wir, über 2000 Jahre hinweg auswerten könnten.

Insofern ist es sehr interessant, sich einmal die Gold-Silber-Ratio anzusehen. Denn diese Ratio ist bereits seit 5.000 Jahren dokumentiert…

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Wer Geld anlegt, dem geht es um die Zukunft. Nur wenn ich glaube, dass beispielsweise deutsche Aktien künftig gute Renditen erzielen werden, werde ich  in diese Anlageklasse investieren wollen. Nun ist aber die Wertentwicklung von Aktien alles andere als vorhersehbar. Wenn ich heute investiere, könnte es durchaus sein, dass ich in einem Jahr nicht reicher, sondern ärmer bin.

Aber auch das muss mich nicht stören, sofern die Rendite auf lange Sicht stimmt. Bei Aktien bin ich mir also dessen bewusst, dass ich zwar zwischenzeitlich Verluste haben kann, nach einigen Jahren erwarte ich aber eine ordentliche Durchschnittsrendite.

Mit welcher langfristigen Durchschnittsrendite kann ich aber rechnen? Ist es, um beim Beispiel zu bleiben, bei detuschen Standardaktien (DAX) realistisch, langfristig 7%, 8%, 9% oder gar 10% zu erwarten?

Um diese Frage zu beantworten, suchen viele ihr Heil in der Vergangenheit. Man schaut sich also historische Zeitreihen an, analysiert sie und wagt dann den Schluss auf die Zukunft. Man nimmt das, was man kennt (die Vergangenheit), und überträgt es auf das, was man nicht kennt (die Zukunft). An irgendwas muss man sich doch halten, oder nicht?

Gerade bei Kapitalmarktdaten (Aktienkursen, Zinssätzen, Wechselkurse) liefern aber unterschiedlich lange Zeitreihen zum Teil sehr unterschiedliche Ergebnisse. Bezogen auf den Dax bekomme ich z.B. folgende durchschnittlichen Renditen, je nachdem wie viele Jahre ich zurückgehe:

  • durchschnittliche DAX-Rendite der letzten 3 Jahre  (bis 31.01.2011): 3,6%
  • durchschnittliche DAX-Rendite der letzten 5 Jahre: 6,6%
  • durchschnittliche DAX-Rendite der letzten 10 Jahre: 3,3%
  • durchschnittliche DAX-Rendite der letzten 20 Jahre: 10,5%
  • durchschnittliche DAX-Rendite der letzten 25 Jahre: 9,8%
  • durchschnittliche DAX-Rendite der letzten 30 Jahre: 11,4%

Diese Zahlen liegen doch sehr weit auseinander. Woran soll man sich hier halten? Eher an den 3,3%, die in den letzten 10 Jahren erzielt wurden, oder an den 11,4% der letzten 30 Jahre? Welche Zahl ist aussagekräftiger und lässt einen zuverlässigeren Schluss auf künftige DAX-Renditen zu?

 Manche Leute argumentieren:

„Je länger die historische Zeitreihe ist, auf die man abstellt, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie für die langristige Zukunft repräsentativ ist. Je länger die Zeitreihe, desto näher wird sie vermutlich an der erwarteten Rendite oder Wertentwicklung liegen. Die erwartete Rendite ist definitionsgemäß die beste Schätzung der zukünftigen langfristigen Rendite.“

Ich habe daran so meine Zweifel …

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So mancher behauptet ja, dass einer der Fehler unseres heutigen Geldsystems darin besteht, dass wir den sog. Goldstandard nicht mehr haben. In früheren Zeiten waren Währungen an Gold gebunden. Man konnte damals nicht beliebig „Geld drucken“, vielmehr war die Geldmenge begrenzt durch die Goldreserven der entsprechenden Zentralbank.

Gerade während der aktuellen Krise gab es einige, die dafür plädierten, den Goldstandard wieder einzuführen. Mit ihm, so die Behauptung, würde es weniger Finanzkrisen geben.

Dass diese Behauptung falsch ist, sieht man schon daran, dass das ganze 19. Jahrhundert (also in einer Zeit, in der der Goldstandard galt) voll war mit schweren Finanzkrisen. Sehr interessant fand ich aber auch das, was ich in dem Buch „Die Herren des Geldes“ von Liaquat Ahamed gelesen habe …

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Ein Leser dieses Blogs hat mich auf einen SpiegelOnline-Artikel aufmerksam gemacht: „Hall of Shame der Finanzkrise„. Darin geht es um den 633 Seiten starken Abschlussbericht der US-Kommission zur Untersuchung der Finanzkrise (FCIC). Diese Kommission hat 700 Zeugen befragt und Unmengen an Dokumenten ausgewertet, um diejenigen auszumachen, die für die Finanzkrise mitverantwortlich sind.

Ich selbst habe vor einiger Zeit einen Erklärungsversuch für die Finanzkrise gegeben (Link dorthin), sowie eine zusammenfassende Chronologie der Ereigenisse (Link dorthin). Nachfolgend ein paar Bemerkungen zu dem SpiegelOnline-Artikel…

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Ich habe letztens einen Beitrag über das Buch Dieses Mal ist alles anders. Acht Jahrhunderte Finanzkrisen geschrieben (Link zu meinem Beitrag). Die Autoren sind Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff.  Ken Rogoff ist ein amerikanischer Ökonomie-Professor und unterrichtet an der renommierten Harvard Universität.

Am Wochenende (18./19.09) war ein Artikel über Ken Rogoff in der ZEIT. Titel: „Schach und die Kunst der Prognose“. Bemerkenswert ist, dass Rogoff Anfang 2008 vor der Pleite von Großbanken warnte, nur wenige Wochen bevor Bear Stearns gerettet werden musste. Ende 2009 warnte er davor, dass in Folge der Finanzkrise möglicherweise Staaten bankrott gehen könnten. Wenig später musste Griechenland gerettet werden.

Ken Rogoff ist ein Experte, was Finanzkrisen betrifft. Umso erstaunlicher ist es, dass er optimistisch in die Zukunft schaut…

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