Ich habe vor ein paar Wochen eine Buchbesprechung von Gerd Kommers Buch „Kaufen oder mieten?“ auf diesem Weblog veröffentlicht (siehe hier). Ich bin voll des Lobes für dieses Buch und kann es jedem weiterempfehlen, der darüber nachdenkt, eine Immobilie zu erwerben.
Anhand vieler historischer Daten zeigt Gerd Kommer auf, dass die Anlageklasse Immobilien in der Vergangenheit riskanter war, als viele Leute glauben. Und dass die Rendite in den letzten Jahrzehnten bei Immobilien im Durschnitt deutlich niedriger war, als viele Leute behaupten.
Ich hatte nur einen kleinen Kritikpunkt an Gerd Kommers Buch. Er behauptet nämlich, das zwar eine Zeitreihe von 5 Jahren nicht ausreicht, um Aussagen über künftige Kapitalmarktentwicklungen zu machen, – wohl aber eine Zeitreihe von 30 Jahren und mehr. Gerd Kommer meint insbesondere, dass der Mittelwert über Kapitalmarktrenditen über die letzten 30 Jahre einen guten Hinweis für die künftige langfristige Entwicklung ist. Hat man also beispielsweise eine Durschnittsrendite des DAX von 8,2% über die letzten 30 Jahre, so meint Gerd Kommer, dass diese 8,2% auch eine gute Schätzung für künftige DAX-Renditen darstellt.
Ich hingegen bin hier sehr skeptisch. Ich sage: Statistische Auswertungen von vergangenen Marktdaten sind immer mit Vorsicht zu genießen und man ist klug, nicht von vergangenen Entwicklungen auf künftige Entwicklungen zu schließen – vollkommen egal, ob man 5 Jahre oder 30 Jahre analysiert. Der Schluss von der Vergangenheit auf die Zukunft ist generell nicht statthaft, egal wie lange die Zeitreihe ist. So meine Behauptung.
Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich halte ich die Beschäftigung mit Vergangenheitsdaten für aufschlussreich und für interessant. Ich glaube nur nicht, dass man mit ihnen allgemeingültige Aussagen gebründenden kann oder eben Aussagen der Form: „Weil das in der Vergangenheit war, muss das notwendigerweise auch in der Zukunft so sein.“
Gerd Kommer antwortete mir ausführlich mit einer E-Mail, die ich auf meinem Weblog veröffentlichen durfte (siehe hier). Hier schreibt er unter Punkt 11:
„Punkt 11. Vielleicht am wichtigsten: Welche Alternative empfehlen Sie zum Versuch erwartete Renditen für verschiedene Asset-Klassen zu ermitteln. Welche erwarteten Renditen (kurz- und/oder langfristig) nehmen Sie an für bestimmte Asset-Klassen, wenn Sie Portfolios für Ihre Kunden konstruieren? Welche Methode benutzen Sie dafür?“
Ich möchte nachfolgend erörtern, warum man in der Anlageberatung nicht mit erwarteten Renditen im Sinne der modernen Finanztheorie arbeiten muss…
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