Ich habe Mathematik und Philosophie in München studiert und habe in beiden Fächern promoviert. Von 1995 bis 1998 arbeitete ich im Risikocontrolling der Kapitalanlagen weltweit bei der Allianz AG. 1998 machte ich mich selbständig und gründete mein Unternehmen. Seit dieser Zeit arbeite ich als BaFin-lizenzierter Vermögensverwalter.
Für meine Kunden lege ich Geld größtenteils so an, wie es David F. Swensen in seinem Buch „Erfolgreich investieren“ beschrieben hat. Swensen ist langjähriger, sehr erfolgreicher Vermögensverwalter des Yale-Stiftungsvermögens gewesen.
Ein Kernpunkt bei dieser Anlagestrategie ist die Erkenntnis, dass sich ein aktives Management nicht lohnt. Swensen schreibt:
„Es existieren Daten, die eindeutig belegen, dass Investmentfonds-Anleger, die sich Erträge erhoffen, welche über der Marktrendite liegen, so gut wie sicher enttäuscht werden … Es gibt keinen Zweifel, dass ein aktives Management keine zufriedenstellenden Ergebnisse für Privatanleger hervorbringt.“
Selbstverständlich gibt es aktive Fondsmanager, die über ein paar Jahre hinweg besser waren als der Markt. Dies wird gerne als Beleg dafür genommen, dass sich aktives Management doch lohnen würde. Wenn ein Manager beispielsweise fünf Jahre hintereinander besser als der Markt war, dann wird gerne so argumentiert: „Fünf Mal hintereinander besser als der Markt, das kann doch kein Zufall sein. Das wäre ja etwa so wahrscheinlich, wie fünf Mal hintereinander Zahl mit einer Münze zu werfen.“
Der Denkfehler hierbei ist, dass wir solche vermeintlich herausragenden Manager immer nur im Nachhinein erkennen, niemals im Vorhinein. Weltweit gibt es sicher mehr als 10.000 Manager und Vermögensverwalter, dann ist das richtige Münzwurf-Modell so: Nehmen wir z.B. eine Gruppe von 10.000 Menschen in einem Stadion an, jeder ausgestattet mit einer Münze, und jeder wirft die Münze fünf Mal hintereinander. Dann kann man sich die Frage stellen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es unter diesen 10.000 Menschen mindestens einer schafft, fünf Mal hintereinander Zahl zu werden. Die Antwort darauf liefert die Mathematik und diese sagte, dass die Wahrscheinlichkeit bei 100% liegt.
Dass man immer wieder – im Nachhinein – einen herausragenden Manager findet, der rein zufällig über einige Jahre hinweg besser als alle anderen war, liegt absolut im Bereich der Wahrscheinlichkeit. Es wäre eher verwunderlich, wenn man einen solchen Manager nicht finden würde.
Das sind dann genau die Manager, die auf Rankinglisten ganz oben erscheinen. Die allermeisten Anleger und auch Anlageberater meinen, mittels solcher Rankinglisten zu stichhaltigen Anlageentscheidungen kommen zu können. Dabei wird, wie gesagt, verkannt, dass solche Manager einfach nur Glück hatten, und dass das nichts mit Können zu tun haben muss.
Es läuft dann so ab, dass sich die Anleger im großen Stil diesen vermeintlich guten Managern zuwenden. Meistens sind diese Manager aber genau dann kurz vor ihrem Zenit. Und nachdem viel Geld eingesammelt worden ist, verlieren sie ihre Glücksträhne. Einige Zeit danach sehen die Rankinglisten ganz anders aus, und die Anleger glauben, zu denjenigen Managern umschichten zu müssen, die jetzt neu ganz oben stehen. Kein Wunder, dass es so viele Menschen beim Geldanlegen zu nichts bringen!
Hier noch ein Zitat aus dem Buch von Daniel Kahnemann „Schnelles Denken, langsames Denken“:
„Investmentfonds werden von äußerst erfahrenen und tüchtigen Fachleuten gemanagt, die Aktien kaufen und verkaufen, um die bestmöglichen Ergebnisse für ihre Kunden herauszuholen. Dennoch ist die Datenlage nach über fünfzigjähriger Forschung eindeutig: Die Auswahl von Einzeltiteln gleicht eher einem Würfel- als einem Pokerspiel. Im Allgemeinen ist die Wertentwicklung bei zwei von drei Investmentfonds in jedem beliebigen Jahr schlechter als die des Gesamtmarktes.
… Die erfolgreichen Fonds in jedem beliebigen Jahr haben einfach das meiste Glück; sie haben gut gewürfelt. Es besteht Einigkeit unter den Forschern, dass fast alle Stockpicker, ob sie es wissen oder nicht – und nur wenige wissen es –, ein Zufallsspiel spielen.“
Wenn man all das weiß, dann kommt eigentlich nichts anderes in Frage als Indexfonds oder ETFs. Die Frage ist nur, auf welche Weise man das am besten tut. In seinem Buch behauptet David Swensen, dass man am besten wie folgt vorgehen sollte:
Erstens. Man überlegt sich das Anlageuniversum. Was ist wirklich relevant? Ich habe für mich die Frage so beantwortet:
- Europäische Aktien (Stoxx Europe 600, EuroStoxx 50, MSCI Europe)
- US-Aktien (S&P 500, Russel 2000, etc.)
- Japanische Aktien (Nikkei 225, MSCI Japan)
- Schwellenländer (MSCI Emerging Markets)
- Europäische Staatsanleihen
- US-Staatsanleihen
Zweitens. Danach legt man Soll-Quoten fest. Beispielsweise
- Europäische Aktien: 35 %
- US-Aktien: 28 %
- Japanische Aktien: 10 %
- Schwellenländer: 10 %
- Europäische Staatsanleihen: 12 %
- US-Staatsanleihen: 5 %
Drittens. Entsprechend dieser Soll-Quoten investiert man mithilfe passender ETFs.
Viertens. In regelmäßigen Zeitabständen vergleicht man die Ist-Quoten mit den Soll-Quoten und nimmt gegebenenfalls ein Rebalancing vor.
Das heißt: Liegen europäische Aktien beispielsweise bei 38 % (Soll: 35 %) und Staatsanleihen bei 9% (Soll 12%). Dann muss man für 3% europäische Aktien verkaufen und für 3% Staatsanleihen-ETFs nachkaufen, um die ursprünglich festgelegten Soll-Quoten wiederherzustellen.
Liegen umgekehrt europäische Aktien beispielsweise aufgrund einer schwachen Börse bei 30% (Soll: 35%) und Staatsanleihen bei 17% (Soll: 12%). Dann muss man für 5% Staatsanleihen verkaufen und für 5% Aktien-ETFs nachkaufen.
Ein wesentlicher Effekt dieser Strategie besteht darin, dass man immer strikt antizyklisch anlegt. Man kauft immer tendenziell das, was gerade gefallen ist, und verkauft tendenziell das, was gerade gut gelaufen ist. Ziemlich genau umgekehrt im Vergleich zu dem, wie die große Masse der Anleger agiert.
Denn die allermeisten Anleger handeln prozyklisch. Und das ist einer unserer großen menschlichen Schwächen, die einem Börsenerfolg entgegenwirken. Wir neigen dazu, das gut zu finden und kaufen zu wollen, was gerade in der letzten Zeit ein gute Wertentwicklung hatte. Das hingegen, was gerade an Wert verloren hat, meiden wir.
In meiner Praxis mit Privatanlegern könnte ich dazu dutzende Anekdoten erzählen. Zum Beispiel habe ich März 2009 Anlegern zum Kauf von Aktien geraten, die mir dann entgegenhielten, dass ich wohl nicht über die aktuell wütende Finanzkrise informiert sei. Dieselben Anleger kamen dann Jahre später wieder auf mich zu, fest entschlossen, jetzt in Aktien anlegen zu wollen. Allerdings waren da die Kurse 40% höher als 2009. Merkwürdigerweise fällt es vielen Anleger leichter bei hohen Kursen einzusteigen als bei niedrigen.
Es ist wirklich ein Trauerspiel, wie Anleger ständig Geld vernichten, indem sie versuchen auf Trends aufzuspringen, die eigentlich schon kurz vor dem Kippen stehen, nur um dann zu Tiefstkursen wieder in Panik zu verkaufen. Ich halte es lieber umgekehrt. Ich kaufe dann, wenn alle in Panik sind, und stehe auf der Verkäuferseite, wenn alle überoptimistisch sind.
So fielen am Tag nach der Wahl Trumps die Aktienkurse zunächst dramatisch. Ich bekam damals schon Panikanrufe von ein paar Kunden. Der eine oder andere war auch nicht davon abzubringen, all seine Wertpapiere zu verkaufen. Ich stand damals auf der Käuferseite und erwarb im großen Stil Aktien-ETFs für unsere Fonds. Diese ETFs waren bereits eine Woche etwa 10% mehr wert.
Wie gesagt. Das simple Konzept des Rebalancing führt zu einer strikt antizyklischen Anlagestrategie. Und hier hat sich gezeigt, dass es besser ist das Rebalancing häufig durchzuführen. Das ist uns das erste Mal Anfang 2010 aufgefallen.
Wir stellten uns nämlich die Frage, ob es gut war, das Rebalancing wöchentlich vorzunehmen. Dazu betrachteten wir hypothetisch ein Portfolio, das zum 1.1.2009 exakt gemäß unseren Soll-Quoten in ETFs angelegt hätte, und das ganze Jahr über kein Rebalancing durchgeführt hätte. Für dieses Buy-And-Hold-Portfolio berechneten wir die Jahresperformance bis zum 31.12.2009. Diese Performance konnten wir dann damit vergleichen, was unser Global Strategy-ETF-Dachfonds faktisch in 2009 erwirtschaftet hatte.
Das Ergebnis war für uns erst einmal überraschend: Unser ETF-Dachfonds hatte eine Überrendite im Vergleich zu dem hypothetischen Buy-And-Hold-Portfolio von mehr als 2%. Und zwar nach allen Kosten. Das war für uns erst einmal nicht zu verstehen.
Als wir die Sachlage genauer analysierten war klar, woher diese Überrendite kam. Wir nehmen ja mindestens wöchentlich ein Rebalancing vor. Sind die Aktienmärkte tendenziell eher gefallen, kaufen wir Aktien-ETFs zu relativ günstigen Kursen nach. Haben sich nach einer Woche die Kurse wieder erholt, verkaufen wir wieder Anteile an den Aktien-ETFs, diesmal etwas teurer. Und wir streichen Kursgewinne ein. Dann fallen die Kurse wieder und wir stehen wieder auf der Käuferseite. Auf diese Weise sammeln wir, sozusagen wie nebenbei, beständig Kursgewinne ein. Und offensichtlich sind gerade volatile Marktphasen gut für diese Strategie.
Das häufige Rebalancing ist nicht in jedem Jahr besser als Buy-and-Hold gewesen, auf lange Sicht erzielt man so aber durchaus mehr Rendite.
Neueste Kommentare