In meiner beruflichen Praxis erlebe ich es immer wieder, dass Anleger zu mir kommen, um sich eine Zweit- oder vielleicht sogar eine Drittmeinung einzuholen. Der Anleger war zunächst bei einem anderen Finanzberater, sei es bei einem Bankberater oder bei einem selbständigen Honorarberater, ist sich aber unsicher, was er von dessen Vorschlägen zu halten hat. Was ich hier manchmal an unsinnigen Anlagevorschlägen oder an überteuerter Fehlberatung mitbekomme, ist wirklich bemerkenswert.

Ich habe in diesem Blog auch schon hin und wieder darüber geschrieben, z.B.

In letzter Zeit kann man in der Presse immer wieder nachlesen, dass man darauf achten sollte, nicht zu einem provisionsorientierten Finanzberater zu gehen, sondern zu einem Honorarberater. Ich selbst berate ja auch auf Honorarbasis, und dennoch erscheint mir eine so simple Unterscheidung viel zu kurz zu greifen.

Ist Honorarberatung immer besser?

Ich kann verstehen, dass man sich einfache Regeln wünscht, um gute von schlechter Finanzberatung zu unterscheiden. Schön wäre es beispielsweise, wenn man sagen könnte, alle Finanzberater mit einem Bart sind schlecht und alle ohne Bart sind gut. Oder alle Finanzberater, die größer als 1,78 cm sind, sind gut, alle anderen sind schlecht. Wenn es so einfache Unterscheidungskriterien gäbe, dann wäre die Welt sehr schön. Nur leider ist die Welt nicht so einfach strukturiert. Und genauso simpel wäre es, schlicht die Weise, wie sich ein Berater finanziert, als Unterscheidungskriterium zu wählen.

Es ist nämlich sogar so, dass ich gerade in letzter Zeit vermehrt beobachten konnte, dass sich besonders schlechte Finanzberater inzwischen zu Honorarberatern umfirmiert haben. Gerade die schwarzen Schafe haben schnell gemerkt, woher der Wind plötzlich weht, und dass man eine Art Vertrauensvorschuss erhält, wenn man sich heute Honorarberater nennt. Gerade beim Verkauf von Versicherungsprodukten kann man hier sehr merkwürdiges Gebaren beobachten.

Die frühere Abschlussprovision beim Verkauf einer Lebensversicherung wird jetzt dem Kunden selbst in Rechnung gestellt und als“Honorar“ umgemünzt. Dass dieses „Honorar“ nur bei Abschluss fällig ist und außerdem in etwa dieselbe Höhe hat, wie früher die Provision, scheint den Kunden nicht zu stören. Außer der Tatsache aber, dass das Geld jetzt nicht mehr von der Versicherungsgesellschaft, sondern vom Kunden selbst gezahlt wird, scheint sich nichts Wesentliches geändert zu haben.

Schon das sollte ja eigentlich stutzig machen. Denn offenbar wird mit einer solchen Art von Honorar nicht eine Beratungsdienstleistung honoriert, sondern der Vermittlungserfolg. Die Krönung ist dann noch, wenn sich ein solcher Honorarberater „unabhängig“ nennt. Denn ein solcher Berater hat doch ein massives Interesse, den Kunden zu einem Abschluss zu überreden, ob es ihm nun nutzt oder nicht. Nur so verdient er sein „Honorar“. Von Unabhängigkeit kann hier beileibe nicht die Rede sein.

Außer dem wohligen Gefühl, sich durch einen Honorarberater betreut zu wissen, hat der Kunde ansonsten übrigens nur Nachteile. Das Honorar kann er nicht von der Steuer absetzen und im Falle einer vorzeitigen Kündigung ist der Berater nicht in der Stornohaftung. Aber der Abschlussdruck von seiten des „Beraters“ als auch die sehr hohe Vermittlungsgebühr – egal ob sie Provision oder Honorar genannt wird – sind exakt gleich. Der Kunde gibt sich hier nur einer Illusion hin: nur deswegen, weil am Ende er bezahlt, eine bessere Beratung zu erhalten.

Meine Meinung ist, dass man bei Finanzdienstleistungen unterscheiden sollte,

  1. zwischen einmaliger Beratung oder einmaliger Vermittlung eines Produktes
  2. laufender Betreuung.

Jemand ist in der ersten Situation, wenn er z.B. seine Finanzen ordnen möchte, und von außen Hinweise und Tipps haben möchte, was er besser machen könnte. Oder wenn er seine Altersvorsorge regeln möchte. Oder wenn er darüber nachdenkt, ein bestimmtes Versicherungsprodukt (z.B. einen Rürup-Vertrag) abzuschließen und sich unsicher ist, ob das wirklich eine gute Idee ist.

Ich denke, dass das alles Beispiele von Situationen sind, in denen es nicht gut ist, mit einem Finanzdienstleister zusammenzukommen, der ein Interesse darin hat, ein bestimmtes Anlageprodukt zu vermitteln. Ein „Finanzberater“ der Verkaufsdruck hat, kann einen Kunden nicht wirklich im Sinne des Kunden beraten.

Aber auch hier sieht man, dass es egal ist, ob dieser Verkaufsdruck von Provisionen herrührt oder davon, dass der Honorarberater zunächst „kostenlos“ berät, aber nur im Falle eines Abschlusses ein paar Tausend Euro „Honorar“ kassieren wird. Dieser Honorarberater wäre ja über die Maßen selbstlos, wenn er den Kunden zwei Stunden umsonst berät, aber am Ende sagt, dass alle Lebensversicherungen oder anderen Finanzprodukte, durch deren Vermittlung er erst sein Honorar bekäme, nichts für den Kunden sind. Er müsste ja – im Interesse des Kunden – ganz bewusst auf sein eigenes Honorar verzichten. Wer macht denn so etwas?

Wer also in einer Erstberatung oder einer einmaligen Beratung eine wirklich gute Dienstleistung will, sollte vor allem darauf achten, dass sein Berater keinen Verkaufsdruck hat. Und das, meine ich, ist am besten dadurch gewährleistet, dass der Berater ein Beratungshonorar erhält, das davon abhängt, wie lange der Finanzdienstleister mit der Beratung beschäftigt ist. Braucht er 5 Stunden, ist eben mehr zu zahlen, als wenn nur 2 Stunden benötigt werden. Und vor allem sollte dieses Honorar bezahlt werden, unabhängig davon, ob am Ende ein Abschluss stattfindet oder nicht. Das ist für alle Seiten die fairste Lösung. Der Kunde muss die Gewissheit haben, dass er nicht am Ende mit mehr oder weniger starken Druck doch wieder in ein Finanzprodukt gedrängt wird, das er eigentlich nicht will und eigentlich nicht braucht.

Und um diese Gewissheit noch zu vergrößern, ist es eine gute Idee, dass die Beratung von vornherein unter dem Vorzeichen steht: Hilfe zur Selbsthilfe. Das heißt, dass der Berater versucht, dem Kunden alles so zu erklären, dass der Kunde dann hinterher alles alleine und ohne weitere Unterstützung des Finanzdienstleisters umsetzen könnte, wenn er denn will.

Wenn eine Beratung unter diesem Vorzeichen steht, ist, meiner Meinung nach, am allerbesten gewährleistet, dass der Finanzberater nicht doch letztlich seine eigenen Interessen verfolgt.

Anders sieht es aus, wenn der Kunde – nachdem er erfahren hat, wie er theoretisch alles alleine machen könnte – sagt, dass er sich das dennoch nicht zutraut und deswegen eine laufende Unterstützung durch den Finanzberater wünscht. Dann mündet die einmalige Beratung in eine dauerhafte Betreuung. Und hier sollten, meiner Meinung nach andere Regeln für die Honorierung des Finanzdienstleister gelten. Und hier könnte eventuell das Provisionsmodell sogar für den Kunden selbst vorteilhaft sein. Wichtig aber ist, dass man ideologiefrei darauf schaut, was für den Kunden tatsächlich das Beste ist.

In einem Magazin habe ich eben einen „Börsenausblick“ gelesen. An dieser Stelle will ich nicht sagen, wer diesen Ausblick verfasst hat noch aus welchem Magazin ich ihn habe, da ich niemanden persönlich bloßstellen möchte. Ich gebe im Folgenden den Text wieder und gebe meine Kommentare dazu. Der Ausblick beginnt so:

„Die Rahmenbedingungen für 2017 lassen sich aus heutiger Sicht nur schwer einschätzen.“

OK, war das je anders? Gab es irgendwann einmal einen Zeitpunkt, an dem ganz klar war, wie sich die Börse weiterentwickeln wird? Und wie war das, als sich die meisten Marktbeobachter ziemlich einig in ihren Prognosen waren? Trat dieser Konsens dann tatsächlich ein oder standen dann die meisten letztlich als begossene Pudel da?

Ich erinnere mich beispielsweise noch gut an den April 2007. Damals besuchte ich eine Konferenz, bei dem Chefanalysten und die Creme de la Creme der deutschen Volkswirte anwesend waren. Kein einziger sah die kommende Krise voraus, die nur ein paar Monate später einsetzte. Und es herrschte ein sehr schöner Konsens darüber, dass es an der Börse tendenziell positiv weitergehen werde.

Oder bis Mitte 2014 gab es einen Konsens, dass der Ölpreis steigen wird. Dass er aber dann in Folge so stark einbrechen würde, sah damals niemand.

„Daher sollten Anleger vorsichtig sein …“

Wann sollten Anleger bitte nicht vorsichtig sein?

„… und ihr Portfolio breit über unterschiedliche Anlageklassen diversifizieren, …“

Ich verstehe nicht, was jemand damit sagen will. Jetzt ist Diversifikation gut, aber zu anderen Zeiten ist Diversifikation schlecht? Eigentlich steht im jeden Lehrbuch zum Thema Geldanlage, dass man generell und immer auf eine gute Diversifikation achten sollte.

„Denn trotz der vielen positiven Faktoren könnten sich sowohl Zentralbank und politische Entscheidungen als unternehmensspezifische Nachrichten zu einem Störfaktor für die Wertpapiermärkte entwickeln.“

Und trotz des guten Wetters heute, könnten Wolken aufziehen und Regenwetter aufkommen. Es könnte aber auch, wer weiß, alles bleiben, wie es ist. Könnte, könnte, könnte … Was sind denn das für Banalitäten?

Interessant an dieser Stelle ist, dass es exakt dieselbe Sprache ist, wie sie von Astrologen und anderen Wahrsagern verwendet werden. Einige wichtig klingende Worte, wie z.B. „Zentralbank“, „unternehmensspezifisch“ etc. werden zu einer aussagenlosen Trivialität zusammengeflochten.

„Zudem wird es auch im Jahr 2017 darauf ankommen, die Chancen und Risiken einzelner Märkte und Segmente richtig zu beurteilen, um Investitionen in mögliche Verlierer zu vermeiden.“

Die Frage ist doch an dieser Stelle, ob es überhaupt – im Vorhinein – möglich ist, „Chancen und Risiken einzelner Märkte und Segmente richtig zu beurteilen“.

Nehmen wir an, es ist möglich, naja, dann ist der ganze Satz aber wieder eine nichts sagende Trivialität. Denn warum sollte es in 2017 wichtig sein Chancen und Risiken einzelner Märkte richtig zu beurteilen, nicht aber in 2016 oder in 2015?

Und wenn es möglich ist, warum bleibt der Autor dann so vage? Warum sagt er uns nicht konkret welche genauen Märkte und Segmente welche Chancen und Risiken haben?

Nehmen wir aber an, dass das sowieso vergebliche Liebesmüh ist, suggeriert der Autor dann nicht etwas, was es gar nicht gibt. Für mich klingt der obige Satz etwa so: „Damit Ihr nächster Urlaub besonders schön wird, wird es darauf ankommen, dass Sie das Wetter am Zielort richtig einschätzen.“

„Ebenso wird die richtige Einschätzung der Entwicklung des Euro einen erheblichen Einfluss auf die Wertentwicklung der Portfolios von Investoren, die auch außerhalb der Eurozone investieren wollen, haben.“

Und wer gerne Bananen isst, sollte auf den Bananenpreis achten. Hören die Banalitäten denn nicht auf?

„Auch 2017 sollten mögliche Rückschläge genutzt werden, um eventuell einzelne Positionen im Portfolio aufzustocken. Um diese taktischen Transaktionen durchführen zu können ist es notwendig, einen Teil des Portfolios in Cash vorzuhalten.“

Das ist immerhin eine einigermaßen konkrete Aussage. Nehmen wir beispielsweise jemanden an, der sein ganzes Geld in den DAX anlegen möchte. Der Autor rät dazu, das eben nicht vollständig zu tun, sondern einen Teil seines Vermögens, sagen wir, auf einem Tagesgeldkonto zu belassen. Wichtig wäre jetzt natürlich noch eine Aussage darüber gewesen, wie hoch dieser Anteil sein soll. 50 Prozent, 10 Prozent oder nur 5 Prozent?

Die nächste Frage aber ist, ob das wirklich ein so guter Rat ist. Es könnte doch auch folgendes Szenario eintreten: Der DAX steigt das ganze Jahr unaufhörlich und die Kurse, die wir jetzt haben, werden im Laufe des Jahres nicht unterschritten.

In diesem Fall wäre der Rat zu einer Liquiditätsreserve – um bei einem Kursrückschlag zu investieren – fatal. Erstens für die Performance des eigenen Vermögens, zweitens aber auch für die arme Seele des Anlegers. Denn von Monat zu Monat zusehen zu müssen, wie einem die Kurse davonlaufen, bereitet Schmerzen.

Es könnte aber auch sein, dass wir tatsächlich, sagen wir mal, in einem Monat einen heftigen Kursrückschlag haben werden. Wer wird denn dann wissen, ob dann schon der Tiefpunkt erreicht sein wird. Meine Erfahrung ist, dass viele Anleger mit dem Vorhaben scheitern, bei Kursrückschlägen nachzukaufen, weil sie Angst haben, dass es noch weiter runtergehen könnte. Viele warten, warten und warten … und schließlich haben sie doch den besten Zeitpunkt verpasst.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich von solchen taktischen Ratschlägen überhaupt nichts halte. Es hört sich natürlich gut an, eine Liquiditätsreserve zu halten, um bei Kursrückschlägen kaufen zu können. Und – im Nachhinein – sieht es ja ganz klar aus, wann man hätte einsteigen sollen und wann man noch weiter hätte warten sollen. Ja im Nachhinein – jeder Anleger muss aber jetzt Geld anlegen, ohne zu wissen, was danach kommt.

In der Praxis ist das mit so vielen konkreten Fallen und Schwierigkeiten verbunden, dass ich einem Privatanleger wirklich nur von solchen taktischen Spielchen abraten kann.

Ich frage mich ernsthaft, warum Leute Geld bezahlen, um solche „Börsenausblicke“ zu lesen.

Vermögensverwaltung München

Seit 2014 ist die Honorarberatung gesetzlich geregelt. Der offizielle Titel lautet: Honoraranlageberatung nach § 36c Abs. 1 WpHG. Wer diesen Titel will, muss das erst bei der BaFin beantragen und untersteht einer laufenden Überwachung durch die Aufsichtsbehörde. Davor war der Begriff „unabhängige Honorarberatung“ nicht geschützt.

Ein unabhängiger Honorarberatung gemäß WpHG muss drei wesentliche Kriterien erfüllen.

Erstens darf er nicht auf bestimmte, wenige Anbieter beschränkt sein, sondern muss eine hinreichende Unabhängigkeit von Produktanbietern nachweisen können.

Zweitens darf ein Honorarberater ausschließlich von seinen Kunden vergütet werden. Er darf keinerlei Provisionen annehmen. Höchstens, um sie danach umgehend an seine Kunden weiterzugeben.

Den dritten Punkt habe ich bereits erwähnt. Er muss sich nämlich bei der BaFin registrieren lassen. Stand heute sind (nur) 19 unabhängige Honorarberater gemäß WpHG eingetragen.

Das ist tatsächlich eine sehr kleine Zahl. Anscheinend interessieren sich die allermeisten Finanzdienstleister nicht für diesen Titel. Einerseits bringt es zwar einen gewissen Marketing-Vorteil, wenn man sich selbst offiziell als unabhängiger Honorar-Anlageberater bezeichnen kann. Andererseits aber ist der aufsichtsrechtliche und administrative Aufwand so hoch, dass viele Finanzdienstleister diesen Schritt scheuen.

Außerdem kommt noch dazu, dass die Idee einer unabhängige Honorarberatung vielleicht ganz gut klingt. In der Praxis ist es aber nicht immer klar, ob der Kunde so am besten wegkommt. Es mag vielleicht paradox klingen, aber bisweilen ist die Honorarberatung für den Kunden eher von Nachteil.

Zum Beispiel werden Menschen mit kleinen Anlagebeträgen in der Regel mit dem Provisionsmodell weniger Kosten haben als mit der Honorarberatung. Das sieht man bereits an Großbritannien. Dort ist nämlich inzwischen die Beratung auf Provisionsbasis verboten, mit der Folge, dass kleinere Anleger keine Beratung mehr erhalten. Schlicht, weil sie es sich nicht mehr leisten können.

Honorarberatung hat zudem steuerliche Nachteile. Bei einer Provision fällt keine Mehrwertsteuer an, bei einem Beratungshonorar hingegen schon. Ferner schmälert eine Provision unter Umständen die Anschaffungskosten und ist somit steuerwirksam, ein Beratungshonorar hingegen lässt sich nicht von der Steuer absetzen. Schließlich müssen an den Kunden rückvergütete Bestandsprovisionen von dem Kunden als Einnahmen versteuert werden.

Hier ein Rechenbeispiel. Nehmen wir einen Anleger A an, der 100.000 Euro in einen Fonds anlegt, bei dem 0,5% Bestandsprovision für den provisionsorientierten Berater anfällt. Nehmen wir ferner an, dass der Fonds 4,5% Rendite p.a. über 10 Jahr erzielt. Dann hat A nach 10 Jahren 155.297 Euro angespart. Verkauft er nun alle Fondsanteile. so wird der Gewinn von 55.297 Euro versteuert, und ihm bleiben unterm Strich 139.814 Euro.

Nehmen wir nun einen Anleger B an, der auch 100.000 Euro in denselben Fonds anlegt. Diesmal aber über einen Honorarberater kauft, der ihm die Bestandsprovision von 0,5% pro Jahr immer rückvergütet, dafür aber für seine laufende Betreuung ein jährliches Honorar in Höhe von 0,5% in Rechnung stellt.

B muss jedes Jahr die rückvergütete Provision versteuern, so dass ihm faktisch nicht 0,50% bleiben, sondern nach Steuern nur 0,36% oder 360 Euro. Da er auf das Honorar Mehrwertsteuer zahlt, wird er an den Honorarberater 0,595 % oder 595 Euro zahlen müssen. Unterm Strich kostet ihm die Honorarberatung also 595 – 360 = 235 Euro. Das sind Kosten, die er aber nicht von seinem Kapitalgewinn abziehen kann.

Über 10 Jahre hinweg wird auch der Anleger B, so wie A, ein Fondsvermögen von 155.297 Euro erreichen. In der Zwischenzeit wird er jedes Jahr Provisionen rückvergütet bekommen, dafür aber Honorarkosten haben, was für ihn insgesamt und unterm Strich auf 2.887 Euro hinausläuft. Das sind die Kosten, die er über die 10 Jahre nicht von der Steuer absetzen kann.

Verkauft B nun alles, so bleiben ihm nach Abzug der Steuern, so wie A, 139.814 Euro. Zieht man jetzt aber noch die oben genannten 2887 Euro ab, so hat B nach allen Kosten und Steuern gerechnet über 2800 Euro weniger in der Tasche als A.

An diesem Rechenbeispiel sieht man, dass die Honorarberatung für sich genommen noch keinen Vorteil darstellt. In der Praxis kann sie dem Kunden erheblich teurer kommen als das herkömmliche Provisionsmodell.

Der entscheidende Punkt kann also nicht sein: Honorarberatung oder Provisionsmodell? Nein, die entscheidenden Punkten sind vielmehr:

  • Wo hat der Kunde ein möglichst gutes und faires Gebührenmodell?
  • Wie erhält der Kunde eine wirklich gute Finanzberatung?

Um den ersten Punkt beurteilen zu können, ist vor allem Transparenz wichtig. Merkwürdigerweise habe in den letzten Jahren vermehrt erlebt, dass gerade im Versicherungsbereich Honorarmodelle angeboten werden, die dem Kunden um vieles teurer zu stehen kommen als das herkömmliche Provisionsmodell.

Die Kunden ticken aber oft so: „Aha, er berät auf Honorarbasis. Also ist er einer der Guten, das hört und liest man doch so immer in den Medien.“  Und weil sich der Kunde sicher ist, bei einem der „Guten“ gelandet zu sein, überprüft er nicht mehr, wie viel er alternativ beim Provisionsmodell gezahlt hätte. Was ihm also abgeht, ist exakt mangelnde Transparenz – was sich in diesem Fall paradoxerweise Honorarberater zunutze machen.

Also egal ob herkömmlicher Berater oder Honoraranlageberater: Der Kunde darf nicht blind vertrauen, sondern sollte gründlich nachrechnen.

Was den zweiten Punkt betriff: Wie man überhaupt eine gute Finanzberatung erhält, schreibe ich später einmal.

 

 

 

… vor allem wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. Dieses Bonmot wird Mark Twain zugeschrieben.

In der Süddeutschen Zeitung vom 30.01.2017 wird das Buch „Geschichte der Zukunft“ des Historikers Joachim Radkau vorgestellt. Darin geht es darum, wie sich im Laufe der Zeit die Vorstellung von der Zukunft gewandelt hat. Wenn nämlich ein Historiker die Menschen in ihrer Zeit verstehen will, dann gehört dazu auch, welches Bild von der Zukunft sich die Menschen damals gemacht haben.

Beschäftigt man sich aber damit, welche Vorstellungen von der Zukunft die Menschen früher hatten, dann sticht vor allem eines ins Auge: wie häufig sich die Menschen über die Zukunft getäuscht haben. In der SZ steht:

„Egal auf welche Zukunftsprognosen man blickt: Man sieht nur Irrtümer. Das Wirtschaftswunder sehen Politiker und Ökonomen ebenso wenig vorher wie die Wiedervereinigung, die Ölkrise, die 68er-Bewegung. Stattdessen hielt man es in den Sechzigern für wahrscheinlich, dass Menschen bald Bergwerke auf dem Mond betreiben und einen Großteil ihrer Nahrung in Tablettenform zu sich nehmen.“

Das Problem ist nur, dass man sehr schnell die falschen Prognosen wieder vergisst. Und im Nachhinein meint, die vergangene Entwicklung sei immer klar gewesen und wäre mit einer Art inneren Notwendigkeit geschehen.

Gerade im Finanzbereich begegnet man erstens einer überbordenden Fülle an Fehlprognosen, und zweitens den nicht klein zu kriegenden Glauben, dass sich die Kapitalmärkte gemäß einer gewissen Gesetzmäßigkeit verhalten würden (und daher – sofern man diese Gesetzmäßigkeit nur kennt – alles vorhersehbar ist).

Noch vor ein paar Jahren traf ich auf Leute, die der festen Überzeugung waren, der Ölpreise können nur steigen. Dass er zwischenzeitlich um etwa die Hälfte fällt (wie geschehen), war für sie völlig undenkbar.

Die permanenten falschen Zukunftserwartungen im Finanzbereich sind wirklich bemerkenswert. Fast noch bemerkenswerter aber ist, wie wenig diese Irrtümer zur Kenntnis genommen werden. Normalerweise geht man ja davon aus, dass die Menschheit mit der Zeit schlauer wird und aus ihren Fehlern lernt. Viele Anleger oder Anlageberater scheinen aber über Jahrzehnte hinweg nichts dazuzulernen.

Warum ist das so? Weil Kapitalmarktprognosen vor allem einem Zweck dienen: Sie stellen ein Marketing-Instrument für Finanzdienstleister dar. Sie dienen eben größtenteils NICHT einer Renditeverbesserung der betreuten Vermögen. Nein, Prognosen helfen dem Finanzdienstleister, potenzielle Kunden auf sich aufmerkasm zu machen.

Man schaue hierauf Internet-Anzeigen an mit dem Inhalt „Der Euro bricht bald zusammen – retten Sie Ihr Vermögen“ oder ähnlich. Die Idee ist, dass man eine gerade verängstigte Klientel anspricht, die sich dann (hoffentlich) meldet und denen man dann für teures Geld seine Heilsideen verkaufen kann.

Oder wenn im Fernseher Bankenvertreter anscheinend klug daherreden und schlau analysieren, warum was geschehen wird. Es geht doch letztlich nur darum, einen Interviewtermin im Fernsehen zu bekommen, auf diese Weise aufzufallen, kompetent zu erscheinen, um so mögliche Neukunden zu gewinnen.

Marketing. Nichts als Marketing.

Das merken die Kunden spätestens dann, wenn sie ein paar Jahre auf die Prognosen eines Finanzdienstleisters vertraut haben und gemerkt haben, dass die Performance Ihrer Wertpapierdepots nicht besser war, als hätten sie darauf verzichtet.

Wie würde man aus den Fehlern lernen?

Antwort: Indem man sich Anlagestrategien überlegt, die unabhängig von Prognosen funktionieren.

 

Der Start ins Börsenjahr 2016 war ein Desaster, die Aktien erlitten hohe Verluste. Alleine der DAX verlor bis etwas 10.2.2016 bis zu 19%. Das war der schlechteste Börsenstart seit 50 Jahren. Bis April erholten sich dann die Aktienmärkte zwar, danach kam aber immer wieder Störfeuer von politischer Seite.

Am 23. Juni stimmten die Briten mit knapper Mehrheit für den Ausstieg aus der EU. Die Folge war ein kurzzeitiger Kursabsturz von Aktien um bis zu 10%. Innerhalb einer Woche waren die Verluste aber bereits wieder ausgeglichen. Und die Aktienmärkte machten bis August einen weiteren Anlauf.

Bis zur US-Präsidentschaftswahl am 8. November. Für die meisten überraschend gewann Donald Trump knapp. Ähnlich wie beim Brexit reagierten auch am Tag nach der US-Wahl die Aktienmärkte zunächst mit hohen Verlusten, diesmal von bis zu -6%. Und auch jetzt erholten sich die Kapitalmärkte schnell.

Schließlich legten die Aktien noch eine Jahresend-Ralley hin, die Kurse stiegen in den letzten Wochen des Jahres 2016 um bis zu 10%.

Nach diesem wechselhaften Geschehen, war das Fazit für das Jahr 2016 so:

  • DAX-Rendite in 2016: 6,9%
  • Euro Stoxx 50 in 2016: +0,55%
  • S&P500 in 2016: +9,76%
  • 1 Euro in USD: -2,81%
  • Gold in USD: +9,13%
  • Inflationsrate 2016 in Deutschland: 1,7%

Man kann von Trump halten was man will, aber historisch gesehen war der Kursanstieg nach seinem Wahlsieg der größte Kursanstieg unmittelbar nach einer US-Präsidentenwahl seit 1900.

Einen Ausblick zu geben ist schwer. Wie sagte Mark Twain? –  „Prognosen sind dann besonders schwer, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen.“ Und gerade derzeit gibt es eine Reihe von Unsicherheiten.

Meiner Meinung nach zählt letztlich die richtige strategische Ausrichtung. Versuche, aufgrund bestimmter Ereignisse durch kurzfristiges Trading die richtigen Entscheidungen zu treffen, sind in der Regel ohne Erfolg. Das zeigte ganz besonders gut das Jahr 2016. Wer aufgrund des Brexit-Referendums oder einen Tag nach der US-Wahl schnell Aktienpositionen verkaufte, musste schwere Verluste hinnehmen.

Besser war es, diese Kursrückschläge durch antizyklisches Handeln auszunutzen. Dazu gehört ein klares Anlagekonzept, das strategisch und langfristig ausgerichtet ist. Ein solches Vorgehen halte ich auch in 2017 für zielführend.

Symbole der Vermögensverwaltung

An dem Mittwochvormittag, an dem klar wurde, dass Donald Trump gewählt wurde, verlor der DAX zunächst bis zu 4%. Stunden zuvor ist bereits der japanische Nikkei 225-Index um mehr als 5% gefallen. Ich hatte bereits um 8 Uhr die ersten Anrufe besorgten Kunden, die jetzt das Schlimmste für ihre Geldanlagen befürchteten.

Mein Anlagekonzept besteht darin, dass ich erstens mit Vorliebe ETFs (Indexfonds) verwende und zweitens nach Möglichkeit antizyklisch handle. „Antizyklisch“ bedeutet, dass ich für meine Kunden regelmäßig ein sogenanntes Rebalancing vornehme. Das heißt, dass ich diejenigen ETFs tendenziell nachkaufe, die gerade an Wert verloren haben, und dass ich diejenigen ETFs tendenziell verkaufe, die gerade an Wert gewonnen haben.

Die Situation am Mittwochvormittag nach der US-Wahl war also klar. Gemäß dieser antizyklischen Strategie mussten Aktien-ETFs nachgekauft werden. Neben Nikkei 225-ETFs kaufte ich vor allem amerikanische S&P-500-ETFs.

Noch am selben Tag drehte die Börse. Das was ich zu Tagesbeginn zu Tiefstkursen erwerben konnte, war am Ende des Tages bis zu 5 % mehr wert.

Inzwischen ist die Börse noch weiter gestiegen. Heute am Montag nach der Wahl steht wieder ein Rebalancing für meine Kunden an. Da die Kurse so gestiegen sind, verkaufe ich einen Teil der Aktien-ETFs. So haben wir bei einem ETF innerhalb von nicht einmal einer Woche 6,5% Rendite erzielen können, für ein anderes sogar 12,9%.

Genau dieses gegenläufige Agieren hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass wir mehr Rendite erzielen konnten im Vergleich zum einfachen Kaufen-und-Halten.

Wie so viele, bin auch ich regelrecht geschockt über das Abstimmungsergebnis der Briten. Und auch traurig. Mit Sicherheit wird der 23. Juni 2016 in die Geschichtsbücher eingehen. Die große Frage ist jetzt natürlich, wie es weitergehen wird.

Über die politischen Konsequenzen steht es mir nicht zu, eine Meinung zu äußeren. Wirtschaftlich erscheint es mir mehr als klar, dass die Folgen für die Briten negativ sein werden. Die Brexit-Befürworter stimmten für einen Austritt aus der EU, vor allem aus Angst vor Überfremdung durch Zuwanderer. Die Zuwanderer nach Großbritannien hatten bisher aber vor allem einen positiven wirtschaftlichen Einfluss. Viele von ihnen haben Billigjobs übernommen, die die Briten selbst nicht machen wollen, und zwar beispielsweise in der Landwirtschaft und in der Gastronomie. Die sich jetzt abzeichnende Abschottungspolitik, wird für die betroffenen britischen Unternehmen, die auf diese Billigjobs angewiesen sind, schwerwiegende Konsequenzen haben. Während derzeit beispielsweise Erntehelfer in England größtenteils zugewanderte Polen sind, werden das künftig die Briten wieder selbst machen  müssen – oder es macht eben keiner.

Für Europa insgesamt sehe ich die wirtschaftlichen Folgen hingegen weniger dramatisch. Gerade auf lange Sicht. Im Moment herrscht natürlich die Unsicherheit, wie die Trennung im Detail umzusetzen sein wird. Hier wird sehr viel zu klären sein. Die Welt wird aber nicht untergehen, irgendwie werden die Dinge geregelt werden und weiterlaufen.

Das aktuelle Problem für die Börsenkurse ist allerdings gerade die Unsicherheit, die fehlende Klarheit. Und deswegen werden wir selbstverständlich  in den nächsten Tagen und Wochen eine schwierige, schwankungsreiche Börse erleben. In erster Linie ist das aber, wie man so sagt, eine „politische Börse“. Und es gibt den Börsenspruch: „Politische Börsen haben kurze Beine.“ Das heißt, dass die jetzige politische Abstimmung der Briten Wellen schlagen wird, ob kurz oder lang aber mit Sicherheit wieder Normalität an den Börsen einkehren wird.  Spätestens dann, wenn der (psychologische) Schock verdaut worden ist.

Wer die Nerven dazu hat, ist das momentan eigentlich der beste Zeitpunkt zum Einstieg.

Sehr interessant ist, was gerade der Autokonzern BMW mitgeteilt hat: „Die Konsequenzen sind heute noch nicht absehbar… Wir erwarten jedoch zunächst keine unmittelbaren Auswirkungen auf unsere Aktivitäten in Großbritannien.“ Immerhin verkauft BMW etwas mehr als zehn Prozent seiner Autos in Großbritannien. Diese Aussage werde ich als Indiz, dass die aktuellen Kursabschläge mehr als übertrieben sind. Wie bereits sagte: Die Unsicherheit ist jetzt zwar groß, was für die Kurse schlecht ist, aber – selbstverständlich – wird es irgendwie weitergehen.

Die Volksabstimmung in Großbritannien und der drohende Austritt Großbritanniens aus der EU dominieren momentan alles. Letzte Woche sind deswegen die Kapitalmärkte um bis zu 8 Prozent gefallen. Zeitweise kam regelrecht Panik auf. Immerhin sind sich fast alle einig, dass der „Brexit“ wirtschaftlich schlechte Folgen haben wird. Und zwar vor allem für die Briten selbst, nicht so sehr für die anderen Europäer. Großbritanniens Bruttoinlandsprodukt ist nämlich zu 15 Prozent von Exporten in die EU abhängig, umgekehrt hängen die anderen EU-Staaten nur mit 2,5 Prozent von Exporten nach UK ab. Natürlich hätte ein Brexit auch für das eine oder andere europäische Unternehmen negative Folgen, immerhin würden sowohl Exporte als auch Investitionen nach Großbritannien erschwert werden. Für die Briten selbst wäre das Ganze jedoch mit Sicherheit noch negativer. Gemäß einer (britischen) Studie, hätte in diesem Fall ein typischer britischer Hauhalt etwa 4000 Pfund im Jahr weniger Einkommen.

Dennoch: Rechtfertigen die voraussichtlichen negativen Folgen eines Brexits die dramatischen Kursbewegungen im Laufe der letzten Woche? Ich meine nein. Was die Kurse vor allem fallen ließ, war die Ungewissheit. Entgegen dem, was viele glauben, sind nicht schlechte Nachrichten für sich alleine Gift für die Kapitalmärkte. Gift ist vielmehr die Unsicherheit. Immer wieder kann man erleben, dass Börsenkurse fallen oder stark schwanken, solange sich negative Nachrichten als wahrscheinlich abzeichnen, aber noch nicht feststehen. Sobald sie aber definitiv feststehen, die Unsicherheit somit weg ist, passiert nicht selten das Erstaunliche und die Börsenkurse steigen wieder. Vielen erscheint das dann als merkwürdig oder paradox.

Derzeit haben wir noch die Phase der Ungewissheit. Und da ist eine volatile oder sogar fallende Börse nichts Ungewöhnliches. Ich halte es aber für wahrscheinlich, dass alles vergessen sein wird und wir wieder deutlich höhere Börsenkurse sehen werden, sobald wieder Gewissheit herrscht – sei es, dass der Brexit (wie ich hoffe) nicht stattfinden wird oder der Brexit endgültig vollzogen sein wird. Mit Sicherheit wird die Welt nicht untergehen, so oder so. Die Schweiz oder Norwegen sind ja auch nicht in der EU und dennoch findet ein wirtschaftlicher Austausch mit der EU statt.

Weitere Links:

Wenn es derzeit um die Geldanlage geht, wird fast immer über die aktuelle Niedrigzinsphase gestöhnt. Nicht selten heißt es, dass sich Sparen heute nicht mehr lohnen würde, oder dass die Altersvorsorge vieler Menschen in Gefahr sei.

Ich selbst sehe die Sache differenziert. Für die Finanzbranche, das heißt die Banken und die Versicherer, sind die aktuellen niedrigen Zinsen tatsächlich schlimm, nicht aber für den Privatanleger.

Hätten wir allgemein Zinssätze von beispielsweise 5%, so ist es für Bank viel leichter ihre Margen zu erwirtschaften. Sie würden dann, sagen wir 4% Zinsen auf ihre Einlagen zahlen und 6% für Kredite verlangen.Von der Marge von 2% läßt sich dann gut leben.

Ist das Zinsniveau niedrig, wie aktuell, dann fallen naturgemäß auch die Margen für die Banken viel niedriger aus.

Die Versicherer haben ein Problem, weil sie mit einem Garantiezins von 1,25% kalkulieren. Je niedriger aber das allgemeine Zinsniveau, umso schwieriger ist es, diesen Garantiezins tatsächlich zu erwirtschaften. Mit Bundesanleihen oder ähnlich sicheren Geldanlagen geht das derzeit beim besten Willen nicht.

Ohne Zweifel stellt also die Niedrigzinsphase für die Finanzbranche ein großes Problem dar. Für Privatanleger aber zählt letztlich nur das Verhältnis zwischen Netto-Rendite (also Zinsen abzüglich Steuern) zur Inflation. Und dieses Verhältnis ist derzeit relativ gut.

Nehmen wir als Beispiel das Jahr 1980. Damals bekamen Anleger Zinsen auf ihr Tagesgeld von 9%. Das klingt erst mal sehr gut. Zu berücksichtigen ist aber, dass davon natürlich auch Steuern abgezogen werden mussten. Nach Steuern blieben dem Anleger damals, sagen wir, 6%. Bedenkt man nun, dass die Inflationsrate damals bei etwa 8% lag, so hatten Anleger damals unterm Strich ein Minus von -2%.

In den 1990er-Jahren bekam man einmal 4% Zinsen aufs Tagesgeld, nach Steuern sagen wir 2,5%. Die Inflation lag aber auch rund bei 3%, also hatten Anleger damals auch ein Minus von etwa 0,5% (alles grobe überschlägige Rechnungen).

Derzeit bekommt man auf Tagesgeldkonten noch 0,5% Zinsen. Nach Steuern sind das 0,37%. Dei Inflationsrate im April 2016 lag in Deutschland bei -0,1%, im Monat davor bei 0,30%. Je nachdem erhält man also ein Plus für den Sparer nach Inflation von zwischen 0,07 und 0,47 %. Das ist mehr als beispielsweise 1980.

Für den Sparer, so meine Meinung, kann Tagesgeld genau die richtige Wahl sein. Dann nämlich, wenn für ihn Sicherheit über alles steht und er keine hohen Zielrenditen benötigt um bestimmte (klar definierte) Anlageziele zu erreichen. Wer aber höhere Renditen anstrebt, und seien es derzeit nur 1%, dem muss bewusst sein, dass er das nur erzielen kann, wenn er bereit ist mehr oder weniger hohe Risiken einzugehen.  Und Risiken können immer auch Verluste bedeuten.

Wer also Verluste in jedem Fall vermeiden will, der sollte sich Tagesgeld nicht schlechtreden lassen.

Ich sollte jüngst für einen Kunden Aktien-ETFs heraussuchen, die international investieren. Also ETFs, die nicht nur beschränkt beispielsweise Europa sind, sondern sowohl US-Aktien, europäische Aktien und möglicherweise auch asiatische Aktien umfassen.

Ich schlug dem Anleger ein paar in Euro notierte ETFs vor, die ich für geeignet hielt. Dem Anleger hingegen war es wichtig, in einen USD-notierten ETF zu investieren mit dem Argument, dass er sein bisheriges Geld in USD hätte und er kein Fremdwährungsrisiko haben wolle.

Das finde ich interessant. Weil hier ein immer wieder auftauchender Irrtum vorliegt. Privatanleger meinen manchmal, dass ein Aktienfonds, deswegen weil er beispielsweise in USD notiert ist, aus diesem Grunde auch ein USD-Währungsrisiko darstellt. Oder umgekehrt, dass ein in Euro notierter Aktienfonds der Währungsklasse Euro zuzuordnen sei.

Nachfolgend erkläre ich, warum das nicht so ist.

Nehmen wir zwei Investmentfonds an, Fonds X und Fonds Y. Beide Fonds sind exakt gleich und investieren ausschließlich in eine einzige US-Aktie A. Der einzige Unterschied zwischen Fonds X und Fonds Y besteht darin, dass X in Euro notiert und Y in USD. A notiert als US-Aktien natürlich in USD.

Nehmen wir weiter an, dass beide Fonds jeweils 100 Stück dieser Aktie A halten und dass der Dollarkurs gerade bei 1,10 USD/EUR steht. Dann ist der Wert des Fonds X in Euro:

Euro-Wert von X (t1) = 100 x Wert von A/1,10.

Der Wert des Fonds Y in USD ist offenbar:

USD-Wert von Y (t1) = 100 x Wert von A.

Da X in Euro notiert ist die Intuition, dass der Anleger hier ein Euro-Risiko trägt. Was passiert also, wenn der Euro bzgl. des USD stark fällt. Nehmen wir also beispielsweise an, dass der USD-Devisenkurs von 1,10 auf 1,0 fällt. Das bedeutet dass man für einen Euro weniger USD bekommt als vorher, der Euro also gefallen ist.

Wie verändern sich nun die Werte der Fonds?

Zunächst wie gesagt, liegt es nahe anzunehmen, dass der Euro-Kurs des Fonds X gefallen wäre. Immerhin ist ja der Euro gefallen. Der Wert des Fonds X in Euro muss aber gestiegen sein, denn man muss ja so rechnen:

Euro Wert von X (t2) = 100 x Wert von A / 1,0

Vorher musste durch 1,10 geteilt werden, jetzt durch 1,0. Das entspricht einem Mehr von ungefähr 10%.

Rein mathematisch muss also ein fallender Euro zur Folge haben, dass der Fonds X exakt um dasselbe Verhältnis an Wert gewinnt, wie der Euro an Wert verliert.

Für einen USD-Investor spielt die Tatsache, dass X in Euro notiert ist offenbar gar keine Rolle. Denn:

USD-Wert von X = USD-Devisenkurs x Euro-Wert von X =

       = USD-Devisenkurs x (100 x Wert von A / USD-Devisenkurs)=

       = 100 x Wert von A = USD-Wert von Y

Der USD-Devisenkurs kürzt sich sozusagen heraus.

Ferner gilt generell:

USD-Wert von X = USD-Wert von Y.

Was bei Investmentfonds zählt ist sozusagen nur der Inhalt. In welcher Währung ein Investmentfonds notiert wird hat überhaupt keinen Einfluss auf das Währungsrisiko, das mit dem Fonds verbunden ist. Es zählen ausschließlich die Vermögensgegenstände, die der Fonds hält.