Honorarberatung ist nicht immer besser

Vermögensverwaltung München

Immer wieder kann man lesen, dass es besser sei, sich von einem Honorarberater in Finanzfragen beraten zu lassen. Das sei transparenter und unabhängiger im Vergleich zur klassischen provisionsorientierten Anlageberatung. Aber auch hier muss man aufpassen.

Ohne Frage wurde lange Schindluder in der Finanzberatung betrieben. Man wendet sich vertrauensvoll an einen vermeintlichen Experten, bekommt dann aber ein Finanzprodukt aufgedrückt, das vor allem einem nutzt: dem Berater selbst. Während man als Anleger zurückbleibt mit einem vollkommen überteuertem Investment, das noch nicht einmal die Probleme löst, weswegen man es erworben hat. Kein Wunder, dass der Gesetzgeber dem einen Rieger vorschieben will. Und kein Wunder, dass die Presse sich auf diese Art falscher Beratung eingeschossen hat.

Die Frage ist nur, wie man zu einer guten Finanzberatung kommt. Und ob nicht so manches, was als großer Fortschritt gefeiert wird, nicht faktisch den Teufel mit dem Beelzebub austreibt. Seitdem vor ein paar Jahren ein regelrechter Hype mit Bezug auf Honorarberatung im Gange ist, muss ich mich über vieles nur wundern.

Zunächst einmal ist eines klar: Der Vorteil der Honorarberatung ist, dass der Berater nicht hintenrum Beträge abkassiert, von denen man nichts weiß. Das Ganze ist also deutlich transparenter als das bisher übliche Provisionsmodell. Allerdings muss man schon hier anfügen, dass sich auch die Gesetzeslage bezüglich Provisionen verändert hat. Ein Berater ist heutzutage gesetzlich dazu verpflichtet, alle Kosten und evtl. vereinnahmten Provisionen dem Kunden aufzudecken. Als Anleger sollte man darauf achten, dass das tatsächlich geschieht. Selbstverständlich kann man sich auch schon im Vorfeld, d.h. vor Abschluss eines Geschäftes, gut über die möglicherweise versteckten Gesamtkosten und -provisionen informieren. Tut man das, dann ist die Honorarberatung nicht unbedingt transparenter als die herkömmliche Beratung.

Interessanterweise habe ich in den letzten Jahren des Öfteren mit Anlegern zu tun gehabt, die zuvor bei Finanzberatern waren, die sich damit brüsten, nur Honorare und keine Provisionen zu nehmen. Das wirklich Erstaunliche dabei war, dass oft die Honorare dieser Berater aberwitzig hoch waren. Und zwar deutlich höher im Vergleich dazu, was bei einer herkömmlichen Beratung an Provisionen angefallen wäre. Bisweilen ist das mit der „Honorarberatung“ nur eine andere Form der Kundenabzocke.

Und es gibt auch keine Garantie dafür, dass das, was so mancher dieser sogenannten Honorarberater empfehlen, unbedingt besser ist. Vor einigen Jahren beispielsweise kam ein Kunde zu mir, der vorher bei einem Honorarberater war und dem eine unglaublich hoher Betrag in Rechnung gestellt wurde. Der Kunde hatte ein etwas ungutes Gefühl bei dem Anlagevorschlag dieses Beraters und kam deswegen zu mir. Ich analysierte die vorgeschlagenen Investments und kam zu dem Ergebnis, dass es sich – meiner Einschätzung nach – größtenteils um betrügerische Schneeball-Produkte handelt. Ich warnte den Kunden entsprechend und glücklicherweise hörte er auf mich. Denn nicht einmal ein Jahr später, war jedes einzelne der vorgeschlagenen Investments wertlos. Mit meiner Einschätzung hatte ich 100%ig recht.

Interessant ist, dass derzeit (März 2025) auch der sogenannte „Bundesverband unabhängiger Honorarberater gemeinnütziger e.V.“ auf der Warnliste des Finanztests steht.

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