Was bringt der Cost-Average-Effect tatsächlich?

Als Vermögensverwalter habe ich immer wieder Neukunden, die größere Beträge anlegen möchten, sich aber unsicher sind, ob es nicht vielleicht besser ist, anstatt einen großen Betrag einmal anzulegen vielleicht besser mehrer kleinere Beträge z.B. über ein Jahr verteilt. Dabei wird gerne mit dem sog. Cost-Average-Effect argumentiert.

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Fonds-Sparpläne werden oftmals beworben mit dem Verweis auf den sog. Cost-Average-Effect. Demnach würden Kursrückgänge für Sparer nicht so schmerzhaft sein. Natürlich würde auch das bisher Angesparte an Wert verlieren, andererseits legt man aber einen Sparbetrag neu an, und zwar jetzt zu niedrigeren Kursen. So wird ein Aktiencrash gewissermaßen positiv bewertet, weil man ja billiger neu einsteigen kann. Der Durchschnitt (“Average“) der Einstiegskosten wird so gemindert.

Gilt dieselbe Argumentation aber auf für Einmalinvestitionen? Ist es somit klug, sagen wir, einen Betrag von 500.000 Euro nicht mit einem Schlag anzulegen, sondern lieber 50.000 Euro über zehn Monate?
Viele Anleger glauben, dass das wirklich eine gute Idee sei. Denn wenn es schlecht läuft, legt man die 500.000 Euro an und ein paar Tage danach kommt der große Kursabsturz. Dann ist es doch besser, so denkt man, erst einmal nur mit 50.000 Euro angefangen zu haben, so dass eventuelle spätere Kursrückgänge zum kostengünstigen Nachkaufen genutzt werden können. Man würde dann über 10 Monate hinweg zehn Mal hintereinander 50.000 Euro investieren. Käme es in dieser Zeit zu einem starken Kursrückgang, dann ist es ja nicht so schlimm, weil man dann ja wieder günstig nachkaufen kann. So wie beim Cost-Average-Effect von Sparplänen.
Ich kann es gut verstehen, dass Anleger bei dieser Vorgehensweise ein besseres Gefühl haben. Ich denke aber dennoch, dass es falsch ist und in der Regel zu subopimalen Ergebnissen führt. Und das aus mehreren Gründen.

Der erste Grund ist, dass man sich mit diesem Vorgehen nur scheinbar mehr Sicherheit verschafft. Wer sagt nämlich, dass der große Carsh nicht stattfindet, direkt nachdem die zehn Einzahlungstranchen geleistet worden sind? Man verschiebt das Risiko nur, ohne dass es irgendwie geringer wird.

Zweitens wettet man gegen die Wahrscheinlichkeit. Statistisch betrachtet gibt es am Aktienmarkt einen Aufwärtstrend. Sieht man sich lange Kursreihen z.B. des DAX an, dann hat man, je nach gewähltem Zeitraum eine langfristige Durchschnittsrendite von 7 bis 10% p.a. Wenn man also heute Geld in den DAX anlegt (z.B. mittels eines ETFs), dann ist nach einem Monat ein Gewinn wahrscheinlicher als ein Verlust. Wenn man also heute Geld hat, das man in jedem Fall investieren möchte, dann ist es vernünftig es sofort zu tun, und nicht in die Zukunft zu verschieben. Denn, wie gesagt, rein statistisch ist es wahrscheinlich, dass später die Kurse höher sind. Man kann das vergleichen mit einem Wettspiel mit einer unfairen Münze. Nehmen wir an man hat eine Münze, bei der die Wahrscheinlichkeit für „Zahl“ 53% ist, und die Wahrscheinlichkeit für „Wapp“ 47% ist. Dann ist es vernünftig immer aur „Zahl“ zu setzen. Ähnlich kann man sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Kurse von heute auf morgen steigen im geringfügig wahrscheinlicher, als dass sie fallen. Also macht es keinen Sinn, mit seiner Investition zu warten.

Das Abwarten birgt außerdem gewisse psychologische Fallen. Steigen nämlich die Kurse, dann fällt es einem schwer anzulegen. Man ist also geneigt, noch weiter abzuwarten. Steigen die Kurse aber noch weiter, wird das Investieren immer schwieriger. Fallen andererseits die Kurse, dann geraten Anleger nicht selten in ein anderes Dilemma. Fallende Kurse sind ja zumeist mit bestimmten negativen Ereignissen oder negativen Erwartungen verbunden. Die Kurse fallen, weil gerade der Pessimismus am Markt Überhand gewinnt. Pessimismus ist aber ansteckend. Man müsste jetzt also investieren, obwohl man jetzt eigentlich ein mulmiges Gefühl bekommen hat, was den Aktienmarkt betrifft. Außerdem, so könnte man meinen: wenn die Wertpapiere jetzt schon gefallen sind, dann fallen sie vielleicht noch weiter, und dann wäre es doch schlecht zu früh zu kaufen. Also wartet man ab und es wird immer schwerer, zu einer Entscheidung zu kommen.

Daher rate ich, wenn man schon das Investieren auf mehrere Male strecken möchte, sich fixe Termine zu setzen, an denen man, egal was ist, anlegt. Oder natürlich, dass man sowieso gleich alles mit einem Schlag anlegt. Jedenfalls sehe ich keinen Vorteil darin, den Anlagebetrag über mehrere Monate zu verteilen, eher Nachteile und Risiken. Zumal ja noch eines dazukommt. Wenn man in Aktien investiert, dann sollte man sowieso einen eher langfristigen Anlagehorizont mitbringen. Dann sind aber die Einstiegskurse oft weniger wichtig als man denkt. Nehmen wir als Beispiel die Crash-Phase in 2008. Im September war der DAX etwa bei 6200 Punkten. Wer zu diesem Zeitpunkt investierte, hat bis heute eine Rendite von 6,2% p.a. erzielt. Zwei Monate später, im November 2008, war der DAX etwa 20% niedriger. Hätte man zu diesem Zeitpunkt investiert, dann hätte man bis heute 7,8% p.a. Rendite erzielt. Ich gebe zu, dass das schon eine gewisse Differenz ist. Man muss aber bedenken, dass es sich hier um einen Extremfall handelt. Und wenn man das berücksichtigt, letztlich zählt, dass man auch mit einer Rendite von 6,2% p.a. langfristig ein schönes Plus erzielen konnte.

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