Ich habe heute morgen eine Dame beraten. Sie lebt in München und vor 10 Jahren wurde sie von einem „Vermögensberater“ dazu überredet, eine Eigentumswohnung in Ludwigsburg bei Stuttgart zu erwerben. Diese Investition musste sie zu einem großen Teil fremdfinanzieren. Für die Wohnung bezahlte sie damals 300.000 DM. Das sind ca. 153.000 Euro.
Jetzt läuft ihr Darlehen aus und die Bank will die Fremdfinanzierung nicht verlängern. Denn die Immobilie wird inzwischen auf einen Wert von etwa 80.000 Euro geschätzt. In ihrer Verzweiflung suchte sie mich auf, um sich Rat einzuholen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werde ich ihr auch helfen können.
In unserem Gespräch heute zeigte ich ihr den aktuellen Finanztest, auf dem groß steht: „Immobilien lohnen sich“. Und fragte sie, was sie davon halten würde. Ihre Reaktion war blanke Empörung: „Wie kann eine Zeitschrift, der man als kleiner Anleger volles Vertrauen schenkt, solch einen Unsinn schreiben?!“
Ein befreundeter Honorarberater hat mir gestern Nachmittag auch folgendes erzählt. Ein Kunde von ihm wurde von einem provisions-orientierten Anlagevermittler angesprochen, um ihn zum Kauf einer fremdfinanzierten Wohnung in München zu überreden. Dieser Anlagevermittler berief sich dabei in dem Gespräch auf den aktuellen Finanztest. Der befreundete Honorarberater überprüfte das Angebot und war entsetzt.
Und ich bin entsetzt, dass ich bereits jetzt genau das miterleben muss, was ich befürchtet habe. Windige „Finanzberater“ werden den aktuellen Finanztest dazu benutzen, um Anleger in ihr Unglück zu stürzen. Eine solch angesehene Zeitschrift wie der Finanztest hat eine hohe Verantwortung und sollte mit allgemein formulierten, plakativen Aussagen sehr vorsichtig umgehen.
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