Wenn ich mich mit der Finanzkrise beschäftige, dann finde ich vor allem zwei Dinge rätselhaft:

  1. Wie konnten US-Banken so unvernüftig sein und mit subprime-Hypothekenkrediten so hohe Risiken eingehen?
  2. Wie war es möglich, dass eine einzige Anlageklasse, eben US-Hypothenkredite, das globale Finanzsystem ins Wanken bringen konnte?

In einer Reihe von Blog-Beiträgen habe ich versucht, hierauf Antworten zu finden. Nachfolgend ein zusammenfassender Erklärungsversuch …

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Diese Woche in der Financial Times Deutschland (FTD) gelesen: Wie viele Anleger mit Berliner Sozialwohnungen in ein riesiges finanzielles Desaster geschlittert sind. Leser meines Blogs wissen, dass ich die Anlageform „Immobilien“ mit großer Vorsicht betrachte (Link dorthin). Ich lehne Immobilien nicht ab, vielmehr denke ich, dass diese Anlageform sicher auch in ein Gesamtvermögen seinen Platz hat.

Mein Kritikpunkt bei Immobilien ist zweierlei:

  • Die meisten unterschätzen die Risiken, die mit einer Immobilie verbunden sind. Landauf, landab wird vekündet „Immobilien sind eine SICHERE Geldanlage“. Und genau das sind sie nicht. Genau deswegen, weil viele Anleger die Immobilien mit ihren Risiken komplett falsch einschätzen, sind sie so gefährlich.
  • Viele Kleinanleger müssen für den Kauf einer einzigen Immobilie ihr gesamtes Vermögen als Eigenkapital einbringen und dann noch zusätzlich Eigenkapital aufnehmen. Das ist ein eklatanter Verstoß gegen das Prinzip der Risikostreuung und Diversifikation. Solche Anleger setzen alles auf eine einzige Karte, was aus professioneller Sicht schon fast als verrückt zu bezeichnen ist.

Wenn in einem Gesamtvermögen 10%, vielleicht auch 20% oder 30% in Immobilien angelegt sind, und bitte auch nicht nur in eine, sondern in ein breit gestreutes Portfolio von Immobilien, dann ist das in Ordnung. Nicht aber wenn jemand all sein Geld + Fremdfinanzierung in ein einziges Objekt steckt.

Aber ich schweife ab. Nachfolgend Einzelheiten zum Berliner Desaster ..

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CB022166Wenn ein Amerikaner für den Kauf einer Immobilie eine Hypothek aufnimmt, so haftet er nur mit dieser Immobilie, aber nicht darüber hinaus mit weiterem privatem Vermögen. Auf diese Weise hat er ein Interesse daran, die Fremdkapitalquote so hoch wie möglich zu treiben. Denn um so niedriger ist sein persönliches Verlustrisiko und um so höher sind seine Gewinnchancen. Denn falls die Hauspreise steigen, dann hat er einen enormen Hebel. Fallen die Hauspreise, dann ist sein Verlust auf das (möglichst geringe) Eigenkapital beschränkt. Die Hauptlast hat in diesem Fall der Kreditgeber zu tragen. (Dies habe ich bereits hier ausgeführt: „US-Hypotheken sind regressfrei„.)

Aus diesem Grunde ist es ein Rätsel, warum US-Banken bei solchen für sie offensichtlich ungünstigen Geschäften überhaupt mitmachen.

Das Rätsel verschärft sich noch. Denn ab 2000 verhalfen US-Banken immer mehr auch solchen Personen zu fremdfinanzierten Immobilien, von denen es von Anfang an klar sein musste, dass sie ihre Hypothek nicht zurückzahlen können. Sie verhalfen nicht nur, sie trieben und verführten die Leute regelrecht zu Fremdfinanzierungen.

Wolfgang Köhler hat dies in seinem Buch „Wall Street Panik – Banken außer Kontrolle“ sehr gut beschrieben …

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Gerade was die Bankenkrise in Deutschland betrifft, spielten sogenannte Zweckgesellschaften (auch conduits genannt) eine sehr ungute Rolle. Immerhin wurden Zweckgesellschaften der Sachsen LB, der WestLB, der BayernLB sowie der IKB und Hypo Real Estate zum Verhängnis. Zweckgesellschaften erlaubten es, den Banken ein größeres Rad zu drehen und höhere Risiken einzugehen als es ihnen aufsichtsrechtlich eigentlich erlaubt gewesen wäre.

Mehr hierzu in diesem Blog-Beitrag …

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CB023356Die Notenbankchefs und Bankenaufseher von 27 Nationen haben sich diese Tage auf neue Eingenkapitalregeln für Banken im Grundsatz geeinigt. Näheres dazu in folgenden Beiträgen:

Aus heutiger Sicht ist klar, dass die sehr geringen Eigenkapitalquoten von teilweise unter 2% mitverantwortlich für die Bankenkrise waren, die ihren Höhepunkt ziemlich genau vor einem Jahr erreichte. Ferner hatten die Kapitalregeln für Banken in ihrer bisherigen Form eine krisenverstärkende Wirkung …

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j0175467Prof. Sinn beschreibt in seinem Buch „Kasino-Kapitalismus“, dass die Bilanzierungsregeln der Banken die Finanzkrise verstärkten [S. 164 ff.]. Auch Prof. Hellwig sieht einen Teilschuld bei den Bilanzierungsvorschriften der Banken, worüber ich im April schon einmal geschrieben habe: „Erste Lehren aus der Finanzkrise„.

Prof. Sinn sieht vor allem die sog. Mark-to-Market-Methode kritisch. Es besteht kaum ein Zweifel, dass diese Bilanzierungsregel die Finanzkrise verstärkt hat …

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CB067961Letzte Woche verfehlte der Preis für die Feinunze Gold knapp dei 1000 USD-Marke. In den Medien wird darüber spekuliert, was den Goldpreis in den letzten Wochen getrieben hat. Hier eine Auswahl von Erklärungsversuchen:

  • Wenn man in die Vergangenheit schaut, scheint häufig der Goldpreis im September anzuziehen.
  • Die Unsicherheit an den Aktienmärkten in den letzten Wochen.
  • Chart-technische Begründungen.

Wenn man über diese Erklärungsversuche nachdenkt, kommt man sehr schnell zu dem Ergebnis, dass sich eigentlich niemand diesen Preisanstieg erklären kann. Und genauso wenig kann irgendjemand eine Antwort auf die Frage geben: „Wohin geht der Goldpreis?

Ich sage ganz offen und ehrlich, dass ich kein großer Freund von Gold als Anlageform bin…

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Eine Form der Verbriefung von amerikanischen Hypothekendarlehen stellen Mortgage-Backed Securities dar. Dieses Geschäft betreiben die halbstaatlichen Institutionen Fannae Mae, Freddie Mac und Ginnie Mae sehr erfolgreich und zuverlässig seit 70 Jahren. Wer MBS-Wertpapiere von diesen Instituten kaufte, wusste, was er hatte. Denn sie waren mit gewissen Qualitätssstandards verknüpft.

Amerikanische Investmentbanken hatten ein großes Interesse daran, eigene Mortgage-Backed Securities zu emittieren. Denn an dem Emissionsgeschäft lässt sich gut verdienen. Die Qualitätsstandards lagen dabei aber deutlich niedriger als bei den oben genannten halbstaatlichen Instituten.

Seit Ende der 1990er Jahre kam noch eine komplexere Form der Verbriefung hinzu, die es vorher nicht gab: die sogenannten Collaterized Debt Obligations (CDOs). Das Besondere an CDOs: Sie schaffen das Kunststück, aus einer Vielzahl schlechter Wertpapiere ein gutes zu machen(zumindest unter normalen Umständen, doch dazu später).

Warum erfanden Investmentbanken diese neue Art von Wertpapieren? Die Antwort ist denkbar einfach: Weil sie dabei wegen der Emissionsgebühren viel Geld verdienen konnten.

In Folge der Finanzkrise wurde sehr viel Unsinn zum Thema CDOs geschrieben und gesagt. Im folgenden erläutere ich (in hoffentlich verständlichen Worten) die Funktionsweise von CDOs anhand eines einfachen Beispiels.

Vorneweg: Die Mathematik, die hinter den CDOs steckt ist richtig. Und das Ganze klappt auch unter normalen Umständen. Sie funktionieren aber nicht in Krisenzeiten.

In meiner Bschreibung lehne ich mich an das Buch von Prof. Sinn“Kasino-Kapitalismus“ an [ab Seite 136]… Weiterlesen

Anfang der 1990er Jahre gab es in Schweden eine große Bankenkrise. Damals wurden alle schwedischen Banken bis auf eine verstaatlicht. Nach ein paar Jahren wurden diese Banken wieder reprivatisiert. Der schwedische Staat machte dabei ein sehr, sehr gutes Geschäft.

Seitdem Regierungen weltweit Banken retten und mit Milliardenbeträgen unterstützen, kursiert in den Medien und in den Vorstellungen der meisten, dass dieses Geld den Banken einfach in den Rachen geschmissen wird. Dass das einfach verlorenes Geld ist, das wir Steuerzahler aufzubringen haben. Ich machte von Anfang an darauf aufmerksam, dass es durchaus sein kann, dass die Staaten mit diesen Stützungsmaßnahmen sogar Gewinne einfahfen können.

Heute (01.09.09) habe ich tatäschlich in der SZ gelesen: Bankenrettung bringt Milliarden. Darin steht, was der Staat bzw. staatsnahe Organisationen bisher an der Finanzkrise gewonnen haben:

  • Die US-Notenbank Federal Reserve: seit Ausbruch der Finanzkise +14  Mrd.  USD.
  • Die US-Regierung hat Bankaktien im Herbst gekauft, die sie jetzt mit großem Gewinn wieder verkaufen könnte.
  • Der deutsche Staat und der Bankenrettungsfonds Soffin haben bislang etwa 320 Mio Euro an Gebühren für Garantien verreinnahmt.

Das Ganze ist ja noch nicht überstanden. Und die Staaten haben sich mit ihren Rettungsaktionen Risiken ausgesetzt, die durchaus noch bestehen und die eventuell dem Steuerzahler teuer zu stehen kommen wird. Aktuell, nach dem jetzigen Stand der Dinge, haben die Staaten aber eher Geld verdient als verloren.