Viele Anlagebetrüger halten sich für unschuldig

Wenn es ums liebe Geld geht, sind in der Regel die halbseidenen Berater nicht weit. Manchmal ist tatsächlicher und vorsätzlicher Anlagebetrug, manchmal ist der Grenzverlauf zwischen schlechter Beratung und Betrug fließend. Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist ja aktuell der Fall des Helmut Kiener. Wenn ich recht informiert bin, lehnt er es ab, ein Geständnis abzulegen, um auf diese Weise eine Straferleichterung zu erhalten. (siehe auch Artikel in der FTD)

Helmut Kiener scheint sich selbst als für unschuldig zu halten. Und das, obwohl man den Eindruck hat, dass in seinem Fall, die Sachlage mehr als eindeutig ist.

Tatsächlich scheint es ein oft zu beobachtendes Phänomen zu sein, dass Betrüger sich selbst für unschuldig halten …

So wurden die Psachologen Dan Ariely und Zoe Chance letztens in der SZ (19.03.2011, S. 24) wir folgt zitiert:

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Menschen nicht nur darin versagen, sich für unethisches Verhalten zu schämen, sondern die positiven Resultate ihres Fehlverhaltens sogar als Grundlage dafür zu nehmen, sich selbst für bessere Menschen zu halten.“

Und weiter:

„Menschen finden ständig Rechtfertigungen für fragwürdiges Verhalten, um ein positives Selbstbild aufrecht zu erhalten.“

In dem genannten SZ-Artikel wird ferner auf einen Aufsatz des Psychologen Jamil Zaki. Er hat in Experimenten festgestellt, dass Leute, die schummeln, sehr häufig von der eigenen, vermeintlichen Leistung überzeugt sind. Das heißt, die Schummler betrügen und sind sich des Betrugs sehr häufig noch nicht einmal bewusst.

Das finde ich schon irgendwie erstaunlich und bedenklich. Gerade im Anlagebereich gibt es immer wieder Leute, die am Rande des Betrugs agieren: Schlechte Anlageberatung, überhöhte Provisionen, nicht-passende Finanzprodukte, schlechte Risikoaufklärung, etc. etc. Sollten die genannten Psychologen recht haben, so glauben diese Leute wahrscheinlich ernsthaft, Ihrem Klientel etwas Gutes zu tun.

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