Heute ist der „Weltspartag“. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch daran. Das war früher der Tag, als ein gut gekleideter, freundlicher Herr ins Klassenzimmer kam, um den Sparschweinen an den Kragen zu gehen. Das übers Jahr mühsam Ersparte sollte auf ein Sparbuch eingezahlt werden.

Heute ist Sparen wichtiger denn je. Das weiß eigentlich jeder. Denn die Bevölkerung überaltert und die Sozialsysteme sind bereits jetzt an ihrer Grenze. Klar ist: wer heute nicht privat vorsorgt, wird später in der Altersarmut landen …

Zu viele machen sich keine Gedanken über ihre Altersvorsorge

Zwei amerikanische Wissenschaftlerinnen, Annamaria Lusardi und Olivia Mitchell, veröffentlichten im Jahre 2005 eine Studie zum Sparverhalten der Amerikaner. Sie befragten eine Reihe zufällig ausgewählter Amerikanter über 50.

Von Menschen in dieser Altergruppe müsste man annehmen, dass sie sich bereits Gedanken über ihre Altervorsorge gemacht haben. Um so überraschender war das Ergebnis:

  • Nur 31 % der befragten Amerikaner haben sich schon einmal Gedanken über einen steuerbegünstigten 401(k)-Sparplan (vergleichbar mit Riester- oder VL-Sparen) gemacht.
  • Nur 18 % der Befragten haben einen solchen Sparplan auch tatsächlich für sich eingerichtet.

Freilich sparen die Deutschen mehr.  Statistiker sagen: etwa 10% vom Verdienten legen Deutsche zur Seite. In 2008 waren das ca. 178 Mrd. Euro. Dennoch leben auch bei uns zu viele unbekümmert in den Tag, ohne sich Gedanken über seine finanzielle Zukunft zu machen. Prof. Robert Shiller schreibt in dem Buch „animal spirits“ (S. 173 ff.):

„Es fällt den Leuten schwer zu wissen, wie viel sie sparen sollen. Es fällt ihnen schwer, sich ihr Leben in einer fernen Zukunft vorzustellen und zu erkennen, wie viel Geld sie dann bracuhen werden. Vielleicht sind sie sogar der Ansicht, dass solche Gedanken für sie unangebracht sind…

In den Köpfen unserer Studenten sieht es ähnlich aus. sie beschäftigen sich mit der Frage, wie sie in der Welt vorankommen können. In ihrem derzeitigen (mentalen) Rahmen ist etwas falsch daran, über ihre Sparquote nachzudenken. Es erscheint ihnen unpassend, sich Gedanken über ihren ruhestand zu machen, während ihr Berufsleben noch nicht einmal begonnen hat.

Auch andere Ergebnisse zeigen davon, wie unbeständig die Entscheidungen über das Sparen sind …“

Je früher mam mit dem Sparen anfängt, um so besser

Auch ich bin in meiner beruflichen Praxis immer wieder erstaunt, dass viele entweder überhaupt nicht oder zu spät anfangen, fürs Alter zu sparen. Bei jüngeren Menschen hört man häufig das Argument, dass sie derzeit sowieso keine hinreichend hohen Beträge ansparen können. Erst wenn sie einmal viel verdienen werden, planen Sie entpsrechend hohe Beträge anzusparen.

Diese Denkweise ist leider komplett falsch. Richtig ist vielmehr:

  • Mit Sparen kann man mehr erreichen, als viele denken.
  • Über einen langen Zeitraum kleinere Sparbeträge sind besser als über einen kurzen Zeitraum hohe Sparbeträge.

Nehmen wir besipielsweise jemanden an, der im Alter von 20 Jahren damit beginnt, monatlich 100 Euro anzusparen in eine Anlageform, die durchschnittlich 5% Rendite pro Jahr bringt. Dann kann es dieser Sparer mit 65 auf ein Vermögen von über 196.000 Euro bringen. Hat man für dasselbe Ziel nur 10 Jahre Zeit, dann muss man bereits 1150 Euro pro Monat zu Seite legen.

Hier kann man sich eine Tabelle als pdf herunterladen, wie weit man es mit dem Sparen bringen kann in Abhängigkeit von der Ansparzeit, der Beitragshöhe und der Rendite: Anspar-Tabelle. Wer die Tabelle als Excel-Datei möchte, um selbst zu rechnen, kann sich gerne mit mir in Verbindung setzen.

Die meisten Deutschen sparen ineffizient

Nach einer Studie des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes stehen bei den Deutschen Sparbuch, Lebens- und Rentenversicherungen beim Sparen ganz vorne:

  • Sparbuch: 62%
  • Lebensversicherung: 60%
  • Rentenversicherung: 60%
  • Bausüarvertrag: 51%
  • Selbstgenutzte Immobilie: 50%
  • Betriebliche Altersvorsorge: 48%
  • Festgeld: 36%
  • Riester-Rente: 31%
  • Investmentfonds: 24%
  • Aktien: 22%

Dabei fällt auf, dass ineffiziente Ansparformen wie beispielsweise Lebens- und Rentenversicherungen sehr weit vorne stehen. Diese Statistik zeigt (meiner Meinung nach) nicht so sehr die Vorlieben der Deutschen, sondern vielmehr, woran ein Finanzvertrieb am meisten verdient. Sehr effiziente Anlageformen zeichnen sich durch sehr geringe Kosten aus, daran hat ein „Vermögensberater“ (selbst wenn er sich „unabhängig“ nennt) in der Regel kein Interesse.

Finanzvertriebe verkaufen aktiv vor allem teure, ineffiziente Anlageformen, wie beispielsweise Lebens- oder Rentenversicherungen. Das ist deswegen traurig, weil die Sparer mit anderen Anlageformen definitiv weiter kommen könnten. Will man die Sache positiv wenden, dann kann man sagen: Besser ineffizient ansparen als überhaupt nicht sparen.

Außerdem haben viele Sparformen den Charakter von Zwangssparbüchsen. Fängt man einmal damit an, kann man das Ganze nur noch sehr schwer stoppen oder wieder auflösen. Dazu gehören neben den besagten Versicherungen auch fremdfinanzierte Immobilien. Solche Sparer sparen zwar ineffizient, aber immerhin werden Sie am Ende überhaupt etwas haben. Das ist besser als nichts zu tun.

Zu den effizienten Sparformen zähle ich:

  • das Sparbuch (ja, das Sparbuch! Jedenfalls besser als eine Renten- oder Lebensversicherung),
  • Festgeld oder Tagesgeld
  • kostengünstige Investmentfonds (Betonung liegt auf kostengünstig!)
  • Riester-Fondssparen (Achtung! Keine Riester-Rentenversicherungen)

Diese Anlageformen haben den Nachteil (wenn man so will), dass der Sparer jederzeit ohne Weiteres an das zwischenzeitlich Angesparte herankommt. Wer wenig Disziplin hat, bedient sich vielleicht hin und wieder davon. Dann wird aber das Anlageziel evtl. verfehlt.

Zwei Fragen habe ich in diesem Beitrag nicht diskutiert:

  1. Wie hoch sollte der monatliche Sparbetrag für einen Sparer vernünftigerweise sein?
  2. Welche Zielrendite sollte ein Sparer anstreben?

Über diese beiden Punkte werde ich in einem Beitrag schreiben, den ich spätestens nächsten Montag veröffentlichen werde.

1 Kommentar
  1. Frank Schindler
    Frank Schindler sagte:

    Hallo Herr Dr. Peterreins,

    ich habe mit Interesse Ihren Blogbeitrag gelesen und kann Ihnen nur zustimmen. Wenn der Artikel auch schon etwas älter ist, so hat er doch nichts an Aktualität verloren.

    Gerade dem Thema Kosten bei Anlageprodukten, hier besonderes Lebens-und Rentenversicherungen, wird viel zu wenig Bedeutung beigemessen.

    Ich selbst arbeite als Versicherungsmakler und bin zu den gleichen Schlussfolgerungen gekommen wie Sie, mit der Konsequenz, dass ich schon seit mehreren Jahren diese Produkte nicht mehr anbiete.

    Mit kollegialen Grüßen

    Frank Schindler

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