Experten liegen mal wieder falsch: Arbeitslosigkeit niedriger als erwartet

Heute lese ich auf Seite 1 und Seite 19 Beiträge in der Süddeutschen Zeitung zum Thema Arbeitslosigkeit. Darin steht, dass das „Gros der Experten“ für den September deutlich mehr Arbeitslose in Deutschland erwartet haben. Jetzt sind diese Experten, wie es im SZ-Artikel heißt, „überrascht“.

Ich habe ja Philosophie studiert. Und damals in der Antike lief ein Mann namens Sokrates durch Athen …

Sokrates verwickelte mit Vorliebe solche Athener Bürger in Gespräche, die sich selbst für „Experten“ hielten. Er sellte ihnen Fragen, um von ihnen zu lernen, etwas von ihrem Wissen vermittelt zu bekommen. Am Ende seines Lebens stellte Sokrates betrübt fest, dass sich viele dieser Experten zwar etwas auf ihr „Wissen “ einbildeten, dass es sich aber tatsächlich leider fast immer nur um ein Scheinwissen handelt.

Viele glauben etwas zu wissen, wissen aber nichts. Sokrates hält dies für ausgesprochen gefährlich. Besser sei es, sein eigenes Nicht-Wissen zu erkennen – und zuzugeben. Genau diese uralte philosophische Weisheit, so würde ich mir das wünschen, sollte sich das Gros der vermeintlichen Wirtschaftsexperten zu Herzen nehmen.

Erinnern wir uns:

  • Anfang und Mitte 2008 hat kaum ein „Experte“ die Stärke der aktuellen Wirtschaftskrise vorhergehesen. Fast alle waren dann im Oktober/November 2008 über das Ausmaß der Krise überrascht.
  • Anfang des Jahrs 2009 waren sich die „Experten“ einig, dass die Krise noch viel schlimmer wird und wahrscheinlich sehr lange dauern wird. Ab August 2009 waren sie überrascht, dass es doch wieder schneller nach oben zu gehen scheint.
  • Gleichzeitig warnten die „Experten“ im August 2009, dass die Krise ja noch nicht wirklich bei der Bevölkerung angekommen sei und dass das erst geschehe, wenn de Arbeitslosigkeit stark ansteigen würde. Und dass es in näherer Zukunft  deutlich mehr Arbeitslose geben würde, darüber waren sich die „Experten“ wieder einig. Und jetzt sind sie – mal wieder – überrascht.

Was ich mir wirklich wünsche: Eine Wirtschaftsberichterstattung, ohne dass irgendwelche „Experten“ uns erzählen, was künftig geschehen wird. Wenn sie überall stattdessen zugeben würden: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“. So wie es der gute alte Sokrates zu sagen pflegte.

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