Analysen zur Finanzkrise

In der Süddeutschen Zeitung vom 4./5. Juli gibt es gleich zwei Highlights zum Thema Finanzkrise. Zunächst zwei Buchempfehlungen:

Beide Bücher habe ich mir umgehend bestellt.

Zweitens muss ich Marc Beise für seinen hervorragenden Artikel „Die Stunde der Vereinfacher“ gratulieren. Nachfolgend mehr dazu …

Marc Beise schreibt unter anderem:

„… In Zeiten wie diesen haben die schrecklichen Vereinfacher Konjunktur. Häufig hört und liest man folgende Logik: Schuld … seien gewissenlose und geldgierige Manager … Doch an dieser vorgeblichen Kausalkette ist so ziemlich alles falsch, was falsch sein kann.“

„.. In Wirklichkeit waren es ja gar nicht die schrecklichen Manager, die die Krise ausgelöst haben. Vielmehr seteht am Anfagn der Entwicklung eine demokratische US-Regierung …, die in Zeiten eines beispiellosen Booms mittellose Amerikaner mit nach oben ziehen wollte, indem man ihnen Wohneigentum verschaffte. Die Banken wurden gedrängt, Menschen Häuser zu finanzieren, die sich diese gar nicht leisten konnten…“

Ich habe bereits in einem früheren Blog-Beitrag auf diesen Zusammenhang hingewiesen. Link dorthin

Ferner beschreibt Marc Beise sehr treffend, dass es nun einmal zum Bankgeschäft gehört, auch Risiken einzugehen. Man kann Bankmanagern nicht vorwerfen, wenn sie genau das tun.

Allerdings kann ich bis jetzt eine Sache noch nicht wirklich begreifen: Wie kann ein einzelnes Segment, nämlich der Markt für Kredite an schlechte amerikanische Schuldner, eine solche Krise auslösen? Wie kann es passieren, dass massenweise Banken vor dem Aus stehen nur wegen der Schieflage bei US-amerikanischen Subprime-Krediten?

Das sieht für mich so auch, als hätten die Verantwortlichen zu wenig diversifiziert und zu sehr alles auf eine Karte gesetzt. War das wirklich so? Ich muss wirklich gestehen, dass ich das noch nicht recht verstehe.

Aber vielleicht helfen mir ja dabei die beiden oben genannten Bücher von Sinn und Bofinger.

Hier noch ein nettes Video zum Thema Finanzkrise:
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=JBrhtPrbgp4&hl=de&fs=1&]

Oder vielleicht ist es das Beste, der ganzen Sache mit Humor zu begegnen:
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=sxD5Np2JM8I&hl=de&fs=1&]

6 Kommentare
  1. Michal Broska
    Michal Broska sagte:

    Die monokausale Anschuldigung der Banker ist aus meiner Sicht eine billige Erfindung, wahrscheinlich eine der Mainstream-Medienlandschaft. Es wird beispielsweise wenig über die zusammenhängenden Ursachen hingewiesen, wie etwa die Fehlperzeption der staatlichen Überregulierung (ein Heim für jeden Amerikaner usw.).

    Ich freue mich jedenfalls auf Ihre weiteren Beiträge aus Ihrer neuen Literatur.

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  2. peterreins
    peterreins sagte:

    Ja, ich freue mich auch darauf. Wobei ich gerade noch das Buch von Robert J. Shiller fertig lesen muss: Irrationaler Überschwang. Wirklich ein sehr interessantes und gutes Buch. Sehr sehr interessant. Ich werde irgendwann mal was darüber schreiben, oder daraus zitieren.

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  3. Manfred
    Manfred sagte:

    Zu Ihrer Frage: Wie kann es passieren, daß US-amerikanische Subprime-Kredite eine solche Krise auslösen?

    Meine Antwort:

    Die Nachfrage nach diesen Papieren (den Kreditverbriefungen, CDO´s und wie die Kürzel alle heißen) war wohl weltweit (vor allem bei den deutschen Landesbanken) so hoch, daß die Amerikaner so viele Hypothekenkredite wie möglich „produziert“ haben.

    Man las in den Zeitungen von äußerst laxen Kreditwürdigkeitsprüfungen bei den Hauskauf-Interessenten. Denn viele dieser (Subprime-) Immobilienkredite waren wohl nur dazu da, um auf einen steigenden Hauspreis zu spekulieren, und das Haus nach spätestens 2-3 Jahren mit Gewinn wieder zu verkaufen und den Kredit abzulösen. Es wurde auch mit dem Argument für den Hauskauf geworben, daß die Hauspreise in den USA angeblich noch nie gefallen wären.

    Und bei der Vergabe der Hypothekenkredite handelten die Kreditvermittler wahrscheinlich nach der Maxime „nach mir die Sintflut“, d. h. sie waren nur an der Provision interessiert, die sie für die Kreditvermittlung erhielten, und die den Kredit vergebende Bank ebenso, sie konnte die Forderung ja als Verbriefung (CDO) unter Vereinnahmung von Gebühren weiterverkaufen. Die Banken, die die Verbriefungen gekauft haben (eben z. B. die dt. Landesbanken), waren wohl sehr an diesen Papieren interessiert, da sie eine hohe Rendite bei anscheinend geringem Risiko versprachen, denn diese Papiere hatten ein AAA-Rating, versprachen aber eine viel höhere Rendite, als sie sonst mit AAA geratete Anleihen abwerfen.
    Die deutschen Landesbanken waren wohl nicht in der Lage, das Risiko dieser Kreditverbriefungen zu erkennen. Die Verträge waren mehrere hundert Seiten dick, und dazu wahrscheinlich noch auf Englisch.
    Es waren wohl auch Hypothekenkredite in diese Verbriefungen eingearbeitet, die eine weniger hohe Ausfallwahrscheinlichkeit als Subprime-Kredite hatten, doch durch die Intransparenz der Kreditverbriefungen war das hinterher nicht mehr ersichtlich. Die Hypothekenkredite wurden ja gebündelt, gestückelt, tranchiert und dann nochmal gestückelt (und so weiter). Im Gegenteil, dadurch, daß auch höherwertige Kredite in den Verbriefungen enthalten sind, wird das Volumen der Kreditverbriefungen noch größer. Es gibt keinen Markt, auf dem diese Verbriefungen mehr gehandelt wurden, weil sie so intransparent sind, und deshalb spielt es auch keine Rolle mehr, wie hoch der Anteil der höherwertigen Kredite an diesen Verbriefungen ist. Die eigentlich „solventen“ US-Hypothekenkredite tragen nun auch zu den Abschreibungen der Banken bei.

    Weiterhin haben die Banken einen hohen Schaden durch die US-Hypothekenkredite, da die Immobilien wohl oft durch bankinterne Gutachter zu hoch bewertet wurden, um einen möglichst hohen Kredit vergeben zu können.

    Außerdem sind in den USA Hypothekenkreditverträge oft nur mit der Immobilie besichert. Viele US-Hauskäufer, die ihre Immobilienkredite nicht mehr bedienen können, ziehen einfach aus ihrem Haus aus und verschwinden irgendwo hin, wo die Bank sie nicht mehr aufspüren kann, und die Bank bleibt dann auf dem kompletten Schaden sitzen. Daher sind die Verluste aus geplatzten Immobilienkrediten auch deutlich höher, als sie das wohl bei deutschen Immobilienkrediten wären.

    Aber letztendlich wundert es einen schon, warum die Banken die Verbriefungen gekauft haben, als wären es warme Semmeln. Wahrscheinlich aus Wettbewerbsgründen. Die haben sich wohl gesagt, unser Konkurrent kauft diese Verbriefungen auch, also müssen wir es auch tun, wenn wir in der Rentabilität nicht zurückfallen wollen. Aber es ist schon erstaunlich, daß in den Banken solch ein Herdentrieb herrscht. Dort sollte man doch auch Sachverstand erwarten.

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  4. Stefan Wehmeier
    Stefan Wehmeier sagte:

    „Es gibt in der Volkswirtschaft keinen Grund, was eine allgemeine Krise und damit Arbeitslose zur Notwendigkeit macht. Es gibt nie eine allgemeine Überproduktion, solange das Geld der Verbraucher nicht bis zum Wochen- oder Monatsende reicht für noch notwendige Käufe. Jeder Verbraucher ist doch, seit eh und je, Teil des Absatzmarktes in seiner Volkswirtschaft, ist doch „Arbeitsplatz“ in der gleichen Größe wie sein Verbrauch, sein „Absatzmarkt“. Aber zwischen „Arbeitsplatz“ (Hände die arbeiten) und den Verbrauch – „Absatzmarkt“ (Hände die kaufen) – hat sich in unsere tausendfältige Arbeitsteilung etwas geschoben, das nur allzu selbstverständlich hingenommen wird – Geld. Studieren wir doch diese uralte Erfindung genauer, zumal in unserem heutigen System. Viele unserer heute so rätselhaften Faktoren werden sich aufhellen, werden immer klarer vor uns liegen.“

    Silvio Gesell, aus „Die Ausbeutung, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung“

    Der „Jahrhundertökonom“ John Maynard Keynes wusste, dass Silvio Gesell in allen Punkten Recht hatte, und er wusste, dass die Weltwirtschaft letztlich auf die globale Liquiditätsfalle (die heute kurz bevor steht!), zusteuern würde. Anderenfalls hätte er nicht 1944 auf der Konferenz von Bretton-Woods eine internationale umlaufgesicherte Währung (Bancor) vorgeschlagen.

    Keynes war mit Sicherheit nicht so dumm, selbst daran zu glauben, dass konstruktiv umlaufgesichertes Geld (Freigeld) wieder durch irgendwelche „Ersatzzahlungsmittel“ aus dem Umlauf gedrängt werden könnte. Dennoch gebrauchte er diese Ausrede, um seine „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ (1935) an die „hohe Politik“ verkaufen zu können, von der er wusste, dass sie diese mit Begeisterung annehmen würde; denn nichts freut einen Politiker mehr, als auch noch mit „wissenschaftlicher Legitimation“ in der freien Marktwirtschaft herumpfuschen zu dürfen.

    Keynes wusste auch, dass letztlich an der Natürlichen Wirtschaftsordnung kein Weg vorbei führt, aber die „hohe Politik“ wäre dann obsolet. Die Frage ist also nicht, was heute (2009) unternommen werden muss, um die gegenwärtige „Finanzkrise“ zu überwinden, und warum insbesondere so genannte „Wirtschaftsexperten“ und auch die „hohe Politik“ sie gar nicht überwinden können und wollen!

    Die Frage ist: welcher kollektive Wahnsinn hielt die halbwegs zivilisierte Menschheit sogar noch bis ins 21. Jahrhundert hinein davon ab, die Natürliche Wirtschaftsordnung (Marktwirtschaft ohne Kapitalismus = echte Soziale Marktwirtschaft) zu verwirklichen? Warum musste es soweit kommen, dass wir erst im Angesicht der maximalen Katastrophe (die globale Liquiditätsfalle bedeutet das Ende der Zivilisation!) dazu bereit sind, endlich unseren Verstand zu gebrauchen? Lassen wir dazu den wohl bedeutendsten Futurologen des 20. Jahrhunderts, Sir Arthur Charles Clarke (1917 – 2008), zu Wort kommen:

    “Ich glaube – und hoffe – auch, dass Politik und Wirtschaft in der Zukunft nicht mehr so wichtig sein werden wie in der Vergangenheit. Die Zeit wird kommen, wo die Mehrzahl unserer gegenwärtigen Kontroversen auf diesen Gebieten uns ebenso trivial oder bedeutungslos vorkommen werden wie die theologischen Debatten, an welche die besten Köpfe des Mittelalters ihre Kräfte verschwendeten. Politik und Wirtschaft befassen sich mit Macht und Wohlstand, und weder dem einen noch dem anderen sollte das Hauptinteresse oder gar das ausschließliche Interesse erwachsener, reifer Menschen gelten.”

    Machtausübung ist Dummheit und allgemeiner Wohlstand ist selbstverständlich – sobald die Religion überwunden ist, die schon immer die Aufgabe hatte, die Fehler der Makroökonomie aus dem Bewusstsein des arbeitenden Volkes auszublenden. Die Religion (Rückbindung auf einen künstlichen Archetyp) war solange notwendig und sinnvoll, wie niemand diese Fehler zu beheben wusste, die zwangsläufig zu systemischer Ungerechtigkeit und damit zu Massenarmut und Krieg führen. Ohne die selektive geistige Blindheit, die uns „wahnsinnig genug“ für die Benutzung von Zinsgeld machte, und die noch heute die Menschheit in Herrscher (Zinsprofiteure) und Beherrschte (Zinsverlierer) unterteilt, wäre unsere Zivilisation nie entstanden.

    Erst der Prophet Jesus von Nazareth erkannte, wie die Makroökonomie zu gestalten ist, damit niemand einen unverdienten Gewinn auf Kosten der Mehrarbeit anderer (Frucht vom Baum der Erkenntnis) erzielen kann. Doch mit dem Cargo-Kult des Katholizismus mutierte die seit Jesus eigentlich überflüssige Religion vom Wahnsinn mit Methode zum Wahnsinn ohne Methode: weitere 1600 Jahre Massenarmut und Krieg, seit der Vernichtung der Gnosis (Kenntnis) im vierten Jahrhundert.

    Die „heilige katholische Kirche“ degradierte das Genie zum moralisierenden Wanderprediger und projizierte das von Jesus vorhergesagte „Königreich des Vaters“ (Freiwirtschaft, Vater der Kultur = Kreditangebot), in dem die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beendet ist, auf ein hypothetisches „Himmelreich“ der Toten, nur um selbst eine „Moral“ verkaufen zu können, die in der idealen Makroökonomie so sinnlos ist wie eine Taschenlampe bei Sonnenschein.

    Der religiöse Wahnsinn beließ die Menschheit in der systemischen Ungerechtigkeit des Privatkapitalismus (Erbsünde) und ließ so dem ersten Weltkrieg noch einen zweiten folgen, obwohl der Sozialphilosoph Silvio Gesell bereits 1916, unabhängig von der Heiligen Schrift und erstmals auf wissenschaftlicher Grundlage, genau das wieder beschrieb, was der geniale Prophet Jesus von Nazareth als erster Denker in der bekannten Geschichte als Wahrheit erkannt hatte: absolute Gerechtigkeit durch absolute Marktgerechtigkeit.

    Heute (2009) sind wir an genau dem Punkt angekommen, den die israelitische Priesterschaft schon vor 2600 Jahren vorhergesehen hatte: Wir stehen unmittelbar vor der globalen Liquiditätsfalle (Armageddon), der totalen Selbstvernichtung, denn der Krieg (umfassende Sachkapitalzerstörung) konnte nur solange der Vater aller Dinge sein, wie es noch keine Atomwaffen gab!

    Doch ein Atomkrieg ist gar nicht erforderlich, um unsere ganze „moderne Zivilisation“ auszulöschen; es reicht aus, wenn wir weiterhin an den „lieben Gott“ (künstlicher Archetyp: Jahwe = Investor) glauben und ein allgemeines Zwischentauschmittel mit parasitärer Wertaufbewahrungsfunktion (Zinsgeld) verwenden.

    Ich wünsche dem einstigen Land der Dichter und Denker Viel Erfolg bei der „Auferstehung aus der religiösen Verblendung“ noch vor dem jüngsten Tag (1. Januar 2010).

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