In seinem Buch „Kasino-Kapitalismus“ erörtert Prof. Sinn den Hergang der Finanzkrise. Ein wichtiger Faktor hierbei ist, dass amerikanische Hypotheken regressfrei sind. D.h. ein amerikanischer Immobilienkäufer, der sein Häuschen fremdfinanziert, muss nur mit dieser Immobilie haften, darüber hinaus aber nicht. Ein amerikanischer Hauskäufer trägt somit weniger Risiko als beispielsweise ein deutscher Kollege. Letzterer wird im schlimmsten Fall auch mit seinem sonstigen Vermögen geradestehen müssen. (Hier mehr dazu)
Amerikanische Banken gehen bei der Vergabe von Hypothekendarlehen somit höhere Risiken ein als eine deutsches Kreditinstitut. Die Frage ist dann, warum amerikanische Banken überhaupt bereit sind, Hypotheken an Personen zu geben, die sich einen Hauskauf eigentlich nicht leisten können.
Prof. Sinn gab darauf zwei Antworten. Erstens weil amerikanische Banken seit 1995 durch eine Gesetzesnovelle von Bill Clinton gesetzlich dazu gezwungen wurden (hier mehr dazu). Und zweitens wegen der Bloos-Regel („blood out of the stone“).
Mit der Bloos-Regel ist folgendes gemeint: Wegen der Haftungsbeschränkung auf die Einlagen sind Aktionäre
- an einer möglichst hohen Fremdkapitalquote interessiert (um so höher ist der Hebel) und
- an einer möglichst riskanten Geschäftspolitik. Denn, so Prof. Sinn, alleine durch die Übernahme von Risiken steigt die zu erwartende Rendite der Aktionäre starkt. Im Zweifel sind die Fremdkapitalgeber die dummen. So lange alles in geordneten Bahnen verläuft, machen die Kapitalgesellschaften auf diese Weise bezogen aufs Eigenkapital am meisten Gewinn.
Dass Fremdkapitalgeber dieses Spiel in der Praxis überhaupt mitmachen, liegt nach Prof. Sinn daran, dass die meisten Menschen einfach nicht gut genug informiert sind, was die Banken so treiben.
Insgesamt halte ich diese Punkte für sehr interessant und aufschlussreich. Dennoch fällt es mir schwer, Prof. Sinns Argumentation 100%ig zu folgen. Irgendwo hakt es, meiner Meinung nach, noch…
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