Von Bankern, Analysten und Affen
In dem Buch von Rene Zeyer „Bank, Banker, Bankrott – Storys aus der Welt der Abzocker“ habe ich eben gelesen:
„Eine Analystenprognose ist ungefähr so sinnvoll, wie einen Affen zu beschäftigen, der würfelt. Schafft der zweimal hintereinander eine Sechs, dann ist das ein strong buy. Können Sie mir folgen?“
Das Buch finde ich im übrigen nicht wirklich lesenswert. Viele Wiederholungen und ein wenig überzeichnet. Sehr häufig telefoniert beispielsweise irgendein Kundenberater einer Schweizer Großbank mit irgendeinem Kunden. Und jedes Mal im selben, fast unerträglichen Stil, den ich mir selbst bei einer Großbank ihren Kunden gegenüber kaum vorstellen kann.
Banker werden durchweg als gierig, borniert, egomanisch dargestellt, nur fixiert auf ihren Bonus. Ihr größtes Problem, so stellt es der Autor dar, sei ausschließlich, wie sie ihr unrechtmäßig erworbenes Salär mit teuren Autos und anderen Luxusartikeln zum Fenster rauswerfen. Mag sein, dass es hier ein Körnchen Wahrheit gibt. Mir erscheint es aber auf eine schon fast unerträgliche Weise überzeichnet.
Der größte Teil des Buches hat den Charakter eines Romans. Nur das letzte Kapitel ist eine Art Analyse der aktuellen Finanzkrise. Auch diese Analyse kann ich nicht teilen. Ein zu einfaches Erklärungsschema. Die Realität ist leider viel vielschichtiger.
Das Buch habe ich zwar nicht gelesen, aber dank aktueller Finanzkrise kann man schon zwei Phänomene beobachten: Verbreitung des Sozialneids und die Ausgrabung alter sozialistischer Gedanken. In der Praxis sieht es meistens so aus, dass die Finanzkrise durch kleine Politiker mit großem Ego (lediglich) rhetorisch bekämpft wird. Verleger wissen seit langem, dass jede Finanzkrise Konjunktur für „Kapital“ bedeutet.
Ähnliches sahen wir vor einem-zwei Jahren während der Diskussion über CO2. Es sind haufenweise irgendwelche Bücher erschienen, die an der Welle der Diskussion mitreiten wollten. Die Finanzkrise ist auch eine Welle für bestimmte Autoren.
Vor kurzen eine sehr gute Rezension über „Lords of Finance: The Bankers Who Broke The World“, über Zentralbankchefs der Zwischenkriegszeit. Es dürfte ein sehr interessantes Buch sein.
http://www.amazon.de/Lords-Finance-Bankers-Broke-World/dp/159420182X/ref=sr_1_35?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1238223595&sr=8-35
Danke für den Literaturhinweis. Sieht wirklich interessant aus. Kommt auf meine (lange) Liste der zu lesenden Bücher.
Heute (Samstag 28.02.09) stand auch eine interessante Buchbesprechung in der Süddeutschen Zeitung. Es geht über das neue Buch des Wirtschaftswissenschaftlers und Nobelpreisträgers Paul Krugman: „Die neue Weltwirtschaftskrise“. Es wird sicherlich gut tun, einmal etwas Sachkundiges über die aktuelle Krise zu lesen. Leider dominiert bei vielen Büchern über die Krise und auch in vielen Presse-Beiträgen das dumme Geschwätz (mir fällt kein höflicheres Wort ein).