Richtig rechnen bei Rürup-Verträgen

Die Basisrente bzw. Rürup-Rentenversicherungen werden manchmal als cleveres Steuersparmodell gepriesen.  Nehmen wir als Beispiel einen 50-jähruigen Mann, Herrn A, dessen Steuersatz bei 42% liegt. Wenn er einen Rürup-Vertrag abschließt, dann kann er für das Jahr 2010 ganze 70% seiner Beiträge steuerlich geltend machen.

Spart er beispielsweise 12.000 Euro im Jahr an, dann kann er 70% x 12.000 = 8.400 Euro von seinem steuerpflichtigen Einkommen abziehen. Bei einem Steuersatz von 42% macht das einen Steuervorteil von 3.528 Euro aus.

Anders formuliert: Wenn er 12.000 Euro im Jahr 2010 in einen Rürup-Vertrag einzahlt, erhält er mit seiner nächsten Steuererklärung 3.528 Euro vom Staat zurück. Bezieht man diesen Steuervorteil auf den Jahresbeitrag von 12.000 Euro, dann sind das sage und schreibe 29,4 Prozent!

Bei welcher Geldanlage bekommt man schon aus dem Stand ein Plus von 29,4 Prozent? – So mag sich so manch einer fragen und unterschreibt nachzudenken den Vertrag. Das jedoch ist fast immer ein Fehler, wie nachfolgende Rechnung zeigt…

Denn was zählt ist das, was ganz am Ende herauskommt. Der Steuervorteil ist sehr schön, und dennoch ist das nur der erste Teil der Rechnung.

Herr A. hat ein ganz konkretes Angebot einer namhaften Versicherungsgesellschaft. In seine Rürup-Versicherung würde er monatlich 1.000 Euro einzahlen bis zu seinem 65. Lebensjahr. Danach stellt ihm die Versicherung eine Monatsrente in Höhe von 1.360 Euro in Aussicht, garantiert jedoch sind nur 840 Euro.

Da Herr A. heute 50 ist, wird er im Jahre 2025 in Rente gehen.  Nach der gesetzlich festgelegten Tabelle wird dann 85 Prozent seiner Monatsrente steuerpflcihtig sein. Der Steuervorteil in der Ansparphase hat eine Besteuerung der Rentenzahlungen zur Folge.

Nehmen wir einmal an, am Ende würde er tatsächlich die in Aussicht gestellten 1.360 Euro Monatsrente erhalten. Dann werden hiervon 1.156 Euro zu versteuern sein. Nehmen wir weiter an, dass der Steuersatz ab seinem 65. Lebensjahr auf 35% gefallen ist. dann werden ihm unterm Strich 955 Euro pro Monat nach Steuern übrig bleiben (1360 – 35%x1156).

Wie sehr sich jetzt der Rürup-Vertrag für ihn letztlich lohnt, hängt davon ab, wie alt Herr A. wird. Nach der Sterbetafel darf ein heute 50-jähriger Mann erwarten, 79 Jahre alt zu werden.

Nimmt man diese Annahme hinzu, dann ergibt sich ein sogenannter Zahlungsstrom. Am Anfang wird jeden Monat 706 Euro eingezahlt, am Ende erhält Herr A. über etwa 300 Monate hinweg 955 Euro.

Einen solchen Zahlungsstrom kann man, wie man in der Finanzmathematik sagt, abzinsen. Das Ergebnis ist die Rendite des Rürup-Vertrags.

Und wie lautet nun das Ergebnis für den Fall, dass Herr A. tatsächlich 79 Jahre alt wird?, Das Ergebnis ist: 2,49%.

Wie bitte? Bei einem Steuervorteil von anfangs 29,4% kommt am Ende eine Rendite von nur 2,49% heraus? Das erscheint unfassbar wenig. Zumal wenn man noch einen Nachteil des Rürup-Vertrags mit hinzunimmt. In dem Angebot für Herrn A. war nämlich keinerlei Hinterbliebenenschutz eingebaut. D.h. sollte er mit 66 Jahren sterben, dann hat er insgesamt 180.000 Euro eingezahlt und seine Ehefrau erhält rein gar nichts mehr. Für die Ehefrau wäre das quasi ein Totalverlust.

Also nochmal: Trotz der staatlichen Förderung kommt bei dem Rürup-Vertrag für Herrn A. am Ende eine Rendite von 2,49% heraus. Und zwar unter der Voraussetzung, dass er 79 Jahre alt wird und dass er tatsächlich 1.360 Euro von der Versicherungsgesellschaft erhalten wird. Wir erinnern uns: das war nur in Aussicht gestellt, nicht garantiert.

Nehmen wir einmal an, Herr A. würde nur die garantierte Monatsente von 840 Euro erhalten. Welche Rendite käme denn dann für Herrn A. heraus? Die Antwort lautet: -0,73% (Ja, ein Minus!). Das heißt jedes Sparbuch hat eine bessere Rendite, selbst wenn alle Zinserträge versteuert werden müssen. Es ist zwar richtig, dass die Beiträge in der Ansparphase einen Steuervorteil bringen, summa summarum kommt aber kein wirklich zufriedenstellendes Ergebnis heraus.

Der Gerechtigkeit halber muss man natürlich eines erwähnen: Durch einen Rürup-Vertrag ist das, was man in der Versicherungssprache ein „Langlebigkeitsrisiko“ nennt, versichert. D.h. wenn Herr A. sehr alt wird, wird es für ihn die richtige Entscheidung gewesen sein, einen Rürup-Vertrag abgeschlossen zu haben. Aber selbst hier muss er wirklich sehr alt werden, damit sich die Sache für ihn unterm Strich lohnt. Im folgenden gehe ich nur von der garantierten Monatsrente aus.

Erreicht er beispielsweise ein Alter von 85 Jahren, dann wird sich sein Rürup-Vertrag für ihn mit 1,30% rentiert haben. Auch noch nicht der große Hit.

Wird er 90 Jahre alt, dann wird die Rendite seines Rüurp-Vertrags bei 2,25% liegen. Und sollte er das stolz Alter von 95 Jahren erreichen, dann wird die Rendite seines Rürup-Vertrags bei 2,86% liegen.

Quasi als Post Scriptum: Ich erlebe es hin und wieder, dass jemand mehrere Rürup-Verträge abgeschlossen hat, wobei die Summe der Jahresbeiträge über 20.000 Euro ausmachen. Das ist natürlich nicht besonders zielführend. Denn Rürup-Jahresbeiträge kann man nur maximal bis zu einem Betrag von 20.000 Euro von der Steuer absetzen.

4 Kommentare
  1. Wolfgang Kasberger
    Wolfgang Kasberger sagte:

    Herr Peterreins,
    ich habe Sie bei einem anderen Beispiel einer Rüruprente nach dem Verbleib der Steuerrückerstattung gefragt. Im vorangegangenem Beispiel rechneten Sie die Steuervorteile mit in die Berechnung ein. In diesem Beispiel wohl kaum. Würden die 3528,00 € zusätzlich mit 4% eff. angespart, wäre ein zusätzliches Kapital von 70643 Euro vorhanden. das ergäbe eine Lebenslange Auszahlung von 231 Euro bei 4% eff. und bei 25 Jahren Laufzeit 370 Euro. Liebe ich mit meiner Annahme richtig ?

    Mit freundlichen Grüßen
    Wolfgang Kasberger

    Antworten
    • peterreins
      peterreins sagte:

      Entschuldigen Sie, dass ich offenbar einen früheren Kommentar zu beantworten vergaß. Aber ich benutze immer dieselbe Rechnung. D.h. bei beiden Maenl habe ich natürlich die Steuervorteile mitberücksichtigt.

      Ich rechne so: Herr A zahlt 12.000 Euro im Jahr in seinen Rürup-Vertrag ein und erhält einen Steuervorteil von 3.528 Euro. Ich betrachte dannden Rürup-Vertrag wie eine Geldanlage, in die netto im Jahr 8.472 Euro eingezahlt wird. Es erübrigt sich somit die Steuerersparnis noch in einer gesonderten Rechnung zu berücksichtigen.

      Oder auf den Monat heruntergerechnet: Wenn Herr A. im Monat 1.000 Euro in die Basisrente einzahlt, kann man sagen, dass der Steuervorteil auf den Monat heruntergerechnet 294 Euro beträgt. Netto zahlt er also 706 Euro im Monat ein.

      So kann man die Netto-Monatsbeiträge in seinen Versicherungsvertrag bis zu seinem 65. Lebensjahr berechnen.

      Jetzt kann man hergehen und diese Netto-Beiträge in eine hypothetische Geldanlage mit einer Verzinsung von 4% einzahlen. Dann wird Herr A. mit dieser alternativen Geldanlage mit 65 ein Vermögen von 159.162 Euro angespart haben.

      Die garantierte Monatsrente war ja 840 Euro. Wenn er die 159.162 Euro, sowie weiterhin die hypothetische Geldanlage mit 4% Verzinsung, als Basis für einen Auszahlungsplan hernimmt, dann kann Herr A. davon bis zu seinem 89. Lebensjahr leben.

      Der Vroteil bei der Basisrente: Die Versicherung zahlt auch, wenn Herr A. noch älter wird. Der Nachteil: Sollte Herr A. beispielsweise mit 65 sterben, dann bekäme seine Ehefrau nichts von der Versicherungsgesellschaft.

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  2. al_man
    al_man sagte:

    Die Vorgehensweise bei der Berechnung der „Rendite“ der Rürup-Rente ist richtig, dies will ich gerne betonen. Spannend ist, dass nach der Berechnung mehr oder weniger der Garantiezins der Versicherungsgesellschaft herauskommt. Ohne die Steuervorteile würde die Rendite sicherlich noch geringer ausfallen. Noch ein Wort zu Versicherungen im Allgemeinen: Da wir in einer sehr unsicheren Zeit leben, sollte der Abschluss eines Versicherungsvertrags nicht nur vor dem Hintergrund der teils sehr geringen Rendite sowie gerade vor dem Hintergrund der Flexibilität sehr kritisch betrachtet bzw. genau abgewägt werden.
    Bei näherem Hinsehen ist ein Versicherungsvertrag zumeist eines: Eine Investition in Staats- bzw. Bankanleihen. Gerade vor dem Hintergrund möglicher Verwerfungen durch Staatsinsolvenzen und möglichen Anleihenausfällen, dürfte sich die Rendite von selbst erledigen bzw. erhebliche Verluste auf die Kunden zukommen… bis hin zu Ausfällen von Versicherungsunternehmen. Wohl dem der flexibel reagieren kann.

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