Joachim Häger (Deutsche Bank) setzt auf häufiges Umschichten

Ich habe heute (23.02.2010) einen Beitrag in der Süddeutschen Zeitung gelesen mit der Überschrift „Kostolany hat ausgedient“ und dem Untertitel: „Deutsche Bank hält nichts davon, Aktien lange im Depot zu halten“ (S. 24). Darin wird der Chef des Private Wealth Management Deutschland der Deutschen Bank, Joachim Häger, mit folgenden Worten zitiert:  „Die Strategie Kaufen und Halten ist vorbei“.

Und sein Kollege im Wealth Management der Deutschen Bank, Björn Jesch, wird darin zitiert: „Extreme Kursbewegungen bei Aktien sind nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel.“

Beide Aussagen werfen, recht bedacht, ein seltsames Licht auf das Wealth Management der Deutschen Bank…

Björn Jesch hat ein kurzes Gedächtnis

Der Deutsche Bank-Manager Björn Jesch behauptet (wie gesagt): „Extreme Kursschwankungen bei Aktien sind nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel.“ Als ob extreme Kursschwankungen früher kaum vorgekommen sind.

Tatsache aber ist, dass heftige Kursbewegungen auch vor 1998 gang und gäbe waren. Hier ein paar Beispiele:

  • 1991: DAX verliert an einem Tag 9 Prozent.
  • 1990: Im Zuge der Kuweit-Krise verliert der DAX 30%.
  • 1990: der japanische Aktienindex Nikkei verliert an einem Tag fast 50%.
  • 1987:  der Dow Jones verliert an einem Tag 20 %.
  • 1979-1982: Weltwirtschaftskrise und stark fallende Aktienkurse weltweit.
  • 1972-1974: im Zuge der Ölkrsie verloren deutsche Aktien ca. 40 %.

Weitere kritische Jahre für Aktionäre waren: 1913, 1921, 1929-1945, 1953, 1957, 1969.

Angesichts dieser historischen Fakten erscheint die Aussage, extreme Kursbewegungen waren früher eher die Ausnahme als die Regel, sehr merkwürdig. Vielmehr zeugt eine solche Aussage von einem Gedächtnis, das vielleicht gerade bis ins Jahr 1998 zurückreicht.

Fakt ist: Aktien waren schon immer riskant, und werden es auch wohl in Zukunft bleiben. Es ist aber irreführend zu meinen, dass Aktien heute riskanter wären als beispielsweise vor 15 oder vor 20 Jahren.

Deutsche Bank setzt auf Prognosen

Wie gesagt ist das Deutsche Bank Private Wealth Management zu der „Erkenntnis“ gelangt, dass es künftig häufiger zu extremen Kursbewegungen bei Aktien kommen wird. Und zieht laut SZ-Artikel folgende Konsequenz:

„Deshalb wird die Deutsche Bank künftig sehr viel schneller die Vermögen ihrer Kunden umschichten, wenn die hauseigenen Experten einen neuen Gefahrenherd ausmachen.“

Solche Gefahrenherde muss man natürlich im vorhinein versuchen auszumachen. Wenn man schon mitten im Gefahrenherd steckt, ist es ja in der Regel bereits zu spät. Die Strategie der Deutschen Bank muss also darauf setzen, dass die Prognosen ihrer „hauseigenen Experten“ möglichst häufig zutreffend sind.

Wir alle wissen: Prognosen können richtig oder falsch sein. Erfahrungsgemäß liegt die Trefferquote langfristig etwa bei 50%. Wenn jemand sehr gut ist vielleicht bei 60%. Das hat sehr schön ein experiment gezeigt, dass der schwedische Professor Törngren einmal machte. Er stellte einer Gruppe von Finanzmarkterxperten einerseits und einer Gruppe von Studenten eine Reihe von Fragen der Form: „Welche Aktie wird in den nächsten 12 Monaten besser laufen, Aktie A oder Aktie B?“. Die Trefferquote der Studenten lag bei 51%, die Trefferquote der „Experten“ bei 40%!!!

Auch viele andere wissenschaftliche Studien belegen, dass von aktiven Anlageentscheidungen vorn Profis kein wirklicher Mehrwert zu erwarten ist. In diesem Zusammenhang ein Zitat aus Martin Webers Buch „Genial einfach investieren“ (S. 88):

„Ein rationaler Anleger macht seine Kauf- und Verkaufsentscheidungen nciht von Medienberichten oder Empfehlungen angeblicher Finanzexperten abhängig, …“

„Hin und her macht Taschen leer“

Eines belegen aber wissenschaftliche Studien ziemlich eindeutig: Je mehr man umschichtet, um so schlechter die Performance. Hier wieder ein Zitat aus Martin Webers Buch (S. 92):

„Weniger Aktionismus an der Börse bedeutet mehr Rendite. Am besten ist es, den eigenen Spieltrieb zu zügeln …“

Wer also sein Geld dem Private Wealth Management der Deutschen Bank anvertraut, sollte bedenken, dass er/sie durch das ständige Umschichten keinen nachhaltigen Anlageerfolg erwarten darf. Wohl aber wird er/sie hohe Umschichtungskosten haben, die vor allem einen reich macht: die Deutsche Bank.

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