Edward de Bonos Denkschule und Prognosen
Ich habe in einem Beitrag bereits erwähnt, dass ich gerade das Buch „De Bonos neue Denkschule“ lese. (Link zu diesem Beitrag). Nachfolgend wieder ein Zitat hieraus, das man wunderbar auf das Thema Kapitalmarktprognosen beziehen kann …
Edward de Bono schreibt auf Seite 51:
„Im Geschäftsleben und in vielen anderen Bereichen müssen wir uns Gedanken über die Zukunft machen… Wenn wir heute investieren, ernten wir die Früchte in der Zukunft. Wir müssen also derzeitige Trends fortschreiben. Einerlei, wie fehlerhaft diese Methode sein mag, niemand glaubt an eine Vorhersage, die nicht darauf beruht. Wir wissen natürlich, dass die Zukunft nicht nur eine Fortschreibutn gegenwärtiger Entwicklungen ist. Das Beste ist also, wir entwerfen bewusst alternative Zukunftsvisionen, um unsere Entscheidungsgrundlage zu verbessern [meine Hervorhebung]…
Ohne die Bereitschaft, nach Alternativen zu suchen, haften wir an der Vergangenheit und an dem, was wir schon immer gemacht haben [meine Hervorhebung]…“
Genau das ist ein wichtiges Thema bei der Geldanlage. Viele Anleger machen sich ein Bild von der Zukunft. Sie glauben daran, dass ein bestimmtes Szenario eintreten wird. Z.B. dass man in China gute Gewinne erzielen kann, oder dassder US-Dollar an Wert verlieren wird, dass der Ölpreis steigen wird, etc. etc.
Eine Reihe von Anlegern macht den Fehler, dass sie zu sehr an solchen Prognosen glauben. Sie sind so sehr überzeugt, weil sie sehr gute und logisch klingende Argumente zu haben scheinen. Und dennoch begehen sie einen schweren Fehler. Denn gerade bei Kapitalmarktprognosen ist es äußerst wichtig, in Alternativen zu denken.
Denn die Wahrheit ist: Es kommt sehr häufig ganz anders als man denkt. Und wenn man dann einseitig nur auf eine Karte gesetzt hat, dann wird es sehr schnell sehr brenzlich.
Und nicht nur das. Ein zu starker Glaube an bestimmte Prognosen, kann ein effektives Risikomanagement unmöglich machen. Die Grundvoraussetzung fürs Risikomanagement ist nämlich die Bereitschaft, einen Irrtum einzugestehen und seine Meinung zu ändern. Viele tun sich aber gerade damit sehr schwer. Auch hier kann es hilfreich sein, wenn man gelernt hat, in Alternativen zu denken.
Nehmen wir als Beispiel Herrn A. Er glaubt fest daran, dass die Aktie X steigen wird. Er hat die Bilanz und die Geschäftslage sorgfältig studiert. Für ihn gibt es keinen Zweifel, dass das Unternehmen eine goldene Zukunft hat, was sich an der Börse offenbar noch nicht herumgesporchen hat. Also steigt er ein mit einem größeren Teil seines Vermögens.
Leider entwickelt sich der Aktienkurs nicht wie erwartet. Sie ist auf -10% gefallen. Fundamental hat sich aber nichts geändert. Daher glaubt Herr A weiter an diese Aktie. Leider fällt die Aktie aber weiter. Inzwischen liegt sie bei -20%.
Weil Herr A so überzeugt ist, kauft er jetzt sogar nach. Den starkten Kursverfall bezeichnet er als „irrational“. Aber leider: die Aktie fällt und fällt.
Solche Dramen wiederholen sind ständig. Manchmal sind es Aktien, an die jemand glaubt, manchmal ganze Märkte oder bestimmte Rohstoffe. Jedes Mal werden durch gute „logisch“ klingende Argumente starke Überzeugungen geschürt, die den betreffenden Anleger daran hindern, rechtzeitig auszusteigen, so dass die Verluste begrenzt bleiben.
Starke einseitige Überzeugungen (die keine alterativen Szenarien in Erwägung ziehen) sind also der Feind einer guten Geldanlage und insbesondere eines besonnenen Risikomanagements.
Und in dasselbe Horn stößt Edward de Bono mit seiner Denkschule. Er möchte seine Leser dazu animieren, bewusst nach alternativen Denkmöglichkeiten zu suchen, und einseitige, festgefahrene Meinungen zu vermeiden. De Bono warnt auch vor „schlauen Argumenten“, die eine bestimmte Auffassung unumstößlich erscheinen lassen, tatsächlich aber nur dazu dienen, sein eigenes Denken zu betonieren.
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