Wer Geld anlegt, dem geht es um die Zukunft. Nur wenn ich glaube, dass beispielsweise deutsche Aktien künftig gute Renditen erzielen werden, werde ich in diese Anlageklasse investieren wollen. Nun ist aber die Wertentwicklung von Aktien alles andere als vorhersehbar. Wenn ich heute investiere, könnte es durchaus sein, dass ich in einem Jahr nicht reicher, sondern ärmer bin.
Aber auch das muss mich nicht stören, sofern die Rendite auf lange Sicht stimmt. Bei Aktien bin ich mir also dessen bewusst, dass ich zwar zwischenzeitlich Verluste haben kann, nach einigen Jahren erwarte ich aber eine ordentliche Durchschnittsrendite.
Mit welcher langfristigen Durchschnittsrendite kann ich aber rechnen? Ist es, um beim Beispiel zu bleiben, bei detuschen Standardaktien (DAX) realistisch, langfristig 7%, 8%, 9% oder gar 10% zu erwarten?
Um diese Frage zu beantworten, suchen viele ihr Heil in der Vergangenheit. Man schaut sich also historische Zeitreihen an, analysiert sie und wagt dann den Schluss auf die Zukunft. Man nimmt das, was man kennt (die Vergangenheit), und überträgt es auf das, was man nicht kennt (die Zukunft). An irgendwas muss man sich doch halten, oder nicht?
Gerade bei Kapitalmarktdaten (Aktienkursen, Zinssätzen, Wechselkurse) liefern aber unterschiedlich lange Zeitreihen zum Teil sehr unterschiedliche Ergebnisse. Bezogen auf den Dax bekomme ich z.B. folgende durchschnittlichen Renditen, je nachdem wie viele Jahre ich zurückgehe:
- durchschnittliche DAX-Rendite der letzten 3 Jahre (bis 31.01.2011): 3,6%
- durchschnittliche DAX-Rendite der letzten 5 Jahre: 6,6%
- durchschnittliche DAX-Rendite der letzten 10 Jahre: 3,3%
- durchschnittliche DAX-Rendite der letzten 20 Jahre: 10,5%
- durchschnittliche DAX-Rendite der letzten 25 Jahre: 9,8%
- durchschnittliche DAX-Rendite der letzten 30 Jahre: 11,4%
Diese Zahlen liegen doch sehr weit auseinander. Woran soll man sich hier halten? Eher an den 3,3%, die in den letzten 10 Jahren erzielt wurden, oder an den 11,4% der letzten 30 Jahre? Welche Zahl ist aussagekräftiger und lässt einen zuverlässigeren Schluss auf künftige DAX-Renditen zu?
Manche Leute argumentieren:
„Je länger die historische Zeitreihe ist, auf die man abstellt, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie für die langristige Zukunft repräsentativ ist. Je länger die Zeitreihe, desto näher wird sie vermutlich an der erwarteten Rendite oder Wertentwicklung liegen. Die erwartete Rendite ist definitionsgemäß die beste Schätzung der zukünftigen langfristigen Rendite.“
Ich habe daran so meine Zweifel …
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