Garantieverzinsung bei Lebensversicherungen verstehen die wenigsten

Ich erlebe es immer wieder, dass Anleger nicht verstehen, was mit der Garantieverzinsung bei Lebensversicherungen, Rentenversicherungen und Rürup-Verträgen gemeint ist. Naheliegend ist ja, den Garantiezins auf die eingezahlten Einlagen des Kunden zu beziehen. So wie man ja auch bei einem Tagesgeldkonto, sagen wir, 2% auf die eingebrachten Einlagen erhält. Naja, und wenn man beispielsweise 10.000 Euro einzahlt, dann hat man eben nach einem Jahr 10.200 Euro.

Diese simple Logik gilt aber nicht bei Versicherungsprodukten. Was dann natürlich zu Verwirrung führt. Denn hier wird von den Einlagen noch alles Mögliche abgezogen, beispielsweise Provisionen, Risikoanteil und andere Kosten, so dass am Ende ein sogenannter Sparanteil übrigbleibt. Werden zum Beispiel 100 Euro in eine Lebensversicherung eingezahlt, so kann es sein, dass der Sparanteil nur 80 Euro beträgt.

Und nur auf diesen Sparanteil bezieht sich der Garantziezins des Versicherungsproduktes….

Kein Wunder, dass viele Anleger diese Unterschiede nicht kennen. Viele Versicherungsvertreter klären darüber auch nicht hinreichend gut auf. So dass nicht wenige Versicherungskunden am Ende eine böse Überraschung erleben. Siehe dazu nachfolgenden Beitrag:

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Ich habe mir zu diesem Thema online ein Angebot für eine Kaptitallebensversicherung berechnen lassen. Hier die Eckdaten: Ein 40-jähriger Mann will monatlich 100 Euro in ein Kapitallebensversicherung ansparen, und zwar 25 Jahre lang. Das Ergebnis des Online-Rechners:

  • Voraussichtliche, einmalige Kapitalauszahlung bei Ablauf inkl. Überschussbeteiligung: 53.318  Euro,
  • davon garantierte Kapitalauszahlung: 33.253 Euro,
  • Vertragsrendite bei Ablauf: 4,31%
  • monatlicher Beitrag: 100 Euro.

In den Anmerkungen steht noch mit bezug auf dei voraussichtliche Kaptitalauszahlung: „Die angegebenen Werte können sowohl höher als auch niedriger ausfallen …“. Ferner wird noch die Anmerkung gemacht: „Werte vor Steuern.“

Auf den ersten Blick sieht das doch alles sehr gut aus. Irgendwo steht die Rendite von 4,31%. Das ist ja nicht schlecht. Irgendwas ist auch garantiert, genau genommen nämlich der Garantiezinssatz von 1,75%.

Aber schauen wir uns die Sache einmal genauer an. Der Anleger zahlt über 25 Jahre monatlich 100 Euro ein, das sind über die Jahre hinweg insgesamt 30.000 Euro. Am Ende ist ihm eine Kapitalauszahlung von 33.253 Euro garantiert. Hiervon gehen allerdings noch ein wenig Steuern ab. Bei einem Steuersatz von 20% werden das 325 Euro sein (= 20% von der Hälfte des sog. Mehrwerts). Faktisch verbleiben dem Anleger also nach Steuern 32.928 Euro.

Was wir nun haben ist etwas, was ein Finanzmathematiker einen Zahlungsstrom nennt:

  • 01.03.2012: -100 Euro
  • 01.04.2012: -100 Euro
  • 01.05.2012: -100 Euro
  • 01.02.2037: -100 Euro
  • 01.03.2037: + 32.928 Euro

Für einen solchen Zahlungsstrom kann man nun  eine Rendite berechnen. Wir erinnern uns: Die Versicherung garantiert 1,75%. Also sollten wir annehmen, dass in etwa diese Rendite herauskommt, wenn man von der garantierten Kapitalauszahlung ausgeht.

Tatsächlich berechnet sich für den obigen Zahlungsstrom eine Rendite von 0,73%. Selbst wenn man die Steuern unberücksichtigt lässt, kommen nur ca. 0,80% p.a. heraus.

Solche Rechnungen sind für viele Anleger überraschend. Das Versicherungsunternehmer wirbt mit einem Garantiezins von 1,75% p.a. Faktisch heraus kommen aber nur zwischen 0,70 und 0,80 %, sofern nur das garantierte Kapital ausgezahlt wird.

Schade, dass diese Art von Augenwischerei überhaupt legal ist.

2 Kommentare

Trackbacks & Pingbacks

  1. Tagesgeld.de sagt:

    Tagesgeld oder Termingeld – die Qual der Wahl?…

    Im Herbst 2012 ist es längst nicht mehr so einfach wie noch vor ein paar Jahren, ein gut verzinstes Sparkonto zu finden. Zinsen über zwei Prozent sind derzeit eher die Ausnahme denn die Regel, weshalb sich viele Sparer überlegen, sich nach einer andere…

  2. […] in einer Lebensversicherungspolice rechnet mit Garantiezins, effektiver Rendite, Spartet usw: Unbedingt lesen. Wohin die Gelder gehen, wurde ja schon hinreichend […]

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