Sind Agrar-Indexfonds böse?

Es gibt ja Indexfonds auf Agrarrohstoffe. Auf diese Weise können Anleger an der Wertentwicklung von solchen Dingen wie Weizen, Soja, Mais, Schweinehälften etc. partizipieren. Da es sich hier weder um Aktien noch um Anleihen handelt, handelt es sich hier um eine eigene Anlageklasse und bietet sich insofern als Diversifikation zu einem üblichen Wertpapier-Portfolio an.

Auf der anderen Seite kommt es immer wieder zu Kritik an Agrar-Indexfonds. Hans-Heinrich Bass behauptet in einer Studie über Welthungerhilfe, dass solche Fonds dem Terminmarkt Liquidität entziehen würden. Der Ökonom Heiner Flassbeck meint sogar, dass Agrar-Indexfonds Hungerkrisen verursachen würden.

Auch in den Medien wird hin und wieder die „Agrar-Spekulation“ angeprangert.

In diesem Zusammenhang ist ein Beitrag von Thomas Gauben und Ingo Pies in der Süddeutschen Zeitung vom 6. Mai 2013 interessant: SZ-Artikel: Kampagnen gegen Fonds führen in die Irre. Thomas Gauben ist Direktor des Leibniz-Forschungsinstituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa. Ingo Pies hat den Lehrstuhl für Wirtschaftsethik n der marin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Beide Wissenschaftler kommen in ihrer Studie zu dem Ergebnis: „Sowohl theoretisch als auch empirisch spricht für – aber sehr viel gegen – die Befürchtung, dass Indexfonds das Niveau oder die Volatilität … der Preise für Agrarrohstoffe erhöht haben.“

Was spricht theoretisch dafür, dass Indexfonds sogar eine positive Wirkung auf die Agrarrohstoffe-Märkte haben?

Hier ist wichtig zu wissen, dass diese Fonds nach festgelegten Quoten in die verschiedenen Rohstoffklassen investieren. Beispielsweise nach folgenden Soll-Quoten:

  • 10% Weizen
  • 10% Soja
  • 10% Mais

Stiegt nun ein bestimmter Rohstoff, sagen wir Weizen, so werden sich die Ist-Quoten verschieben. Beispielsweise zu:

  • 8% Weizen
  • 10% Soja
  • 12% Mais

Um die Soll-Quoten wieder herzustellen, muss als Weizen nachgekauft werden und Mais verkauft werden, so dass beide wieder auf einen Anteil von 10% kommen. Dies führt dazu dass ein Indexfonds immer diejenigen Rohstoffe kauft, die gerade gefallen sind, und diejenigen Rohstoffe verkauft, die gerade gestiegen sind. Ein solcher Fonds handelt also antizyklisch. Offenbar dürfte ein solches Verhalten eher beschwichtigend wirken als Trend-verstärkend. Und die Wirkung müsste  so sein, dass starken Schwankungen von Rohstoff-Preisen entgegengewirkt wird.

So betrachtet, kann man sich nur wundern, wenn manche argumentieren, dass Agrar-Fonds die Volatilität verstärken würden. Von der Theorie her wäre das jedenfalls nicht verständlich.

Thomas Glauben und Ingo Pies scheinen auch empirische Belege dafür zu haben, dass die Befürchtung, Agrar-Indexfonds hätten eine schädliche Wirkung an den Rohstoffmärkten, unbegründet sind. Diese empirischen Daten liegen mir nicht vor und ich kann sie nicht beurteilen. Mir selbst genügt allerdings an dieser Stelle schon das theoretische Argument.

Wie so oft im Finanzbereich sind manche Leute sehr schnell dabei, irgendwelche Behauptungen aufzustellen, um damit Stimmung zu machen. Stichhaltige Gründe werden sehr häufig nicht geliefert.

 

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