AIFM-Richtlinie für geschlossene Fonds wird alles schlimmer machen

Nicht wenige Anleger haben schlechte Erfahrungen mit geschlossenen Fonds gemacht. In den 1990er-Jahren waren deutsche Ost-Immobilienfonds als Steuersparmodell „in“. Für sehr viele Anleger ein Desaster. Dann kamen die Medienfonds und Policenfonds. Auch das ging grandios schief. Ganz zu schweigen von den vielen Wind- und Schiffsfonds, die nicht laufen wie geplant.

Jedenfalls sieht sich der Gesetzgeber in der Pflicht, hier etwas zu ändern. Auf EU-Ebene wurde am 11. November die sogenannte AIFM-Richtlinie beschlossen (alternative Investmentfonds Manager). Diese Richtlinie muss nun die deutsche Bundesregierung umsetzen. Wenn man sich den Enwurf dazu ansieht, dann kann man direkt erschrecken. Denn aus meiner Sicht ist es klar, dass das, was aktuell geplant ist, die Dinge nur schlimmer machen wird….

Hier ein paar Punkte aus der geplanten deutschen Umsetzung des AIFM-Richtlinie:

  1. Mindestanlagesumme soll künftig 50.000 Euro betragen. So soll erreicht werden, dass nur solche Anleger investieren, die es sich auch wirklich leisten können.
  2. Verbot der Ein-Objekt-Fonds. Stattdessen muss jeder Fonds in mindestens drei Objekte investieren, um ein Minimum an Diversifikation sicherzustellen.
  3. Beschränkung auf bestimmte, festgelegte Anlageklassen. Nämlich: Immobilien, Schiffe, Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien und Beteiligungen an Projektgesellschaften im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften. Die gute Absicht hinter dieser Regelung erschließt sich mir überhaupt nicht.

All dies ist vom Gesetzgeber sicherlich gut gemeint. Beabsichtigt ist natürlich, den Anleger besser zu schützen.

In seinen Auswirkungen wird es, meiner Meinung nach, für Anleger eher schlechter als besser werden.

zu 1.) Bisher war es ja gerade ein Vorteil, dass man sich auch mit relativ kleinen Beträgen an geschlossenen Fonds beteiligen kann. Auf diese Weise kann ein Privatanleger sein Geld, wenn er schon in geschlossene Fonds anlegen will, gut diversifizieren. Es ist sicher besser 50.000 Euro auf 5 verschiedene geschlossene Fonds aufzuteilen als alles in einen Fonds zu geben.

Es wird aber noch eines dzaukommen. Wenn ein Kleinanleger von einem geschlossenen Fonds überzeugt ist und unbedingt investieren will. Aber ihm, sagen wir mal, nur 30.000 Euro zur Verfügung stehen, was wird er machen? Er wird wahrscheinlich versuchen, einen Kredit aufzunehmen, um auf die geforderten 50.000 Euro zu kommen. Er wird also einen Kredit in Höhe von 20.000 Euro brauchen. Entweder von Freunen, Bekannten oder Verwandten. Oder von einer Bank. Klar aber ist, dass eine solche Investition, die durch Fremdkapital gehebelt ist, für den Anleger riskanter sein wird.

zu 2.) Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass Ein-Objekt-Fonds riskanter sind im Vergleich zu solchen, die in drei Objekte oder mehr investieren. Eine Diversifikation über verschiedene Anlageklassen oder Managementstile hinweg erscheint mir für eine bessere Diversifikation zu sorgen. Gerade solche Fonds, die in sehr großvolumige Anlageobjekte investieren wollen, werden es künftig deutlcih schwerer haben.

zu 3.) Natürlich hat es unter den innovativen geschlossenen Fonds einige Flops gegeben. Beispielsweise die schon oben genannten Policenfonds. Und dennoch: Warum soll die Anlageklasse, in die ein Anleger investieren möchte, vom Gesetzgeber vorgeschrieben werden? Mit welchem Recht kann der Staat z.B. sagen, dass Immobilien gut sind, Container und Private Equity aber nicht? Ist das nicht eine staatliche Anmaßung? Ich jedenfalls empfinde es so.

Zumal wenn man sieht, was alles künftig verboten sein soll.

  • Private-Equity-Fonds. Warum denn gerade die? Hier gibt es doch genug positive Beispiele.
  • Container-Fonds. Ok, hier gibt es schlechte, aber auch ein paar gute.
  • Triebwerkfonds
  • Wald- und Agrarinvestments (was gerade momentan in der Gunst vieler Anleger steht)

Es ist ziemlich absehbar, dass durch diese Regelungen die Dinge nicht besser, sondern schlechter werden. Die schwarten Schafe werden auch mit diesen neuen Regeln ihre Schlupflöcher finden und den Guten in der Branche wird es schwerer gemacht.

Schade ist vor allem, dass nicht da angesetzt wird, wo wirklich der Hund begraben liegt. Das Problem sind doch nicht Mindesbeteiligungssummen, mangelhafte Diversifikation innerhalb der Fonds oder bestimmte Anlageklassen. Das große Problem bei vielen geschlossenen Fonds sind schlicht die krass überhöhten Gebühren. Und diese können bis heute – trotz der überladenen Verkaufspriospekte – gut verschleiert werden. Vor allem in ihren Konsequenzen.

Ein Anleger bekommt heute zu einem geschlossenen Fonds einen Prospekt ausgehändigt, der locker 100 bis 200 Seiten dick ist. Das wirklich Entscheidende ist aber in der Regel irgendwo mittendrin so durch Zahlen klausuliert, dass es ein normaler Anleger kaum verstehen kann. Und das sind:

  1. die gesamten anfänglichen Kosten
  2. die laufenden Kosten.

Nehmen wir einen Fonds mit einer Laufzeit von 15 Jahren an und anfänglichen Gesamtkosten in Höhe von 30 %. Ein Anleger der hier 50.000 Euro investiert, hat unmittelbar nach seiner Investition eine Geldanlage, die nur noch 35.000 Euro wert ist. Damit ein Objekt, das heute 35.000 Euro wert ist, irgendwann wieder für 50.000 Euro veräuerbar ist, muss eine Wertsteigerung von ca. 43 % haben. 43 Prozent Wertsteigerung – das ist nicht wenig. Und das nur, damit der Anleger wieder bei plus/minus Null ist.

OK, man kann diese Wertsteigerung aufs Jahr runterrechnen. Auf 15 Jahre bedeutet das dann ca. 3% Rendite, damit am Ende 43 % erreicht werden. Aber auch das ist natürlich ein Wort.

Ferner sind die laufenden Kosten wichtig. Darunter fallen Verwaltungskosten, Steuerberatungskosten, Treuhändergebühren, etc. etc. Wenn die laufenden Kosten bei einem Fonds zum Beispiel 2% betragen, so müssen diese ja erst einmal erwirtschaftet werden.

Nehmen wir wieder den oben genannten Beispielfonds, der 3% Rendite p.a. braucht, damit die Anfangskoste wieder eingespielt sind. Komme jetzt noch 2% laufende Kosten dazu, so muss insgesamt eine Rendite von 5% pro Jahr erzielt werden, nur damit der Anleger keinen Verlust macht.

Das sind doch die entscheidenen Punkte: Wie hoch ist die anfängliche und laufende Kostenbelastung? Und hier trennt sich exakt die Spreu vom Weizen.

Mein Vorschlag wäre, hier Reglungen aufzustellen. Beispielsweise:

  • Kein geschlossener Fonds anfängliche Gesamtkosten haben, die 20% der Investitionssumme überstreigen.
  • Kein geschlossener Fonds darf laufende Kosten höher als 1,75 % p.a. haben.

Sagen wir mal. Zumindest wäre eine solche Regelung sinnvoller, als all das was gerade im Entwurf zur Umsetzung der AIFM-Richtlinie steht.

Insbesondere wäre es wünschenswert, wenn die Emittenten dazu gezwungen werden, an einer prominenten Stelle im Verkaufsprospekt folgende Zahl zu veröffentlichen:

  • Welche Rendite müssen die Anlageobjekte des Fonds p.a. erwirtschaften, damit am Ende der Laufzeit alle anfänglichen und laufenden Gesamtkosten erwirtschaftet sind.

Das ist doch eigentlich keine so besonders schwierige Kennziffer. Wäre für Privatanleger aber extrem hilfreich. Weil sie dann selbst gut abschätzen können, ob sie es für möglich halten, dass beispielsweise eine deutsche Immobilie eine Rendite von mehr als 5% erwirtschaften kann – und das, wie gesagt, nur damit er selbst am Ende bei plus/minus Null steht.

 

    1 Kommentar
    1. Selber
      Selber sagte:

      Ihr Beitrag ist in allen Punkten zu unterstützen. Die Hoffnung, es würde eine neue Kultur für effizientere Beteiligungsmöglichkeiten entstehen, ist dennoch mit der Richtlinie erstmal begraben.

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