Menschen glauben immer wieder, dass der Weltuntergang nahe ist

Kann sich noch jemand an die Monate vor dem Jahreswechsel 1999/2000 erinnern? Damals glaubten viele, dass aufgrund dieses Jahreswechsels so viele Computersysteme verrückt spielen würden, dass wir alle in ein Chaos stürzen würden. Auch andere Weltuntergangsszenarien schwirrten in dieser Zeit durch so manchen Kopf.

Nachfolgend ein paar Gedanken zum Thema Weltuntergang …

Heute wissen wissen wir, dass zum Jahreswechsel 1999/2000 nichts wirklich Dramatisches passiert ist.

Dann kam der 11. September 2001. Und ich kann mich noch sehr gut an meine Gespräche von damals erinnern. So manch einer glaubte damals, dass unsere gewohnte Welt ab diesem Zeitpunkt in ein Chaos von Gewalt und Terrorismus abstürzen würde.

Dann kam die Finanzkrise. Auf ihrem Höhepunkt im Herbst 2008 sprachen viele von einer „Kernsschmelze“ im Bankensystem und dass nichts mehr so sein würde wie vorher. Ich habe sogar Leute kennengelernt, die sich einen Lebensmittelvorrat in Form von Konserven anlegten. Ich war in dieser Zeit auch auf einem Vortrag, bei dem der Referent ernsthaft behauptete, dass innerhalb von ein paar Monaten (also in 2009), Leute wegen eines Stücks Brotes überfallen werden würden.

Und heute sind sich bemerkenswert viele Leute mehr als sicher, dass das Ende unserer gewohnten Welt in Form einer Hyperinflation und Währungsreform vor uns stünde.

Irgendwie ist es schon erstaunlich, wie Menschen immer und immer wieder an einen nahen Weltuntergang (oder etwas ähnliches) glauben. Auf der anderen Seite ist es überhaupt nicht erstaunlich, wenn man in die Geschichte schaut. Denn die Vorstellung, dass das Ende der Welt nahe sei, kommt seit 2000 Jahren immer wieder mehr oder weniger stark ausgeprägt hoch.

In diesem Zusammenhang ist vor allem das Buch „Millennium“ des britischen Historikers Tom Holland interessant. Darin schreibt er über die Zeit um 1000 n.Chr. herum. Also etwa von 900 n.Chr bis 1100 n.Chr.

Tom Holland legt dar, wie in dieser Periode die Menschen davon durchdrungen waren, dass das Ende der Welt sehr nahe sei. Die große Apokalypse von der auch Johannes in der Bibel spricht.

Als die Ungarn zwischen 900 und 950 n.Chr Europa überranten, sahen viele damalige Christen dies als Zeichen für das nahe Ende. Ab dem Jahre 1000 n.Chr. etwa begannen die Türken, Europa zu bedrohen. Auch sie wurden mit der erwarteten Apokalypse in Verbindung gebracht.

Im Jahre 1033 n.Chr., dem tausendsten Jahrestag der Passion Christi, erwarteten viele Christen ein großes finales Ereignis. So dass Tausende Christen in das damals muslimische Jerusalem pilgerten, um die große Stunde zu erwarten.

Und so weiter, und so weiter. Und jedes Mal ist nichts oder so gut wie nichts passiert.

Und auch heute hören die Ideen eines großen, katastrophalen Einschnitts nicht auf, durch die Köpfe der Menschen zu geistern. Fast im Jahresrhythmus fallen irgendwelchen Leuten neue Untergangsszenarien ein. Manche schaffen es sogar zu Bestseller-Autoren zu werden – gerade im Bereich Finanzen.

Ich kann nur warnen, auf solche Leute zu hören. Sie haben sehr einleuchtende, plausibel klingende Argumente, liegen aber dennoch regelmäßig komplett falsch. Das Gefährliche ist aber, wenn man als Anleger auf solche falschen Propheten hört und sich zu einseitigen Anlageentscheidungen hinreißen lässt.

Beispielsweise wenn jemand sich total sicher ist, dass eine Hyperinflation plus Währungsreform kommen wird. In denselben Büchern, die diese Ängste schüren, kann man dann auch nachlesen, dass einem Gold oder Immobilien vor dieser Katastrophe schützen können.

Wer darauf hört, steht dann sehr schnell da und hat all sein Geld in vermeintliche krisensichere Sachwerte investiert. Er verkennt aber die hohen Risiken, die genau mit Immobilien und Gold verbunden sind. Er meint er hätte etwas „Sicheres“, und geht doch Risiken ohne Ende ein. Von der Einseitigkeit der Anlagestrategie ganz zu schweigen.

Jeder der sich durch solche Untergangs-Propheten verunsichert fühlt, sollte einmal darüber nachdenken, dass es solche Propheten seit über 1000 Jahren immer und immer wieder gab. Und dass sie sich bis heute jedes einzelne Mal irrten. Und man sollte bedenken: Es kommt meistens ganz anders als man denkt.

Ein guter Artikel in diesem Zusammenhang hat auch Volker Looman in der FAZ diesen Samstag gebracht. titel: „Die Angst vor Inflation treibt merkwürdige Blüten„.

Siehe auch meinen Blog-Beitrag: „Viel zu viele schlechte Finanzbücher„.

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