Esch-Oppenheim-Fonds zockt Karstadt ab
Ich habe eben (11.06.09, 22:00 Uhr) die Sendung Monitor im Ersten (WDR) gesehen. Darin wurde dargestellt, wie Karstadt seine Leipziger Kaufhaus-Immobilie in bester Lage an einen Immobilienfonds verkauft hat. Dieser Fonds wird von der Privatbank Oppenheim und dem Manager Esch betreut. Was ich in dieser Fernseh-Reportage hörte und sah, hat mich wirklich verärgert …
Denn wenn Monitor richtig recherchiert hat, dann hat Karstadt/Arcandor die Leipziger Kaufhaus-Immobilie an den Fonds unter dem Buchwert und wahrscheinlich auch deutlich unter dem damals üblichen Verkehrswert verkauft. Und das nur, um dann die sanierte Immobilie für einen exorbitant hohen Mietzins zurückzumieten.
Der Mietzins ist so hoch, dass er etwa 16% des Kaufhaus-Umsatzes verschlingt. Ein Experte in der Sendung sagte, dass Kaufhäuser nur dann rentabel sein können, wenn die Mieten 5% des Umsatzes ausmachen oder geringfügig mehr. Bei einer 16%igen Mietbelastung sei es kaum denkbar gewesen, dass das Leipziger Kaufhaus überhaupt wirtschaftlich arbeiten könne.
An dieser Stelle kann man sich fragen: Wie konnte das Karstadt-Management solche, wie es scheint, offensichtlichen Fehentscheidungen tragen? Können die hochbezahlten Top-Manager nicht rechnen?
Das Ganze wird sogar noch schlimmer, sofern Monitor recht hat. Nämlich dass sehr hohe Weichkosten bei Leipziger Immobilienverkauf an den Esch-Oppenheim-Fonds berechnet wurden. Beispielsweise eine „Vermittlungsprovision“ in Millionenhöhe für die Vermittlung des Mieters für der Kaufhaus-Immobilie. Nur: Stand der Mieter, nämlich Karstadt, nicht von Anfang an fest? Was wurde hier groß vermittelt?
Auch hier kann man sich fragen: Wenn das Top-Management von Karstadt/Arcandor solche Geschäfte einfädelt, wird dann gar nicht genauer hingesehen? Irgendetwas überprüft oder in Frage gestellt? – Offenbar ist so etwas nicht geschehen.
Und um dem Ganzen noch eine Krone aufzusetzen, stellt sich heraus, dass zumindest einer im Top-Management, nämlich Herr Thomas Middelhoff selbst mit hohe Investitionsbeträgen an genau dem Esch-Oppenheim-Immobilienfonds beteiligt ist, der die Leipziger Immobilie von Karstadt/ Arcandor übernommen hat.
Wenn all diese Recherchen von Monitor richtig sind, dann bin ich ehrlich entsetzt. Und frage mich: Wie wenig Moral haben manche Manager?
Link zur Homepage von Monitor.
Hm. Ich war fester Überzeugung, dass eine derartige Tunnelierung des eigenen Unternehmens (es ist nichts anderes gewesen) nur in Osteuropa daily business wäre…und ich lag offensichtlich falsch.
Sehr geehrter Herr Broska,
nein, korrupte und charakterlose Manager (als auch Politiker) gibt es in jedem Land. Ob Osten oder Westen, spielt wohl keine Rolle. Ich finde das irgendwie traurig.
Gruß Peterreins
Ich gebe Ihnen Recht, daß Charakterlosigkeit omnipräsent ist. Aber ein solch billiger trick erinnert mich stark an die „Wilden 90er“ im Osten. Ich würde diese handeln nicht mehr korrupt, sondern einfach Skrupel- oder Hemmungslos nennen.
Sehr geehrter Herr Peterreins,
dazu kommt noch, daß Herr Middelhoff zu der Zeit des Verkaufs der Leipziger Immobilie wohl im Aufsichtsrat von Karstadt-Quelle (heute Arcandor) war.
Und Herr Esch ist auch kein unbeschriebenes Blatt. In Köln wurden die alten Messehallen, in die der TV-Sender RTL einzieht bzw. einzog, auch von einem Oppenheim-Esch-Fonds finanziert oder so, und da ist auch die Köln-Bonner Sparkasse mit verwickelt, weil sie Mietgarantien abgegeben hat, die viel zu hoch waren (oder so, genau weiß ich es nicht mehr), weswegen die Sparkasse (auch wegen anderer dubioser Geschäfte) kurz vor der Pleite stand.
Das nennt sich Kölscher Klüngel.
Und irgendwie seltsam ist, dass immer wieder dieselben Leute dieselben dubiosen Geschäfte machen können und dabei noch absahnen ohne Ende. Lernt denn da keiner dazu?
Nein, dazulernen tut niemand mehr dazu. Damit hat man schon längst abgeschlossen.
Dazulernen würde ja einige Leute dazu veranlassen künftig nicht mehr derart abzusahnen.