Schlagwortarchiv für: Ethik

Der Weblog-Lesers TÜLAI hat in seinem letzten Kommentar (Link dorthin) hat von Menschen geschrieben, die

„sich sehr abschinden, um ihre eigenen moralischen Standards zu erfüllen. Oft sind es stille Personen, die von sich aus niemals ihre Moralität ansprechen und sich ihrer schon gar nicht brüsten. Mutmaßlich könnte es daher deutlich mehr solche Personen gehen. Häufiger verzichten sie wissentlich auf Chancen im Leben, indem sie ihrem eigenen Handeln Schranken auferlegen. Wenn ich zufällig von ihnen erfahren, erfüllen sie mich mit einer beschämten Traurigkeit, weil ich denke, dass sie im Leben mehr und Besseres verdient hätten, als sie erhalten“

Wahrscheinlich bin ich selbst kein solcher „stiller Mensch“, der traurig nach seinen moralischen Standards strebt und dabei auf beruflichen erfolg verzichtet. Dennoch hat mich dieses Abschnitt angeregt, eine kleine Anekdote aus meinem Leben als Vermögensverwalter zu erzählen…

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Der Leser „TÜLAI“ hat in seinem Kommentar (Link dorthin) auf mein Buch „Fairness und Vertauen in der Finanzberatung“ bezug genommen und ein paar Fragen zum Thema Moral und Ethik bei der Geldanlage gestellt. Ich versuche einmal, in meinen Worten seine Fragestellung wiederzugeben. Falls ich das fehlerhaft tue bitte ich um Entschuldigung und freue mich über jede Klarstellung.

TÜLAI unterscheidet einen einen formalen und einen inhaltlichen Aspekt, wenn man versucht, ein ethisch korrekter Anlageberater zu sein:

  • Formaler Aspekt: Der Berater versucht in seinem Umgang mit seinen Kunden ethisch korrekt zu handeln.
  • Inhaltlicher Aspekt: Der Berater versucht, für seine Kunden solche Anlageformen auszuwählen, die ethisch einwandfrei sind.

TÜLAI fragt, ob ich nur diesen formalen Aspekt in meiner Arbeit berücksichtige oder auch den inhaltlichen. Meine Antwort lautet so:

  1. Zunächst steht bei mir der formale Aspekt definitiv im Vordergrund, d.h. ich versuche meine Kunden, Mitarbeiter und Geschäftspartner ethisch korrekt zu behandeln.
  2. Mich leitet folgende Maxime: Wenn es vollständig und komplett zweifelsfrei ist, dass eine Anlageform moralisch verwerflich ist, dann würde ich sie niemals meinen Kunden empfehlen. Das Problem hier ist allerdings, dass die wenigsten Fälle so klar und absolut zweifelsfrei zu beurteilen sind.
  3. Manchmal ist der formale Aspekt nicht vom inhaltlichen Aspekt der Geldanlage zu trennen. Dann nämlich wenn es sich um betrügerische Anlageangebote handelt.
  4. Manchmal steht sogar der inhaltliche Aspekt mit dem formalen Aspekt im Widerspruch.

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Gefunden in dem Buch „Was uns wichtig ist: Eine neue Führungsgeneration definiert die Unternehmenswerte von morgen“ von Stefanie Unger, Kai Hattendorf und Sven H. Korndörfer (S. 31 ff.):

„Wenn ein Mensch, ein Unternehmen oder ein Gemeinwesen unter Druck geraten dann können auch seine inneren Werte unter Druck geraten oder in den Hintergrund rücken. Das muss nicht so sein: Wer innerlich gefestigt ist, den bringen äußere einflussfaktoren oder Krisen nicht aus dem Gleichgewicht. gleichwohl gibt es leider zu viele Beispiele dafür, dass Integrität, hier verstanden als konsequente Aufrichtigkeit, nicht durchgehend das Denken und Handeln der Menschen bestimmt.

Dieses Defizit zu beseitigen, ist zum einen eine Aufgabe der Unternehmen. Hier ist es – bei weitem nicht nur, aber auch in Deutschland, in den vergangenen Jahren zu teilweise schlimmen Verwerfungen gekommen…. Anleger und Öffentlichkeit wurden – wie etwa bei Enron in den USA oder Flowtex in Deutschland – in vielen Fällen schlichtweg betrogen..“

Und etwas weiter vorne steht:

„Warum lohnt sich das streben nach einer wertebasierten Erneuerung? Wertbasierte Gesellschaften sind potenziell leistungs- und damit zukunftsfähiger als solche, denen der Orientierungsrahmen fehlt. Wertebasierte Gesellschaften wissen, woran sie glauben. dies verleiht ihnen die Kraft zu Spitzenleistungen – in der Wirtscahft, aber ebenso in der Verwaltung, im Bildungswesen und im sozialen Bereich.“

Family cuddling.Eben gelesen in dem Buch des Topp-Managers Ulrich Hemel: „Wert und Werte. Ethik für Manager – Ein Leitfaden für die Praxis„:

„Gute Unternehmen schaffen Wert, und wenn sie nicht nur ökonomischen, sondern auch ethischen Mehrwert schaffen, verbinden sie Wert und Werte. Es ist schließlich kein Zufall, dass in vielen Sprachen Wert und Werte im gleichen Wortsinn sowohl auf den wirtschaftlichen wie auch auf den ethischen Bereich verweisen. Dass es hier Gefährdungen und Risiken gibt, weiß jeder. Dennoch lohnt es sich, gerade in Zeiten großer wirtschaftlicher Umwälzungen die Frage nach Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Vertrauen und persönlicher Ver-antwortung zu stellen.“

Ja, das denke ich auch. Gerade als Finanzdienstleister sollte man immer beides im Blick haben. Erstens für seine Kunden einen wirtschaftlichen Mehrwert zu generieren. Und zweitens spielen moralische, ethische Werte eine wichtige Rolle. Für mich zählen vor allem:

  • Ehrlichkeit
  • Respekt und Höflichkeit
  • Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit
  • Hilfsbereitschaft.

Das Ergebnis ist eine starke, vertrauensvolle Kundenbeziehung. Und natürlich macht die Arbeit mehr Spaß, wenn man mit sich selbst im Einklang ist.

In der FAZ vom letzten Wochenende 18./19. Juli war im Finanzteil ein Interview mit Stephen Green, dem Verwaltungsratsvorsitzenden der britischen Großbank HSBC. Der Titel war: „Wir brauchen einen ethischen Kapitalismus“.

Ich fand dieses Interview sehr interessant. Nachfolgend ein paar Zitate hieraus …

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