Viel Besserwisserei in Finanzfragen

Ich habe heute einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung gelesen: „Weiß ich doch“ von dem Autor Werner Bartens. Hier ein Zitat daraus:

„In einer ersten Versuchsreihe sollten Freiwillige ihre Finanzkenntnisse einschätzen … Während in der Liste seriöse Begriffe wie Inflation und Eigenkapital auftauchten, hatten die Wissenschaftler auch drei erfundene Stichwörter … daruntergemischt. Je sicherer sich die Probanden ihrer ökonomischen Kenntnisse waren, desto öfter erklärten sie mit großem Ernst, was sich hinter den ausgedachten Termini verbarg. ‚Je mehr sich die Leute auf ihr Wissen um Finanzen einbildeten, desto eher überschätzten sie ihre Kenntnisse und waren mit ausführlichen Erklärungen für die fiktionalen Begriffe zur Hand‘, sagt Atir.“

Auch ich erlebe es immer wieder Menschen, die sich besonders viel auf ihr Finanzwissen einbilden, faktisch aber (leider) so gut wie keine Ahnung haben.

Eine solche Illusion von Wissen ist aber gerade bei der Geldanlage sehr gefährlich. Gerade manche Privatanleger glauben, ein besonders gutes „Näschen“ für Aktien zu haben. Je sicherer sie sich fühlen, desto mehr gehen sie riskante Wetten ein. Manchmal setzen sie mit ihren Spekulationen sehr einseitig alles auf eine Karte. „Ich habe ja so gute Argumente“, meinen sie, „da kann nichts schiefgehen“. Und schneller als man schaut, sind große Verluste entstanden.

Sokrates hat ja gesagt, ich weiß, dass ich nichts weiß. Und das ist gerade bei der Geldanlage ein sehr guter Standpunkt. Jedenfalls wird man damit vor so mancher Überheblichkeit geschützt. Klug ist, wer sich sozusagen mit Demut und Bescheidenheit den Kapitalmärkten nähert.

Was sind typische Fehler von Menschen, die sich selbst überschätzen?

  • zu wenig Risikostreuung;
  • es wird zu lange an gemachten Fehlentscheidungen festgehalten;
  • es werden zu hohe Risiken eingegangen;
  • man glaubt genau zu wissen, wie die Kapitalmärkte funktionieren (oftmals auch ein Hang zu Verschwörungstheorien);
  • hohes Vertrauen in Kapitalmarktprognosen.

Als professioneller Vermögensverwalter weiß ich, dass man immer wieder auch mit seinen Markteinschätzungen daneben liegen kann. Genau daher ist ein aktives Risikomanagement so wichtig. Man macht sich nur dann Gedanken über Risikomanagement, wenn man sich darüber im Klaren ist, dass die Dinge nicht immer so laufen, wie gewünscht. Ein solches Risikomanagement kann beispielsweise darin bestehen, dass man sich stringent Stop-Loss-Limits setzt.

Interessant ist ja auch, dass oft auch gerade professionelle Anleger meinen, eine Aura der Unfehlbarkeit um sich zu schaffen. Das halte ich für sehr gefährlich. Denn der Schuss geht mit Sicherheit irgendwann nach hinten los. Viel besser, denke ich, ist es, mit seinen Kunden über seine eigenen Stärken und Schwächen zu sprechen, damit keine Enttäuschungen entstehen.

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