Warum soll Hochfrequenzhandel schlecht sein?

Viele Menschen meinen, dass der sogenannte Hochfrequenzhandel sehr schlecht sei. Manche behaupten sogar, er sei einer der Gründe für die jüngste Finanzkrise. Daher ja auch die Idee der Finanztransaktionssteuer. Nach dem Motto: Verteuern wir die Transaktionen, dann lohnt sich das schnelle Trading nicht mehr.

Ich wundere mich ein wenig über solche Argumente.

Wenn ich beispielsweise ein Wertpapier kaufen möchte und mir überlege, über welche Börse ich das tun will, dann sehe ich mir an, wo der meiste Umsatz ist. Bei denjenigen Börsen, wo das fragliche Wertpapier am meisten gehandelt wird, kann ich davon ausgehen auch die besten, fairsten Kurse zu bekommen. Je weniger Handel, je schlechter.

Insofern kann ich nicht verstehen, dass Leute glauben, viele und schnelle Umsätze seien schlecht. Vielmehr sind sie natürlich gut und wichtig gerade für eine faire Preisbildung.

Außerdem scheint es mir offensichtlich zu sein, dass Hochfrequenz-Händler bei steigenden Aktienkursen eher auf der Verkäuferseite stehen und bei fallenden eher auf der Käuferseite. Ansonsten würden sie ja ständig Verluste machen und der Hochfrequenzhandel würde sich nicht lohnen. Insofern dürfte ein schneller Handel gerade in Krisenzeiten de-eskalierend wirken.

Und nun schauen wir uns mal die Finanzkrise an. Damals hatten ja einige Marktteilnehmer sogenannte CDOs gekauft, das was später als finanzieller „Gift-Müll“ bezeichnet wurde. In der kritischen Phase der Finanzkrise war nicht das Problem, dass CDOs zu viel gehandelt wurden. Sondern gerade im Gegenteil: Der Markt brach komplett ein. Es wurde gar nichts mehr gehandelt. Und das war Teil des Problems.

Wenn man diese historische Tatsache kennt, ist es mir ein Rätsel, wie Leute behaupten könnten, zu viel und zu schneller Wertpapierhandel hätte zur Finanzkrise beigetragen. Es war ja eher im Gegenteil.

Aus diesem Grunde bin ich auch der Überzeugung, dass eine Finanztransaktionssteuer – die ja tendenziell den Handel bremst – eine kritische Phase an der Börse verstärken würde.

Mein Verdacht ist vielmehr, dass die Animosität gegen den Hochfrequenzhandel eher etwas mit dem Gefühl zu tun hat: „Spekulation ist böse, unmoralisch und zu verbieten“. Für diese Haltung gibt es eine lange Tradition. Und auch im Zusammenhang mit der Finanzkrise wurde diese Karte nur zu gerne und häufig gespielt. Nach dem Motto: Wegen der (bösen) Banken, die unverantwortlich spekuliert hätten, seien wir alle in die Krise geraten.

Jetzt erinnern wir uns einfach mal: Die genannten CDOs wurden damals mit AAA bewertet und hatten geringfügig höhere Renditen als Bundesanleihen. Dass Banker in diese Anlageformen investiert haben, ohne sie genau zu analysieren, das kann man ihnen vorwerfen. Aber mit wilder Spekulation hat das eigentlich nichts zu tun. So wenig wie wenn ein Tagesgeldanleger unter den vielen Angeboten vor der Frage steht, das Angebot mit 1,5 % oder 1,4 % zu wählen. Ich bin mir nicht sicher ob man es als Spekulation bezeichnen würde, wenn er sich schließlich für die 1,5 % entscheidet.

Möglicherweise sind die 1,5 % mit einer schlechteren Einlagensicherung verbunden. Höhere Rendite bedeutet in der Regel auch höheres Risiko.

Das Problem der jüngsten Finanzkrise war nicht die Spekulation. Nein. Das große Problem waren Anlageformen, die sicher schienen, es aber tatsächlich nicht waren. Insofern haben gerade die Rating-Agenturen eine sehr ungute Rolle gespielt.

Und hier noch mal ein Blick auf die irischen oder spanischen Banken. Die sind ja in die Krise gekommen, weil sie wie verrückt Immobilien finanziert haben. Und irgendwann ist mal die Immobilienblase geplatzt. Wenn man aber mit einem normalen deutschen Anleger spricht oder auch nur in die Medien zum Thema Immobilien schaut: Immer wieder heißt es, wie sicher Immobilien seien. Sachwerte, bei denen man nichts verlieren könne.

Naja, so ähnlich haben halt auch die spanischen und irischen Banken gedacht. Sie hielten Immobilien für sicher, die es faktisch nicht waren. Schade, dass diese angeblichen Finanzprofis diesen Fehler machten. Aktuell machen diesen Fehler jedenfalls Tausende von Deutsche, wenn sie meinen angesichts der Euro-Krise ihr Geld noch schnell dadurch in Sicherheit zu bringen, dass sie sich eine Immobilie kaufen. Die ja angeblich so sicher sind…

Wie gesagt: Das größte Problem beim Geldanlegen ist nicht das bewusste eingehen meinetwegen auch hoher Risiken (=Spekulation), sondern der Erwerb von Geldanlagen, die sicher erscheinen, es tatsächlich aber nicht sind. So genau entstehen finanzielle Desaster.

1 Kommentar
  1. Matthias
    Matthias sagte:

    Nach Ansicht der Kritiker führt Hochfrequenzhandel dazu, dass die breite Anlegermasse bei Aktiengeschäften schlechtere Preise erzielt. 
    Da die Börse bezogen auf die extrem kurzen Zeitspannen von wenigen Sekunden ein Nullsummenspiel ist, können jene Gewinne nur
    zulasten der Investorenöffentlichkeit gehen.

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