Die Regulierung der geschlossenen Fonds wird mehr schaden als nutzen

In diesen Tagen und Wochen wird im Bundestag ein Gesetz verabschiedet werden, das für den deutschen Kapitalmarkt von enormer Bedeutung sein wird: das sogenannte AIFM-Umsetzungsgesetz. Die Idee hinter dem Gesetz ist durchaus lobenswert. Es geht nämlich um den Anlegerschutz, insbesondere auch geschlossene Fonds betreffend. Bisher unterstanden vor allem Finanzdienstleistungen mit Wertpapieren im Focus der Regulierer. Geschlossene Fonds blieben außen vor.

Das brachte einige Kritiker auf den Plan. Denn im Bereich der geschlossenen Fonds ist ja schon das eine oder andere mehr als schief gelaufen. Jüngstes Beispiel ist das Desaster um S&K. Eine bessere Aufsicht und strengere Regeln sollen nun ab Juli 2013 Abhilfe schaffen und die Investoren besser schützen.

Geschieht das wirklich?

Das AIFM-Umsetzungsgesetz wird für die Initiatoren geschlossener Fonds vor allem eines bedeuten: einen immensen administrativen Aufwand. Dazu gehören unter anderem:

  • eine Abteilung fürs Risikomanagement
  • eine Abteilung fürs Cashmanagement
  • eine sogenannte Kapitalsammelstelle (ähnlich einer Depotbank bei Wertpapieren. Die Frage ist nur, wie ein „Depotbank“ für Immobilien aussehen soll?)
  • Bewertung aller Anlageobjekte mindestens einmal im Jahr (durch Gutachter).
  • Schriftverkehr etc. mit den Aufsichtsbehörden.

Es ist unzweifelhaft, dass all dies zu einem großen bürokratischen Wasserkopf führen wird. Naja, und der wird sicher nicht umsonst sein. Natürlich werden hier Kosten anfallen. Und eines ist auch klar, dass nämlich diese Kosten letztlich der Anleger bezahlen wird. Schon jetzt glänzen einige geschlossene Fonds vor allem durch ihre hohe Kostenbelastung. Diese wird durch das Gesetz mit Sicherheit noch größer werden.

Nun kann man sagen: „Ok, wenn es dem Anleger mehr Sicherheit und Schutz vor solchen Fällen wie bei S&K gewährt, dann ist man vielleicht gerne bereit, diese Zusatzkosten in Kauf zu nehmen.“

Jetzt ist aber bereits heute schon klar, dass der bürokratische Zusatzaufwand mit Sicherheit teuer sein wird, aber so gut wie keinen Nutzen für den Anleger bringen wird. Gerade im Gegenteil. Ausgesiebt werden vor allem die guten, kostengünstigen Anbieter.

Leute, die unseriöse Absichten verfolgen, weil sie Gelder einsammeln und dann erst einmal über 30 % in eigene Taschen versickern lassen, werden auch kein Problem damit haben, für weitere 5% der Kundengelder einen aufsichtskonformen Wasserkopf zu installieren. Anbieter jedoch, die darum kämpfen, so gut wie jeden Cent in die Investitionsobjekte selbst zu investieren, für die werden zusätzliche 5 % untragbar sein und zu einem Aus der Porjekte führen.

Das geschieht bereits heute. Einige wirklich gute Projekte werden nicht weiterverfolgt mit Blick auf das kommende AIFM-Gesetz. Viele schlechte Anbieter kümmert das gar nicht.

Und noch was. Letztlich ist zu konstatieren, dass bei Kapitalmarktregulierungen wohl generell das Kosten-Nutzen-Vehältnis nicht stimmt. Nehmen wir als Beispiel die Zertifikate. Zertifikate sind eines der am meisten regulierten Wertpapierarten in Deutschland überhaupt. Und was hat es gebracht? In der Finanzkrise haben Anleger vorneweg mit diesen Anlageprodukten große Verlust erlitten – trotz der übermäßigen Regulierung.

Meine Prognose ist, dass sich durch das AIFM-Gesetz nichts verbessern wird, sondern sich die Dinge eher verschlechtern werden. Die unseriösen Anbieter werden bleiben, die guten Anbieter werden es hingegen schwerer haben oder ganz aufgeben. Und mit würde es nicht wundern, wenn als Antwort darauf in ein paar Jahren die Unbelehrbaren nach noch mehr Regulierung schreien werden. Lässt sich ja auch so gut als Anlegerschutz verkaufen.

Dabei könnte die Welcht so einfach sein. Jeder geschlossene Fonds müsste einfach ganz groß, ganz vorne im Prospekt nur eine Zahl bekannt geben:

  • Wie viel Rendite müssen die zugrundeliegenden Investitionsobjekte erwirtschaften, alleine damit die anfänglichen Weichkosten als auch die nachfolgenden laufenden Kosten eingespielt werden?

Vor ein paar Tagen habe ich einen Fonds für einen Kunden analysiert, der meinte, er hätte eine interessante Geldanlage vorliegen. Er war dann doch erstaunt, als ich ihm vorrechnete, dass das Inestitionsobjekt etwa 9 % Rendite über die nächsten 10 Jahre erzielen muss, nur damit er am Ende mit plus/minuns Null herauskommt. So hoch war hier die interne Kostenbelastung. Dass ein Anleger mit einem solchen Fonds glücklich werden wird, ist eher unwahrscheinlich. Das kann man aber seht gut alleine an dieser genannten Kennzahl erkennen.

Die Regulierung wird hingegen alles noch teurer machen, und die Dinge, auf die es ankommt, eher verschleiern. So ist das AIFM-Gesetz im Sinne des Anlegerschutzes zwar gut gemeint, wird aber das Gegenteil bewirken. Traurig, traurig…

3 Kommentare
  1. Jan A.
    Jan A. sagte:

    So gern ich Ihren Blog lese. Aber dieser Artikel bedarf einer Korrektur.

    1. Geschlossene Fonds: Jedes mittelständische Unternehmen kommt heute nicht mehr ohne die nun auch für geschlossene Fonds geforderten wirklich minimalen Kontrollinstrumente aus. Und mittelständische Unternehmen produzieren deswegen keine schlechteren Renditen. Der „Wasserkopf“ ist nicht der Regulierung geschuldet, sondern dem Überleben. Dass solche Instrumente nun bei Instrumenten angewendet werden, die zu großen Teil aus dem Geld von Privatanlegern finanziert werden, ist ja wohl mehr als recht und billig.

    Wenn sich damit bestimmte Investments nicht mehr rechnen, dann rechnen sie sich einfach nicht. Marktwirtschaft!

    2. Zertifikate sind überhaupt nicht reguliert. Diese Aussage ist schlicht falsch. Fonds sind reguliert, ETFs sind es, aber Zertifikate eben genau nicht. Es sind nur börsengelistete nachrangige Anleihen. Deswegen gibt es über 500.000 davon, Massenproduktion ohne Grenzen, es war das lukrative Lieblingskind der Banken zur Anlegerabzocke, bis Lehman kam.

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    • Peterreins
      Peterreins sagte:

      Naja, dass ein geschlossener Fonds ähnlich wie ein mittelständisches Unternehmen gewisse Kontrollen intern installieren sollte, ist, denke ich, unstrittig. Aber eines ist auch klar: Das was aufsichtsrechtlich auf die Fondsanbieter zukommt wird weit, sehr weit über ein normales Mindestmaß hinausgehen. Wenn absehbar wäre, dass dadurch für den Anleger irgendetwas verbessert werden würde, wäre ich der erste, der das gut heißen würde. Es ist aber mehr als offensichtlich, dass dieses deutliche Mehr an Bürokratie dem Anleger einen Nutzen von 0,0 bringen wird.

      Ich selbst bin ja KWG-zugelassener Finanzportfolioverwalter. Ich kann wirklich ein Lied davon singen, wie unglaublich stark Finanzportfolioverwalter aufsichtsrechtlich überwacht werden. Wenn ich das jemanden erzähle, welchen Aufwand ich treiben muss, das glaubt mir keiner. Das geht massiv über ein Mindestmaß hinaus. Hier ein paar Beispiele: Ich bin aufsichtsrechtlich gezwungen ein Orga-Handbuch zu haben. Das zu erstellen, hat mir etwa 1,5 Jahre Aufwand gekostet. Kaum war ich einigermaßen durch, kamen wieder so viele Änderungen der Anforderungen, dass ich jetzt wieder so gut wie am Anfang stehe. Laufendes Reporting an die Aufsichtsbehörde, erwiterte Buchprüfung mit spezieller WpHG-Prüfung etc, etc, etc.

      Und was bringt es dem Anleger? Das können Sie mir glauben, so gut wie nichts.

      Deswegen bin ich absolut pessimistich, was das AIMG-Gesetz betrifft. Weiß ich aus eigener Erfahrung weiß, worauf das hinausläuft.

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