Soziale Ansteckung und Geldanlage

Am Freitag den 24. September habe ich einen interessanten Zeitungsartikel in der SZ gelesen: „Zeig mir deine Wunde“. Untertitel: „In sozialen Netzwerken infizieren sich Menschen auch mit psychischen Leiden.“ In diesem Artikel geht es um ein Phänomen, das in der Wissenschaft „soziale Ansteckung“ genannt wird. Dieses Theme ist, wie ich meine, sehr interessant, vor allem mit Bezug auf die Geldanlage…

In dem SZ-Artikel (dessen Autor Nikolas Westerhoff ist) geht es darum, dass spezielle Online-Foren möglicherweise dazu beitragen können, dass sich psychische Leiden verbreiten können. So gibt es derzeit eine ganze Reihe von Internet-Foren für sog. Ritzer, d.h. Menschen, die danach süchtig sind, sich selbst zu verletzen. Solche Foren dienen einerseits als Online-Selbsthilfegruppen. Andererseits können sie dazu beitragen, dass andere Menschen überhaupt auf die Idee kommen, Ritzer zu werden.  In diesem Fall spricht man von „sozialer Ansteckung“.

Belegt ist beispielsweise, dass Menschen eher zu einem Selbstmord neigen, wenn sie von Selbstmorden anderer in der Zeitung gelesen haben.

Im SZ-Artikel heißt es:

„Das Phänomen ist nich tneu: Der Medizinhistoriker Justus Hecker berichtete im 19. Jahrhundert über die sogenannte Tanzwut, die sich etwa in Aachen im Jahr 1974 kurz nach der großen Pest ausbreitete: ‚Hand in Hand schlossen sie Kreise, und ihrer Sinne anscheinend nicht mehr mächtig, tanzten sie stundenlang in wileder Raserei, ohne Scheu vor den Umstehenden, bis sie erschöpft niedefielen.'“

Sehr bemerkenswert ist auch folgendes:

„… So brachen am 30. Januar 1962 in einem Dor in Tansania drei Mädchen in unkontrolliertes, hysterisches Lachen aus; am 18. März litten bereits 95 Schülerinnen unter dieser seltsamen Krankheit. Zehn Tage später erreichte die Lachhysterie einen 90 Kilometer entfernten Ort und infizierte 217 Personen: Am Ende lachten Tausende.“

Was hat dies mit Geldanlage zu tun? Ich denke sehr viel. Denn manche Entwicklungen an den Kapitalmärkten haben tatsächlich den Charakter einer Epidemie, an der sich Leute anstecken können und die sich übers Land verbreitet, um sich am Ende ähnlich einer echten Epidemie wieder wie in Luft auflöst.

Im Jargon der Kapitalanleger spricht man dann vor einer Blase, die erst wächst und wächst und schließlich platzt. Oder man nennt das auch Hausse oder Kursübertreibungen. Aber auch übertriebener Pessimismus kann sich wie eine soziale Ansteckung verbreiten.

Viele Betroffene sagen dann auch, dass Sie bei ihren Anlageentscheidungen im Moment einer übertriebenen Hausse, ihren Verstand ausgeschaltet hatten. Und Außenstehende nennen ein solches Verhalten gerne irrational.

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