Bevor man eine Stiftung gründet
Ich bin ehrenamtlicher Vorstand der HORIZONT Jutta-Speidel-Stiftung. Der Zweck dieser Stiftung ist es, in Not geratenen Müttern und ihren Kindern zu helfen.
In diesem Zusammenhang werde ich hin und wieder gefragt, was zu beachten ist, wenn man selbst eine Stiftung gründen möchte…
Vorab: Steuerliche Vorteile
Gemäß § 10b Abs. 1a Einkommenssteuergesetz können Spenden in den Vermögensstock einer gemeinnützigen Stiftung im Jahr der Zuwendung und in den folgenden neun Jahren bis zu einem Gesamtbetrag von einer Million Euro abgezogen werden. Begünstigt sind Zuwendungen anlässlich der Stiftungsgründung und auch spätere Zustiftungen.
Detailfragen, die die spezielle Situation des Spenders berücksichtigen, sollte man unbedingt mit einem fachkundigen Steuerberater besprechen.
Welchen guten Zweck will man fördern?
Den steuerliche Aspekt für die Gründung einer Stiftung habe ich vorab erwähnt, normalerweise dürfte er jedoch im Vordergrund stehen. Die wichtigste Frage ganz zu Beginn ist natürlich, welchen guten Zweck man födern will.
Das können soziale, kulturelle oder wissenschaftliche Themen sein.
Wenn man eine gemeinnützige Stiftung ins Leben rufen möchte, sollte man sich vorher unbedingt die folgende Frage stellen:
- Braucht die Gesellschaft überhaupt das, was sich der Stifter als guten Zweck vorstellt?
So gab es beispielsweise lange Zeit eine Stiftung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, pensionierte Dienstmädchen mit warmer Wollwäsche zu versorgen. Das ist ein Beispiel eines Stiftungszwecks, der zumindest heute nicht mehr von wirklich wichtiger Bedeutung ist.
Im Zweifel ist es eine gute Idee, sich mit solchen Leuten zu unterhalten, die sich bereits in dem Bereich seit langem engagieren, den man födern will. Wer z.B. Jugendarbeit fördern möchte, redet am besten erst einmal mit entsprechenden Sozialpädagogen. Die können einem dann meistens am bestens sagen, an welcher Stelle Hilfe am nötigsten ist.
Am Anfang gilt sowieso die Devise: Reden, Reden, Reden. Gesprächspartner, die einem weiterhelfen können, sind:
- Familienmitlieder,
- Freunde,
- Hilfswerke, Vereine, Organisationen,
- Stifterforen, Stiftungstreffen.
Manchmal ist es klug und im Sinne des Stiftungszwecks, eine Stiftung nicht „auf ewig“ auszurichten, sondern auf einen bestimmten, begrenzten Zeithorizont.
Eigene Motivation klären
Nicht selten wird zu schnell zur Gründung einer gemeinnützigen Stiftung geschritten. Eine entsprechende Satzung und entsprechende rechtliche Schritte sind eigentlich relativ schnell erledigt. Manchmal kommt aber hinterher die große Enttäuschung. Daher ist es sehr wichtig, einige Fragen vorher zu klären.
Zu diesen Fragen gehört auch die nach der eigenen Motivation: Warum will man eine eigene Stiftung ins Leben rufen?
Normalerweise geht es nämlich nicht nur um den guten Zweck, sondern auch um ganz (legitime) persönliche Dinge. Beispielsweise:
- Marketing.
- Sich selbst ein „Denkmal“ setzen.
- Ein Betätigungsfeld für eigenes Engagement.
- Als Stifter gerade nicht in Erscheinung treten wollen.
Je nachdem, welche Motive den Stifter tatsächlich treiben, kann auch die Stiftung eine eigene Ausrichtung erhalten. Und wenn es beispielsweise tatsächlich nur um die gute Sache selbst geht, dann sollte man sofort prüfen, ob es nicht sinnvoll ist, Geld in eine schon existierende Stiftung zuzustiften.
Was will man einbringen?
In diesem Zusammenhang ist natürlich auch wichtig, sich darüber klar zu werden was man in eine Stiftung einbringen möchte. Das können beispielsweise sein:
- Geld, Vermögensgegenstände
- eigenes Engagement
- Ideen
Ist die Gründung einer eigenen Stiftung die beste Wahl?
Eine Stiftung ist, wie gesagt, relativ schnell gegründet. Der laufende Betrieb hingegen kann einige Überraschungen mit sich bringen. Daher sollte man unbedingt auch klären, ob es für den Zweck, den man fördern möchte, und entsprechend der eigenen Motivation bessere Alternativen gibt. Das können sein:
- Spende für eine etablierte gemeinnützige Organisation
- Zustiftung
- Gründung eines Vereins oder einer gGmbH.
In diesem Zusammenhang sollte man kompetente Fachleute konsultieren.
Planung
Schließlich geht es an die Planung der eigenen Stiftung. Hier sollte man folgende Punkte klären:
- Welche konkreten Projekte will man fördern?
- Braucht man einen Partner für die Verwaltung?
- Braucht man eine fachmännische Betreuung des Stiftungsvermögens?
Gerade bei dem letzten Punkt warne ich (aus persönlicher Erfahrung), blind einer Bank zu vertrauen. Viele Banken behaupten, spezialisiert auf die Betreuung von Stiftungsvermögen zu sein. Tatsächlich haben viele von ihnen aber nur ihre eigene Provisions-Maximierung im Blick. Für das langfristige Gelingen einer Stiftung ist ein vertrauensvoller und kompetenter Partner in diesem Bereich sehr wichtig.
Am Ende steht die Satzung
Wenn all dies geklärt ist, man tatsächlich die Gründung einer eigenen Stiftung für den besten Weg hält und alle entsprechenden Ressourcen und Partner hat, dann wird die Satzung formuliert.
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