Auswahlkriterien bei Investmentfonds

j0433737Ich habe den Handelsblatt-Artikel „Welche Argumente Fondsanleger kennen sollten“ gelesen. Darin werden ein paar Argument für und wider Investmentfonds behandelt. Manches darin finde ich gut, manches weniger gut …

 Risikostreuung

Das ist tatsächlich das wichtigste Argument dafür, Investmentfonds zu erwerben und es nicht selbst zu probieren. Ein Privatanleger hat beim besten Willen nicht die Möglichkeit, selbst hinreichend zu diversifizieren. Dazu möchte ich Prof. Martin Weber aus seinem Buch „Genial einfach investieren“ (S. 84) zitieren:

„Sie [als Privatanleger] verfügen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht büer genügend Mittel, um in eine so große Zahl von Unternehmen zu investieren, dass Ihr Portfolio hinreichend diversifiziert ist.“

Leser dieses Weblogs wissen, dass ich kein Freund aktiv gemanagter Fonds bin. Aber sich einzelne Aktien oder Anleihen ins Depot zu legen ist, meiner Meinung nach, definitiv auch keine Lösung.

Profis am Werk

Das Handelsblatt meint: Ein Argument für Investmentfonds ist, dass ein Fonds von zahlreichen Spezialisten, Analysten und „Marktstrategen“  betreut wird. Dem kann ich zustimmen, wenn es ums Thema Risikomanagement geht.

Aber ich muss heftig  widersprechen, wenn man die Vorstellung hat, dass solche Anlageprofis bei der Auswahl der Aktien ein besseres Händchen hätten. Viele meinen, dass ein guter Profi gut darin ist, die richtigen Kapitalmarktprognosen zu machen.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass dem definitiv nicht so ist. Am nettesten finde ich die Studie des schwedischen Professors Törngren. Dabei hatte die Gruppe der Studenten eine Trefferquote um die 50%, und die Anlageprofis eine Trefferquote von etwa 41%.

Für Prognosen braucht man defnitif keinen Profi, da wird man wohl mit dem Werfen einer Münze zu einer besseren Trefferquote kommen. Aber für ein gutes Risikomanagement, dafür braucht man definitiv professionelle Fachleute.

Ich behaupte auch, dass man gutes Risikomanagement nur sehr schwer und ineffizient als Privatanleger alleine in einem eigenen Depot umsetzen kann. Hier bietet sich wieder die Fondslösung an. Nur leider setzen die allermeisten Fonds NICHT auf ein professionelles Risikomanagment, sie glauben vielmehr noch an ihre eigene Prognosefähigkeiten (meinetwegen mittels Fundamental- oder Technischer analyse) und überschätzen sich dabei maßlos. Diese Selbstüberschätzung wäre ja nicht so schlimm, wenn es den Anlegern nicht immer wieder teuer zu stehen käme.

Spitzenfonds schlagen den Index und sind sicher – so behauptet das Handelsblatt

Also über diese Aussage muss ich mich sehr wundern. Erstens gibt es seit Bachelier starke theoretische Argumente gegen aktiv gemanagte Fonds, und zweitens belegen alle wissenschaftlichen Studien, dass aktiv gemanagte Fonds langfristig  so gut sind wie ihr (korrekter) Vergleichsindex – abzüglich der Gebühren. Deshalb ist übrigens die Gesamtkostenbelastung so wichtig. An dieser Stelle möchte ich auf ein Kapitel in Prof. Webers Buch verweisen (S. 45 ff.): „Die trügerische Hoffnung, besser zu sein als der Durchschnitt“. Mit dem Titel ist eigentlich schon alles gesagt. 

Nett ist auch das folgende Zitat aus David Swensens Buch „Erfolgreich Investieren“ (S. 18):

„Es gibt keinen Zweifel, dass ein aktives Management von Vermögenswerten keine zufriedenstellenden Ergebnisse für Privatanleger hervorbringt.“

Das Handelsblatt empfiehlt „Fonds-Klassiker“

Folgende Fonds zählt das Handelsblatt als „Fonds-Klassiker“ auf. Ich habe daneben immer die Gesamtkostenbelastung (Total Expenxe Ratio oder TER) notiert:

  • Fidelity European Growth (LU0048578792): 1,94% TER
  • Uniglobal Minimum Variance (LU0191819951): (nichts gefunden)
  • DWS Akkumula (847402): 1,45%
  • M&G Global Basics (GB0030932676): 2,0%
  • FMM-Fonds (847811): 1,5% Managementgebühr.
  • Magellan (FR000292278): 1,75%
  • Carmignac Patrimonie (FR0010135103): 1,5% Managementgebühr.

In diesem Zusammenhang zitiere ich den amerikanischen wirtschaftsjournalisten Jason Zweig (aus seinem Buch „Gier“):

„Anlageberater haben kürzlich die Kosten als den 8-wichtigsten Faktor bei der Analyse eines Investmentfonds eingestuft, nach anderen Faktoren wie Performance, Risiko, Alter des Fonds und Dienstalter des aktuellen Fondsmanagers. Leider kann keiner dieser Faktoren diesen sogenannten Experten dabei helfen, diejenigen Fonds zu erkennen, die künftig Toprenditen erzielen werden. Jahrzehnte rigider Forschung haben gezeigt, dass der wichtigste einzelne Faktor für die zukünftige Performance eines Investmentfonds diese kleine, relativ statische Zahl ist: die Gebühren und Kosten.“

Meine Meinung ist, dass ein Privatanleger, wenn er sein Geld vernünftig anlegen will, kaum an Investmentfonds vorbeikommt. Dann stellt sich natürlich die Frage nach den Asuwahlkriterien. Und das halte ich zwei Kriterien für wesentlich:

  1. Die Kosten: je günstiger je besser
  2. Eine sinnvolle, regelbasierte, am besten quantitative Risikomanagement-Strategie.

Komplett nutzlos sind übrigens Vergangenheitsdaten.

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