Anlageberater sollten eine Mission haben
In der heutigen Süddeutschen Zeitung (13.07.09) steht ein Artikel mit dem Titel „Der Banker, das unbekannte Wesen„. Darin wird Klaus Mittorp von der Management-Beeratung Hay Group zitiert:
„[Klaus Mittorp sagt:] ‚Zur spezifischen Firmenkultur vieler Banken gehört, dass sie stark auf kurzfristiges Denken ausgerichtet sind und sich extrem an finanziellen Erfolgsgrößen orientieren‘, … Oft sei in diesen Kulturen die materielle Vergütung die einzige Form der Anerkennung … Mittorp findet, für Banken sei es geradezu überlebenswichtig, ihre Unternehmenskultur zu verändern.“
Meine Meinung ist, dass ein guter Finanzdienstleister (auch wenn es vielleicht etwas hochtrabend klingt) vor allem eines braucht: eine Mission …
Große frühere Unternehmerpersönlichkeiten, wie z.B. Henry Ford, Walter Siemens oder Friedrich Bayer verfolgten mit großer Hingaber in der einen oder anderen Form das Ziel, etwas Gutes in die Welt zu bringen. Sie hatten eine Mission für die sie brannten und die sie begeisterte und motiverte:
- Automobilindustrie: Mobilität für alle
- Pharma: Bessere Gesundheit und längeres Leben für alle
- Versorger: Ein bequemeres Leben für alle druch leichte Verfügbarkeit von Strom.
Sie wollten die Welt verbessern. Dass sie damit auch Geld verdienen konnten, war sozusagen ein Nebeneffekt. Freilich hat sich das bei den von ihnen gegründeten Unternehmen im Laufe der Zeit vielleicht verändert, so dass mit einem Male doch das Geldverdienen an erster Stelle stand. Aber eigenlich ist das ein schlechtes Zeichen.
Wenn jemand eine Mission hat, dann wird er erstens selbst mehr Spaß an seiner Arbeit haben, und zweites wird er kaum wissentlich schlechte Produkte an seine Kunden verkaufen können. Leider hat man den Eindruck, dass es im Finanzbereich genau daran fehlt.
Viele Anlageberater haben vor allem eines im Sinne: ihren eigenen Profit. Was sie Positives für andere bringen können, interessierte sie nur am Rande. Hauptsache einmal schnell irgendein Finanzprodukt verkloppt, bei dem die Provision stimmt. Hier bleibt der Kunde auf der Strecke. Interessanterweise macht eine solche Tätigkeit mit der Zeit einem selbst auch keine Freude mehr.
Ich selbst bin Finanzdienstleister. Und ich brenne und lebe für eine bzw. mehrere Missionen. Und das sind:
- Ich will meinen Kunden dabei helfen, ihre Anlageziele zu erreichen.
- Ich will Menschen in finanziellen Fragen gut und zuverlässig betreuen.
- Ich will, dass siche meine Kunden menschlich als Person und mit Ihrem Vermögen bei mir geborgen fühlen können.
Darin sehe ich meine sinnvolle Lebensaufgabe. Ich möchte durch meine Tätigkeit etwas Positives in die Welt bringen. Und natürlich möchte ich auch Geld verdienen. Das Interessante aber ist, dass für mich letzteres fast unwichtig ist. Feilich, die Kasse muss stimmen, ich will ja schließlich nicht verhungern. Aber das wichtigste ist, dass ich weiß, wofür ich arbeite, dass ich jederzeit guten Gewissens in den Spiegel schauen kann, und dass ich viel Freude und Spaß an meinem Beruf habe.
Ich bin einfach einmal ein wenig unbescheiden und wette: Wenn es mehr von meiner Sorte gäbe, dann hätte die Finanzbranche keinen solche schlechten Ruf. Und vielleicht hat ja Klaus Mittorp recht, dass die Banken einfach um ihres eigenen Überlebens willen umdenken müssen. Ich hoffe es jedenfalls aufrichtig.
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