Häufiges Wechseln ist schädlich

Vermögensverwaltung München

Im August ist der deutsche Aktienindex DAX in der Spitze um etwa 17% gefallen. Begründet wird das landläufig mit den Turbulenzen in China. Tatsächlich ist diese Begründung irrational. Denn China steht gerade einmal für 14 Prozent des Bruttoinlandprodukts des Welt. Die Aktienmärkte weltweit verhielten sich aber so, als wäre Chinas Bedeutung viel größer.

In gewisser Weise noch irrationaler waren die weltweiten Reaktionen der Kapitalmärkte auf das VW-Desaster. Der DAX verlor in diesem Zusammenhang alleine in der Spitze fast 10%. Aber auch die anderen europäischen oder amerikanischen Aktienmärkte kamen unter die Räder. Nur: Warum sollte beispielsweise ein amerikanischer Pharmakonzern weniger Gewinn machen, weil VW betrogen hat? Oder warum sollte eine französische Versicherung deswegen weniger verdienen, so dass Kursrückgänge gerechtfertigt wären?

Die Medien sind sehr schnell dabei, irgendwelche Begründungen zu konstruieren, die – näher betrachtet – kaum haltbar sind. Oder aber die Anleger verhalten sich über die Maßen irrational. Letzteres kann durchaus sein, denn ich erlebe es fast täglich, wie sich gerade Privatanleger von bestimmten Stimmungen anstecken lassen.

Die Kurse brechen ein, und schon wird die bisherige Anlagestrategie in Frage gestellt. Schon glaubt man an den nahen Weltuntergang. Schon glaubt man, dass man sich fundamental anders positionieren muss …

Professor Thorsten Hens hat in einem Interview mit CAPITAL (Ausgabe 10/2015, S. 39 ff.) gesagt:

„Wenn Sie ihm [dem Leser] einen Gefallen tun wollen, sollten Sie ihn daran erinnern, dass er nicht kurzfristig reich wird an der Börse, sondern nur langfristig. Und in solchen Phasen sollte er unbedingt bei seiner Strategie bleiben. Der schlimmste Fehler, den er begehen kann, ist, sich eine Strategie zu überlegen und diese dann mit einem Panikverkauf über den Haufen zu werfen.“

Aber genau das tun bemerkenswert viele Privatanleger. Irgendetwas Negatives passiert an den Kapitalmärkten – und mit einem Schlag wird alles Vernünftige, das man sich vorher überlegt hat, über Bord geworfen. Überlegungen für einen langfristigen Vermögensaufbau für die Altersvorsorge gelten plötzlich nicht mehr. Wer mit Blick auf hohe Renditen gesagt hat, risikofreudig zu sein, entdeckt plötzlich seine konservative Ader und nichts ist ihm plötzlich wichtiger als Verluste zu vermeiden.

Und kaum drehen sich die Märkte wieder und wir haben ein paar positive Monate, schon haben viele das Gefühl etwas zu verpassen und wollen beim Kursanstieg mit dabei sein (der vergangene Kursanstieg ist ja schon verpasst).

Genau was diese Stimmungsschwankungen betrifft, so meine Meinung, hat ein Vermögensverwalter oder Anlageberater seine wichtigste Aufgabe. Und zwar beginnt es damit, dass ein guter Berater dem Anleger eine Strategie vorschlägt, die auch Crashsituationen einbezieht.

Der Anleger sollte in jedem Fall vorher und sehr detailliert über die Risiken aufgeklärt werden, die mit einem bestimmten Anlagestrategie verbunden sind. Ich mache das beispielsweise so, dass ich bisweilen den Kunden frage, ob er sich vorstellen kann, dass sein Depot bis zu 20% Wertverlust haben kann (bei einer entsprechend riskanten Strategie) und ob er – wenn er sich das so vorstellt – glaubt, in einer solchen Situation an der Strategie festhalten zu können. Denn gerade in solchen Phasen ist Disziplin und Durchhaltevermögen extrem wichtig.

Im Vorfeld ist es auch gut, wenn der Vermögensverwalter dem Anleger erklärt, wie viel Risiko er tatsächlich braucht, um seine Anlageziele zu erreichen. Gerade in guten Marktphasen gehen Anleger gerne zu hohe und vor allem unnötige Risiken ein. Tagesgeldpositionen sind zwar langweilig , erfüllen hier aber oft einen guten Zweck.

Ein guter Vermögensverwalter – so meine Meinung – warnt den Anleger also vor Gier und überzogenen Renditeerwartungen. Das kann im Zweifel sehr, sehr wertvoll sein.

Schließlich ist es die Aufgabe eines Vermögensverwalters oder Anlageberaters, dem Anleger in schwierigen Zeiten zur Seite zu stehen. Der Profi ist hier wie ein Coach des Anlegers und hilft ihm dabei, die seelische Kraft zu finden, den einmal eingeschlagenen Weg beizubehalten und nicht aus einer Panik heraus alles umzustoßen. Auch dies ist eine extrem wichtige Aufgabe.

1 Kommentar
  1. Marcello
    Marcello sagte:

    Die Medien bauschen manche Themen viel zu sehr auf. Der VW „Skandal“ ist wie ich finde völlig überzogen und einige Anleger haben sicherlich große Verluste gemacht, weil sie emotional und nicht rational investiert haben und wenn sie es nicht lernen auch in Zukunft falsch. Daran erkennt man mal wieder, wie wichtig eine Anlagenstrategie ist.

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