Stock-Picking in der Vermögensverwaltung

In seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ schreibt D. Kahneman auf Seite 24:

„Vor vielen Jahren besuchte ich den Leiter der Vermögensverwalter eines großen Finanzdienstleisters, der mir sagte, er habe gerade einige zehn Millionen Dollar in Aktien der Ford Motor Company investiert. Als ich ihn fragte, wie zu diesem Entschluss gelangt sei, antwortete er, er sei kürzlich auf einer Automesse gewesen und das, was er gesehen habe, habe ihn beeindruckt. ‚Mann, die wissen, wie man ein Auto baut!‘, war seine Erklärung. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er seinem Bauchgefühl vertraute, und war zufrieden mit sich und mit seiner Entscheidung.

Ich fand es bemerkenswert, dass er anscheinend die eine Frage, die ein Ökonom als relevant erachten würde, nicht in Betracht gezogen hatte: Sind Ford-Aktien gegenwärtig unterbewertet? Stattdessen hörte er auf seine Intuition; er mochte Autos, er mochte das Unternehmen, und er mochte die Vorstellung, Ford-Aktien zu besitzen. Nach allem, was wir über die Treffgenauigkeit beim Stock-Picking … wissen, kann man vernünftigerweise davon ausgehen, dass er nicht wusste, was er tat.“

Stock-Picking in  der Vermögensverwaltung

Viele Vermögensverwalter denken, sich bei ihren Anlageentscheidungen auf bestimmte ausgefeilte Methoden, Analysen oder Research beziehen zu müssen. Genau betrachtet geschehen die allermeisten Entscheidungen für oder gegen eine ausgewählteAktie letztlich aufgrund eines dumpfen Bauchgefühls hin.

Genauso ist es bei Privatanlegern. Zumeist ist es eine positive Assoziation, ein schönes Erlebnis oder irgendeine bestimmte Erinnerung, manchmal einfach nur, weil einem der Name der Aktien gefällt – und schon kommt es zu Investitionsentscheidung.

Bei einer Vermögensverwaltung erwartet man selbstverständlich etwas mehr Professionalität. Aber letztlich kommt es auch hier bemerkenswert oft aus ähnlich nebulösen Gründen zu Anlageentscheidungen wie bei Privatanlegern.

Regelbasierte Vermögensverwaltung

Manchmal wird dieses intuitiven Bauchgefühl sogar regelrecht mystifiziert. Der Vermögensverwalter stellt dann sein  „Näschen“ heraus. Das große Problem ist nur, dass häufig nur die Erfolge genannt werden, die vielen Fehlentscheidungen hingegen werden vergessen beziehungsweise verdrängt.

Nach wissenschaftlichen Studien liegt der Durchschnitt der Finanzprofis mit ihren Prognosen in mehr als 50 Prozent daneben. Wenn jemand von seinen vier großen Anlageerfolgen redet, dann kann man davon ausgehen, dass dieselbe Person sechs andere Male Verluste erleiden musste (das aber eben nicht erwähnt).

Um solche Selbsttäuschungen zu vermeiden, ist es meiner Meinung nach sehr gut, sich bei der Geldanlage und Vermögensverwaltung klare Regeln vorzugeben. Weg von den intuitiven Entscheidungen, hin zu einer Systematik, zu einem strukturierten und strategischen Vorgehen. Insbesondere spielt dann Risikomanagement eine besondere Rolle.

Und da viele Privatanleger nicht wissen, wie man strukturiert und strategisch investiert, ist exakt dies eine hilfreiche Dienstleistung, die ein professioneller Vermögensverwalter erbringen kann.

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