Was uns die WGF-Insolvenz lehrt

Vor ein paar Tagen hatte ich ein Gespräch mit einem Privatanleger. Er war stolz darauf, dass er sein Geld mit 8% p.a. angelegt hat. Und zwar in eine Anleihe, die von einem Unternehmen begeben worden ist und das, wie er meinte, ganz solide Geschäft betreiben würde. Diese Geldanlage hält er für sehr gut. Solide einerseits, gute Rendite andererseits. Er hält sie für so gut, dass er fast sein ganzes Vermögen so angelegt hat. Wo sonst bekommt man schon heutzutage – scheinbar sicher – 8% Rendite pro Jahr?

So ähnlich werden wohl auch die vielen Anleger gedacht haben, die ihr Geld bei dem Düsseldofer Immobilienunternehmen WGF angelegt haben …

„Die Westfälische Grundbesitz- und Finanzverwaltung AG  in Düsseldorf ist insolvent“ meldet DIE WELT  (Link dorthin). Die WGF AG hatte insgesamt sechs Anleihen emittiert, sowie zwei Genussscheine. Einige Anleger hielten diese Wertpapiere für gute Geldanlagen, denn

  1. die Verzinsung war mit bis zu 6,35 % sehr attraktiv und
  2. Immobilien gelten vielen Deutschen als der Hort der Sicherheit.

An dem Fall WGF kann man direkt mustergültig sehen, wie sehr viele Anleger gerade zu Fehlentscheidungen neigen. Denn erstens sind selbstverständlich hohe Zinsen auch mit entsprechend hohe Risiken verknüpft. Das wird seltsamerweise nicht selten ignoriert. Wer weitestgehende Sicherheit will, muss sich aktuell mit Zinsen zwischen 0,5 und 1,6 % zufrieden geben. So ist es nun mal. Wer mehr will, ist sofort bereits in irgendeiner Form im Risiko.

Gefährlich wird es meist dann, wenn man sich dieses Risikos nicht bewusst ist. Das ist wie beim Bergsteigen. Professionelle Kleterrer wissen die Risiken meistens gut einzuschätzen. Amateur-Bergsteiger hingegen unterschätzen manchmal die Gefahren und lassen sich auf Abenteuer ein, auf die sich ein wirklich Kundiger nie einlassen würde. Und genauso ist es oft bei der Geldanlage. Immer wieder muss ich mich wundern, zu welch leichtsinnigen Risiken sich Investoren hinreißen lassen. Natürlich muss da nicht jedes Mal entwas schiefgehen. Manchmal werden sogar mit solch unbesonnenen Geldanlagen gute Gewinne erzielt. Ich als Warner bekomme dann zu hören: „Es ist doch alles gut gegangen. Was wollen Sie denn, Herr Peterreins?“  – Naja, nicht selten gehen solch unnötig risktande Geschäfte aber bitterbös daneben.

Die zweite Fehleinschätzung vieler Anleger ist folgende. Sie meinen, dass Immobliengeschäfte für sich genommen sicher sind. Und dass deswegen nichts passieren könne. Immobilien sind doch wertstabil, so hört man immer wieder. Leider stimmt das nicht. Auch bei Immobilien kann man herbe Verluste erleiden. Immoblien sind kein Garant für gute und sichere Renditen. Das müssen Privatanleger immer wieder schmerzhaft erfahren. Und die aktuelle WGF-Pleite ist nur ein weiteres Beispiel dafür.

Die Fehleinschätzungen von Anlegern mit bezug auf eine Analgeform, die ihnen sicher und rentabel scheint, führt in der Praxis fast immer dazu, dass diese Anlageform krass übergewichtet wird. Jeder Gedanke an Risikodiversifikation wird verworfen. Vielmehr setzen solche sehr selbstsicheren Anleger nicht selten fast alles auf eine einzige Karte.

Das kann man natürlich machen. Aber wirklich klug ist es nicht. Auch wenn es hin und wieder sogar gut geht. Dennoch gilt in Geldanlagedingen das alte Gesetz der Risikostreuung: Lege niemals all deine Eier in einen einzigen Korb! Eigentlich ein sehr einfaches Prinzip. Und eigentlich erstaunlich, wie häufig Privatanleger dagegen verstoßen. Grund dafür ist aber, wie gesagt, die zu hohe Selbstsicherheit aufgrund gravierender Fehleinschätzungen.

Ein professioneller Anleger jedenfalls achtet darauf,

  1. keine Risiken zu unterschätzen
  2. dass hohe Renditen immer mit entsprechenden Risiken verbunden sind
  3. dass ein gesundes Maß an Risikodiversifikation realisiert wird.
1 Kommentar
  1. Christoph Lauble
    Christoph Lauble sagte:

    Hallo,
    an dieser Stelle möchte ich auch noch das Beispiel Deikon (ehem. Bötzelen) erwähnen: auch hier wurde Anlegern eine anscheinend nahezu sichere Geldanlage mit Immobilienkrediten für 6 Prozent Zinsen suggeriert. Inzwischen ist Deikon insolvent, die Anleihen werden voraussichtlich mit weniger als 40 Prozent bedient werden können…

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