Bewertung einer fondsgebundenen Lebensversicherung

Vor ein paar Wochen habe ich angeboten, Altersvorsorgeprodukte zu analysieren (Link dorthin.) Hier hat sich unter anderem Herr L. gemeldet, der 1999 eine fondsgebundene Lebensversicherung abgeschlossen hat, die noch bis 2019 läuft. Bislang hat er rund 34.000 Euro eingezahlt. Der Gesamtwert der Fonds, in die die LV anspart, liegt bei ca. 31.000 Euro. Das ist ein Minsu von ca. -8,8%.

Angesichts dieses bescheidenen Ergebnisses fragt sich Herr L., ob es nicht besser wäre die LV beitragsfrei zu stellen und stattdessen in einen herkömlichen Fondssparplan weiterzusparen…

Die Bewertung fondsgebundener Lebensversicherungen ist besonders schwierig, weil die Versicherungsgesellschaften hier in der Regel sehr zurückhaltend sind mit Angaben über die Leistungen zum Laufzeitende. Das ist insofern auch verständlich als natürlich kein Mensch sagen kann, welche Rendite Aktienfonds innderhalb der nächsten Jahre erzielen wird.

Interessant sind allemal die Gebühren und Kosten, die mit einer solchen LV verbunden sind. Das sind normalerweise:

  1. Einrichtungskosten am Anfang des Vertrages,
  2. anfängliche Vertriebskosten
  3. Jährliche sogenannte Stückkosten (in unserem Fall 30,60 Euro pro Jahr)
  4. Laufende Verwaltungskosten  (in unserem Fall 0,75 % des Vertragswertes)
  5. Laufende Risikobeiträge zur Deckung der Risiko
  6. Laufende Gebühren und Kosten, die innerhalb der Zielfonds anfallen (schätzungsweise 1,5% p.a.)

Da der Vertrag von Herrn L. schon einige Jahre läuft, lasse ich im folgenden die anfänglichen Abschlusskosten außer Betracht. Gerade diese sind aber in der Regel erheblich. Nur ist der Vertrag inzwischen schon abgeschlossen und dann geht es vor allem um die Frage, ob es sinnvoll ist, den Vertrag weiterzufüren.

Herr L. zahlt monatlich einen Betrag von 247 Euro in seine fondsgebundene Lebensversicherung ein. Davon gehen – grob geschätzt – 4 Euro pro Monat für den Risikobeitrag und die auf den Monat heruntergerechneten Stückkosten drauf. In seinen Spartopf gehen somit nur etwa 243 Euro monatlich.

Wenn die Manager der Zielfonds es schaffen, vor Kosten – sagen wir – 6 % zu erwirtschaften, dann fallen innerhalb des Versicherungsmantels insgesamt schätzungsweise 2,25 % pro Jahr an lafuenden Kosten an (Verwaltungskosten der Versicherungsgesellschaft und fondsinterne Kosten). Daher werden aus 6% vor Kosten für Herrn L. 3,75 % nach Kosten.

Spart man 243 Euro über 8 Jahre monatlich in eine Anlageform an, die eine Rendite von 3,75 % p.a. hat, dann hat man am Ende 27.168 Euro. Das ist in etwa der Betrag, den sich Herr L. zusätzlich erhält, wenn er weiter in seine fondsgebundene LV weiterspart. Zusätzlich zu dem bisher angesparten Geld.

Die Alternative besteht darin, die Versicherung beitragsfrei zu stellen und in einen kostengünstigen Fondssparplan weiterzusparen. Der Nachteil ist natürlich, dass bei der LV am Ende keine Steuern zu zahlen sind, wohl aber Abgeltungsteuern bei dem Fondssparplan. Mit diesem Argument werden sehr häufig fondsgebundene Lebensversicherungen angepriesen.

Als Alternative nehme ich an, dass Herrn L. Fonds zur Verfügung stehen, die ohne Ausgabeaufschlag zu haben sind und 1,0% p.a. interne Gebühren haben. Werden nun 6% vor Kosten erzielt, so bleiben für Herrn L. netto 5% p.a. Ferner werden kommen monatlich nicht nur 243 Euro in den Spartopf, wie bei der LV, sondern monatlich 247 Euro.

Spart man über 8 Jahre monatlich 247 Euro in eine Anlageform an, die 5 % p.a. Rendite erzielt, so hat man am Ende 29.064 Euro. Zieht man hiervon die Abgeltungsteuer ab, so verbeiben noch 27.673 Euro. Das sind immerhin 504 Euro mehr im Vergleich zur Versicherungsvariante.

Geht man von einer erzielbaren Rendite vor allen Kosten von 8 % p.a. aus, so ist der Vorteil des Fondssparens nur ca. 26 Euro.

Geht man von einer erzielbaren Rendite vor allen Kosten von 4 % p.a. aus, so ist der Vorteil des Fondssparens 940 Euro.

Interessant ist, dass im Großen und Ganzen der Fondssparplan im Vergleich zur fondsgebundenen Lebensversicherung attraktiver ist – trotz des steuerlichen Nachteils. Jedenfalls im Falle des Herrn L. Eine interessante Erkenntnis wie ich meine.

 

 

7 Kommentare
  1. Wolfgang Kasberger
    Wolfgang Kasberger sagte:

    Sehr geehrter Herr Peterreins,
    das erlebe ich des Öfteren. Rendite nach 16 Jahren 1% Rendite, oder gar noch ein – vor dem ,. Was nützt die Steuerfreie Auszahlung, wenn keine bis magere Rendite zu stande kommt. Das vielgepriesene Switchen wird zu ca. 95% der Verträge nicht genutzt. Der Fondssparplan ist als transparente Anlage zu sehen. Der Kunde erkennt die Gebühren und weiß, was er kauft.

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  2. Finanzberatung Kanzlei Sebastian Ohligschläger
    Finanzberatung Kanzlei Sebastian Ohligschläger sagte:

    In diesem Berater-„Dilemma“ stecke ich auch häufig. Grundsätzlich sind Versicherungen unflexibler und haben höhere Kosten. Gerade beim Abschluss. Im o.g. Beispiel wurden die Kosten ja auch noch anders verrechnet, als heute mit der Zillmerung auf fünf Jahre. Wenn man mal einen Vergleich der großen deutschen „Renten“(nicht „Lebens“)versicherungen macht, dann sieht man schnell, dass nur eine kleine Handvoll hier mit erträglichen Kosten punkten können. Gerade bei kurzen Laufzeiten sind die Kosten teilweise über 2%, trotz der anderen Zillmerung. Bei langen Laufzeiten kann es manchmal wegen der anderen Besteuerung passen. Der „normale“ Kunde bekommt Fonds ohne Ausgabeaufschlag natürlich nur bei Direktbanken, aber nicht bei seiner Hausbank. Da der Vermittler der Versicherung natürlich auch noch eine Bestandsprovision erhält, sollte dafür als Service für den Kunden eine regelmäßige Anpassung der Fonds inbegriffen sein. Oder man nimmt einfach breit gestreute ETF´s. Aber damit sind wir dann schon wieder mitten in der Beratung…

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  3. HJ. Staiger
    HJ. Staiger sagte:

    Eine Bemerkung ist noch notwendig: Eine Lebensversicherung wird ja zu Gunsten einer anderen Person abgschlossen, die im Fall des Todes des Versicherten den Versicherungsbetrag erhalten soll,
    z. B. auch um Kinder weiter versorgen zu können, falls eine weitere Berufstätigkeit weder möglich, noch sinnvoll ist. Hier stellt sich dann die Frage, ob eine Kapitallebensvericherung mit einer Risikolebensversicherung überhaupt konkurrieren kann, wenn dieser Aspekt im Vordergrund steht und nicht der Gewinn, der auch mit einer risikolosen Tagesgeldanlage erzielt werden kann.

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    • Peterreins
      Peterreins sagte:

      Ja, bei einer Kapitallebensversicherungen werden zwei Dinge miteinander kombiniert: a) Aufbau eines Vermögens für die eigene Altersvorsorge und b) Hinterbliebenenschutz im Falle des eigenen Ablebens.
      Meine Erfahrung ist, dass die allermeisten Menschen, die eine Kapitallebensversicherung abgeschlossen haben, vor allem auf Punkt a) wert legen und der Punkt b) so gut wie keine Rolle spielt. Das merkt man auch daran, wie Kapitallebensversicherungen oft beworben werden: nämlich mit den Steuervorteilen und der Garantieverzinsung. Die Kapitallebensversicherung wird so als begünstigte und besonders sichere Form des Vermögensaufbaus beworben. Viele Leute bekommen mit einer Kapitallebensversicherung mehr als sie eigentlich wollen (nämlich den Hitnerbliebenenschutz) und müssen natürlich dafür bezahlen.

      Ich habe es sogar einmal erlebt, dass mir eine Dame, die eine Lebensversicherung abgeschlossen hat, gesagt hat: „Das wundert mich aber, dass hier ein Hinterbliebenenschutz mitversichert ist. Ich hatte damals den Versicherungsvertreter ausdrücklich danach gefragt, ob das so ist. Und der hat das damals verneint (!).“ Denn der Dame war klar, dass sie dafür etwas hätte zahlen müssen, was sie aber nicht wollte.

      Und es kommt noch etwas hinzu. Für die Fälle, bei denen ein Hinterbliebenenschutz wirklich sinnvoll ist, greift eine Kapitallebensversicherung sehr häufig viel zu kurz. Der Betrag im Todesfall würde für die Hinterbliebenen hinten und vorne nicht ausreichen. Daher ist es viel klüger, diese beiden Dinge: a) Vermögensaufbau, b) Hinterbliebenenschutz, zu trennen. Wenn ein Hinterbliebenenschutz wirklich sinnvoll ist, so sollte man sich zunächst Gedanken machen, wieviel Geld die Hinterbliebenen im Falle des Falles brauchen werden. Das ist eine nüchterne Kalkulation. Und darauf abgestimmt, was hierbei herauskommt, sollte man dann zielgerichtet eine Risikolebensversicherung abschließen.

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  4. Hermann
    Hermann sagte:

    Das ist oft auch einer von vielen Gründen das bei einer LV mit Kombipaketen der Kapitalaufbau durch höhere Kosten einfach verschlungen wird. Es gab mal einen Zeitungsartikel „Der Legale Betrug“ Alte Hasen aus der FDL Branche müssten denn kennen. Es waren Zwei Brüder eines Identischen alters. Diese haben zwei unterschiedlichen Anlageformen gewählt. Der eine Kaufte Aktien des Versicherers und der andere investierte in eine LV des Versicherers. Die Anlagesumme insgesamt war bei beiden gleich. doch am Ende einer identischen Laufzeit, hatte der Bruder der in die Aktien des Versicherers investierte, weit höheren Gewinn als der andere Bruder mit der LV. Was dieser Beitrag im Detail sagt ist, das es zu viele Versteckte und offene Kosten bei Versicherungen gibt und somit der Kapitalaufbau kaum möglich ist.

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