Quirin Bank im Vergleich zu herkömmlichen Finanzberatern: Äpfel und Birnen?
Ich diskutiere ja gerade das Gebührenmodell der Quirin Bank, zum Teil auf diesem Weblog zum Teil auf dem Weblog von Herrn Lochmaier. Auch „Das Investment“ hat diese Diskusstion bereits mit zwei Beiträgen aufgegriffen (Qurin Bank zu teuer? und Quirin-Bank-Beratung versus klassische Provisionsberatung).
Herr Stefan Heine von der Quirin Bank legt in einem Kommentar auf dem Lochmaier-Blog dar, worin er unter anderem den Mehrwert der Quirin Bank sieht:
„Die Gebühren bei Anlagebeträgen von 50 TEUR bis 200 TEUR betragen 1,65% p.a. inklusive Konto- und Depotführung, Vermögensverwaltungsgebühr, laufender Überwachung mit erforderlichen Umschichtungen, Transaktionskosten, fremden Spesen, einem schriftlichem Reporting zum Quartalsende und mit einem persönlichen Ansprechpartner, der unaufgefordert in regelmäßigen Abständen mit dem Kunden Kontakt hält und als ständiger Berater für eine weitergehende Finanzplanung zur Verfügung steht.“
Ich verstehe Herrn Heine hier so, dass das ein Mehrwert ist, den ein herkömmlicher provisionsorientierter Fondsvermittler (nach § 34 c GewO) oder ein Bankangestellter nicht leistet. Der (auf dem Lochmaier-Weblog nachfolgende) Kommentator Marco Habschick antwortet denn auch: „War also wohl doch wieder ein Äpfel-Birnen-Vergleich. So deuchte mir schon…“
Ich muss mich außerordentlich wundern, dass hier der Vergleich der Quirin Bank mit dem herkömmlichen Geschäftsmodell provisionsbasierter Finanzberatung als Äpfel-Birnen-Vergleich abgetan wird. Nach dem Motto: „Meinetwegen zugegeben, die Dienstleistung der Quirin Bank ist teurer als eine herkömmliche Finanzberatung. Aber eigentlich kann man beider ja gar nicht vergleichen.“
Schließlich ist es gerade die Quirin Bank, die sich ständig vergleicht. Man schaue nur einmal auf die Homepage der Quirin bank. Da steht: „Ich bin Chef der unbeliebtesten Bank – bei den Banken. Sehen Sie, wieso“. Hier vergleicht sich die Quirin Bank offenbar mit dem Geschäftsmodell der anderen Banken.
Weiter heißt es auf der Homepage: „Vertrauen Sie Ihrer Bank? Kennen Sie alle Provisionen? …“ Auch wieder ein Vergleich mit dem konventionellen Geschäftsmodell.
Oder blicken wir in das rote Büchlein der Qurin Bank, Ab Seite 8 geht es nur darum, was im Geschäftsmodell der herkömmlichen Banken alles schief läuft (worin ich ja sogar größtenteils zustimme). Und dann auf Seite 10 heißt es:
„Selbst wenn diese Beratungsdienstleistung nicht von den Banken, sondern von sogenannten Finanzberatern, Financial-Consultants, -Advisors oder -Planners, angeboten wird: Das System in sich ist fehlerhaft. Auch diese Berater sind in Wirklichkeit Verkäufer, deren Dienstleistung sich an der Höhe der Provision orientiert und nicht an der Finanzsituation des Kunden.“
Die Quirin Bank vergleicht sich selbst also ständig mit herkömmlicher provisionsorientierter Finanzberatung. Dann ist es doch auch mal gestattet, genau nachzurechnen und zu schauen, wie der Kostenvergleich aussieht.
Es ist ja schön und gut, wenn man gegen Provisionen schimpft. Mein Eindruck ist durchaus, dass die Quirin Bank suggeriert, dass man bei ihrem Modell günstiger wegkommt. Aber wenn dem Anleger das Modell, bei dem es keine Provisionen gibt, unterm Strich deutlich teurer kommt, als das herkömmliche Provisionsmodell, dann ist das schon interessant.
Und ich finde es dann auch nicht in Ordnung, wenn es dann plötzlich heißt: „Naja, da werden ja Äpfel mit Birngen verglichen.“ Wer hat denn mit dem Vergleich angefangen? Und man sollte dann auch zu dem Vergleich stellen, wenn er – wie von mir durchgeführt – mit spitzen Bleistift vollzogen wird.
Auch ich bin der Meinung, dass es viele schlecht Finanzberater gibt. Und dass das ein echtes Problem ist. Ich kann aber pauschale Verallgemeinerungen nicht nachvollziehen. Es timmt einfach nicht, dass alle provisionsorientierten Finanzberater generell schlecht beraten. Und es stimmt einfach nicht, dass keiner der herkömmlichen Berater Ähnliches leistet, wie die Quirin Bank von sich behauptet.
Natürlich gibt es Finanzberater, die sich über Provisionen finanzieren, und
- die tatsächlich das Beste für ihre Kunden wollen,
- die die Depots ihrer Kunden laufend überwachen,
- die auf erforderliche Umschichtungen hinweisen,
- ein schriftliches Reporting bieten, etc.
Ich finde es gibt einige Kriterien, woran man dingfest machen kann, ob ein Finanzberater gut oder schlecht ist. Eine Diskussion darüber halte ich für wirklich zielführend.
Meiner Meinung nach ist aber mehr als klar: Der Kostenfaktor spielt bei der Beurteilung einer Vermögensberatung eine sehr hohe Rolle. Darüber ist sich übrigens die einschlägige Fachliteratur einig.
David Swensen schreibt beispielsweise in seinem Buch „Erfolgreich investieren“ (S. 316) mit Bezug auf Investmentfonds:
„Das alte Sprichwort ‚Du kriegst genau das, wofür du auch bezahlst‘ gilt nicht für die Investmentfonds-Branche. Laut ener von Standard & Poors durchgeführten Studie verzeichnen Fonds, die niedrigere Gebühren berechnen, allesamt eine bessere Performance. Bei der Untersuchung von merh als 17.000 Fonds der Datenbank des Utnernehmens teilten die Experten Fonds aus drei verschiedenen Größenkategorien (klein, mittel und groß) und dre unteschiedlichen Stilkategorien (wertorientiert, Mischform und wachstumsorientiert) in zwei Gruppen ein: Fonds mit überdurchschnittlichen Gebühren und Fonds mit unterdurchschnittlichen Kosten. So entstand eine Matrix aus achtzehn Kategorien. In acht von neuen Größen- und Stilkategorien … schlagen Fonds mit nierigen Gebühren soclhe mit hohen Gebühren deutlich und bieten über einen Zeitraum von zehn Jahren einen jährlichen Kostenvorteil zwischen 0,8 Prozent und 3,8 Prozent
… Interessanterweise ist in sieben der neun Kategorien der Performancevorteil der Fonds mit niedrigen Gebühren höher als der Kostenvorteil dieser Fonds. Mit anderen Worten: Bei den Fonds mit niedrigeren Gebühren übersteigt die bessere Performance der Fonds in der Regel die Höhe des Kostenvorteils…
Im Bereich des aktiven Aktienmanagements müssen Invetoren mit einer verdrehten Welt klarkommen, in der höhere Gebühren niedrigere Renditen bedeuten … Erfahrene Investoren erkennen die Bedeutung von Fondsgebühren [meine Hervorhebung].“
Und was David Swensen hier mit Bezug auf Investmentfonds sagt, lässt sich – meiner Meinung nach – eins zu eins auf die Finanzberatung übertragen. Das heißt, man sollte im Finanzbereich bitte nicht daran glauben, dass „Teuer gleich gut“.
Und wenn ein herkömmlicher provisionsorientierter Berater Ähnliches leistet wie ein Quirin Bank-Berater, warum sollte dann der Quirin Bank-Berater besser sein, nur deswegen, weil er ein Honorar erhält?
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