Wie der Staat an der Finanzkrise verdient

Wir alle erinnern uns an die Schlagzeilen: „Staat rettet Banken mit Milliardenbeträgen“ oder so ähnlich. So ist es auch in das Bewusstsein der meisten eingebrannt. Mein Eindruck ist zudem so, dass sehr viele nicht zwischen Kosten und Investitionen unterscheiden können. Bei Kosten gibt man das Geld aus und es ist erst einmal unwiederbringlich fort.

Investitionen hingegen haben die Eigenschaft, dass das Geld -normalerweise- wieder zurückkommt. Und wenn es es gut läuft sogar mit Gewinn. Wenn also die Staatshilfen für die Banken Investitionen sind, dann könnte möglicherweise der Staat sogar – so paradox das klingen mag – an der Finanzkrise verdienen.

Tatsächlich zeichnet sich das zum Teil schon ab. Nur dass dies nicht in großen Schlagzeilen verkündet wird. Danach muss man vielmehr in den Zeitungen mit der Lupe suchen. Hier ein Beispiel…

In der Süddeutschen Zeitung vom 27. April stand auf Seite 27 links unten ein ganz kleiner Artikel mit der Überschrift: „US-Regierung zieht sich von Citigroup zurück“. Hier ein paar Zitate:

„Washington – Der Rückzug des Staates bei der Citigroup nimmt konkrete Züge an. in einem ersten Schritt sollen 1,5 Milliarden der 7,7 Milliarden Aktien in private Hand wechseln… Nach aktuellem Kurs würde der Staat damit rund 7,3 Milliarden Dollar einnehemen …“

Ist das nicht bemerkenswert? Dass es hier keine Schlagzeile gibt, beispielsweise: „US-Staat verdient Milliarden an Citigroup-Rettung“ oder so ähnlich?

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es hier ist wie immer im Journalismus. Schelchte Nachrichten sind interessant, gute Nachrichten werden vielleicht gemeldet, aber wirklich vom Hocker haun sie niemanden.

Das sit ähnlich wie im Restaurant. Kaum ein Gast ruft den Kellner zu sich, um zu sagen: „Also heute schmeckt es mir bei Ihnen wirklich sehr gut.“ Das macht fast niemand. Sobald aber am Essen irgendetwas nicht stimmt, und manchmal sogar kleinste Kleinigkeiten: Dann wird der Kellner sofort herbeizitiert.

Ich will hier nicht falsch verstanden werden. Ich kritisiere es nicht, dass wir Menschen offenbar das Negative für nennenswerter halten, während wir meistens das Positive einfach übergehen. Das ist einfach so. Das ist unsere menschliche Natur. Und daran wird man wohl nichts ändern können. Es ist nur wichtig, das zu wissen, wenn man sich über die Presse ein einigermaßen ausgewogenes Bild der Wirklichkeit machen will. Man sollte wissen, dass generell die negativen Nachrichten viel mehr an die große Glocke gehängt werden als die positiven.

So kann leicht der Eindruck entstehen. „Alles negativ“, „Alles wird immer schlimmer“. Und so weiter.

Historisch ist es ja so, dass der Staat schon ein paar mal recht gut an Finanzkrisen verdient hat. Nehmen wir als Beispiel die große Bankenkrise Ende der 1980er-Jahre. Damals gingen mehr als 1000 US-Banken pleite. Damals wurde eine Treuhandgesellschaft vom US-Staat gegründet, damit Banken dorthin all ihre schlechten Wertpapiere auslagern konnten. Heute würden wir das eine „Bad Bank“ nennen.

In relative kurzer Zeit, so etwa bis Mitte der 1990er-Jahre wurde diese Treuhandgesellschaft abgewickelt – mit einem bombastischen Gewinn für den US-Staat.

Ähnliches gilt für Schweden. Im Zuge der Bankenkrise Ende der 1990er-Jahre wurden alle bis auf eine schwedische Bank verstaatlicht. Mit der Re-Privatisierung in den 1990er-Jahren verdiente sich der schwedische Staat dumm und dämlich.

Wohlgemerkt. Ich behaupte nicht, dass dies in der aktuellen Krise notwendigerweise so laufen muss. Ich will nur sagen, dass ein anderes, positiveres Szenario durchaus denkbar ist als das, wovon sehr viele heute offenbar ausgehen. Viele Leute überschlagen sich momentan in ihren Negativ-Erwartungen und glauben Sie mir: es kommt fast immer ganz anders als man denkt. Und gerade weil heute so viele schwarz sehen und die Wirtschafts-Bestseller alle in das gleiche negative Horn stoßen – möchte ich fast darauf wetten, dass genau dieses Negative nicht eintreten wird.

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