Der Andasol 3 Fonds – eine Kurzanalyse

Ich habe mir den Verkaufsprospekt des Andasol 3 Fonds genauer angesehen. Dabei handelt es sich um einen geschlossenen Fonds mit einer geplanten Laufzeit bis zum Jahre 2045. Investoren können hier an den Erträgen eines solarthermischen Kraftwerks im südspanischen Andalusien partizipieren. Gemäß Emissionsprospekt ist dieses Kraftwerk noch im Bau und soll ab Sommer 2011 Strom produzieren.

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Vier Gesellschaften und ein Genussrecht

Um den Andasol 3 Fonds zu verstehen, muss man zunächst vier verschiedene Gesellschaften unterscheiden (Prospekt S. 76):

  • Gesellschaft A: Die Kraftwerkgesellschaft Marquesado Solar S.L. baut und besitzt ein solarthermisches Kraftwerk.
  • Gesellschaft B: Die Andasol 3 Kraftwerks GmbH ist Eigentümerin von 13 Prozent der Gesellschaft A.
  • Gesellschaft C: Die Solar Millennium AG  besitzt 100 Prozent der Gesellschaft B.
  • Gesellschaft D: Über die Fondsgesellschaft Andasol Fonds GmbH & Co. KG kann sich ein Anleger an dem Andasol 3 Fonds beteiligen.

Für das Verständnis ist ferner ein sogenanntes Genussrecht wichtig. Dieses Genussrecht wurde von der Gesellschaft B ausgegegeben. Der Genussrecht-Inhaber ist mittels dieses Genussrechtes an den Erträgen der Kraftwerkgesellschaft beteiligt.

Das Genussrecht wurde zunächst von der Gesellschaft  C (der Millennium AG) erworben.

Laut Prospekt erwirbt die Fondsgesellschaft (D) von der Solar Millennium AG (C) diese Genussrechte im Nominalwert von 29.979.000 Euro. Dafür zahlt die Fondsgesellschaft an C einen Kaufbetrag in Höhe von 47.879.000 Euro. Der Kaufbetrag übersteigt den Nominalbetrag also um 17,9 Mio Euro. Im Verkaufsprospekt auf Seite 77 wird dieser Betrag „Aufgeld des Genussrechts“ bezeichnet.

Mir ist nicht klar, womit sich dieses Aufgeld rechtfertigen lässt. Warum liegt dieses Aufgeld nicht bei 5 Mio Euro oder bei 2 Mio Euro? Oder etwa bei 20 Mio Euro?

Ferner fallen für die Anleger noch folgende Kosten an:

  • Konzeption, Marketing, Prospekt: 572.000 Euro
  • Kapitalbeschaffung (Vertrieb): 1.716.000 Euro
  • Rechtliche, steuerliche Beratung: 105.950 Euro

Die im Prospekt veranschlagte Zeichnungssumme des Fonds samt Ausgabeaufschlag beläuft sich auf 50.272.950 Euro.

Wer den Andasol 3 Fonds zeichnet, kauft indirekt dieses Genussrecht

Anders formuliert: Laut Prospekt sollen von Anlegern etwas mehr als 50,2 Mio Euro eingesammelt werden, letztlich um indirekt ein Genussrecht mit einem Nominalbetrag von 29,979 Mio Euro zu erwerben. Wer sich also beispielsweise mit 10.000 Euro an dem Andasol 3 Fonds beteiligt, beteiligt sich indirekt an diesem Genussrecht mit einem nominalen Wert von etwa 5.964 Euro.

Bezieht man die 50,2 Mio auf die 29,979 Mio Euro, dann erhält man ca. 167 Prozent (=50,2/29,979). Geht man von der geplanten Laufzteit des Fonds über 35 Jahre aus, dann heißt das: Bezogen auf den Nominalwert des Genussrechtes muss dieses Genussrecht bis zum Jahr 2045 eine Rendite von 67,6% bringen, alleine damit der Anleger bei plus/minus Null ist. Rechnet man dies aufs Jahr herunter, dann bedeutet dies, dass das Genussrecht bezogen auf den Nominalwert mindestens eine Rendite von 1,48% p.a. bringen muss, damit der Anleger am Ende gerade seinen Kapitaleinsatz wieder drin hat.

Dazu kommt, dass der Anleger ja das Genussrecht nicht direkt erwirbt, sondern indirekt über die Fondsgesellschaft (D). Auf Ebene des Fondsgesellschaft fallen laut Prospekt (S. 131) noch folgende Kosten an:

  • Die Komplementärin erhält 5000 Euro pro Jahr
  • Der geschäftsführende Kommanditist erhält 70.200 Euro pro Jahr (zzgl. Gesetzl MWSt)
  • Die Treuhandkommanditistin erhält 55.000 Euro pro Jahr (zzgl. Gestzl. MWSt)

Rechnet man diese jährlichen Kosten zusammen, dann kommt man auf eine weitere Kostenbelastung von 0,43% bezogen auf den Nominalwert des Genussrechts.

Risiken des Andasol 3 Fonds

Im Emissionsprospekt des Andasol 3 Fonds sind unter anderem ab Seite 16 einige Risiken aufgelistet. Wer sich an dem Andasol 3 Fonds beteiligen möchte, sollte meiner Meinung nach insbesondere folgende Risiken bedenken:

Auf Seite 25 des Prospekts werden die Risiken genannt, die mit dem Bau des Solarkraftwerks in Verbindung stehen:

„Verzögerungen in der Bauphase sowie bei der Fertigstellung und Inbetriebnahme, z.B. aufgrund von Lieferengpässen, längerer Bauzeit, verspäteten Genehmigungen oder höherer Gewalt, können zu erhöhten Kosten und verminderten Einnahmen führen. Sollte sich die Inbetriebnahme des Kraftwerks um zahlreiche Monate verschieben, besteht das Risiko, dass für die Anlage aufgrund von möglichen Gesetzesänderungen oder wegen Überschreiten der gesetzlich vorgesehenen Fertigstellungsfrist von 36 Monaten ab Vorregistrierung eine geringere Einspeisevergütung pro kWh gezahlt wird.“

Mit Bezug auf die Einspeisung wird auf den Seiten 27 und 28 des Prospekts folgendes ausgeführt:

„Sollte der spanische Gesetzgeber die rechtlichen Einspeisevoraussetzungen für die Vergütung des erzeugten Stroms nachträglich ändern, kann dies die Erlöse der Kraftwerksgesellschaft deutlich reduzieren.

Die Abnahme des erzeugten Solarstroms erfolgt erst nach der endgültigen Eintragung im genannten Register mit Wirkung zum ersten Tag des Folgemonats nach der endgültigen Inbetriebnahme.“

Hier wird also das Risiko angesprochen, dass der spanische Gesetzgeber seine Bedingungen möglicherweise zum Nachteil des Andasol 3 Fonds ändern könnte. Dass es sich hier nicht nur um ein theoretisches Risiko handelt, sondern um eine reale Gefahr, kann man einem Artikel aus der Financial Times Deutschland vom 17.06.2010 entnehmen: „Solarfonds-Anleger bangen um ihr Investment„.

An dieer Stelle muss ich natürlich betonen, dass sich dieser FTD-Artikel auf Fotovoltaikanlagen bezieht und nicht auf solarthermische Kraftwerke wie beim Andasol 3 Fonds. Dennoch zeigt dieser Artikel, dass man sich nicht blind auf den spanischen Staat verlassen kann.

Fazit

Mit dem vorliegenden Beitrag möchte ich weder von dem Andasol 3 Fonds abraten noch eine Beteiligung daran empfehlen. Vielmehr fordere ich jeden Interessierten auf, sich seine eigene Meinung zu bilden. Und zwar am besten nach möglichst sorgfältigem Studium des Emissionsprospekts des Andasol 3 Fonds. Wichtig ist für den Anleger zu wissen, dass es sich um eine unternehmerische Beteiligung mit den entsprechenden Risiken handelt. Und dass man sich hier als Anleger über eine lange Zeitspanne bindet.

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3 Kommentare
  1. Sonntagssurfer
    Sonntagssurfer sagte:

    Vielen Dank für die sehr anschulich zusammengefassten Informationen.
    Sie sind für mich sehr hilfreich gewesen und haben das wesentliche für mich zusammengefasst.

    Antworten

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