Teil 3: Wie findet man den richtigen Vermögensverwalter? – Gebühren
Manche Anleger wollen ihr Vermögen durch einen Profi fachmännisch betreut wissen. Die Frage ist dann natürlich: Wie finde ich den für mich richtigen Vermögensverwalter? Ich bin der Meinung, dass man hier durchaus differnziert antworten muss. Es gibt wahrscheinlich nicht den richtigen Vermögensverwalter für alle.
Ich bespreche derzeit in einer Serie von Beiträgen, welche Kriterien es für eine Auswahl gibt. In dem ersten Beitrag habe ich dargelegt, dass es einige Finanzdienstleister gibt, die sich „Vermögensverwalter“ oder so ähnlich nennen, ohne dass sie es im strengen Sinne des Gesetzes tatsächlich sind. Im zweiten Beitrag beschreibe ich den Unterschied zwischen Spezialisten und Allroundern.
In diesem Beitrag werde ich auf das Thema Kosten eingehen…
Gebühren und Kosten sind einer der wichtigsten Faktoren bei der Geldanlage.
Dies zeigt folgende Rechnung. Herr X ist ein Privatanleger, der 500.000 Euro verwaltet haben möchte. Nehmen wir an, dass er vor der Auswahl zwischen zwei Vermögensverwaltern, A und B, steht. Beide Manager verfolgen dieselbe Anlagestrategie, mit der sie vor Kosten eine Rendite von 7% p.a. erzielen. Der Unterschied ist nur, dass A ein Honorar von 1,5% für sich beansprucht, während B nur 1,0%. Die Differenz ist also 0,5%, was sich vielleicht als nicht besonders anhört.
Nachfolgende Tabelle zeigt, wie sich diese geringfügig erscheinende Differenz über die Jahre auswirkt:
- Nach 5 Jahren ist das von B betreute Vermögen um ca. 15.600 Euro höher als das von A.
- Nach 10 Jahren ist das von B betreute Vermögen um ca. 41.000 Euro höher als das von A.
- Nach 15 Jahren ist das von B betreute Vermögen um ca. 82.000 Euro höher als das von A.
- Nach 20 Jahren ist das von B betreute Vermögen um ca. 144.600 Euro höher als das von A.
- Nach 25 Jahren ist das von B betreute Vermögen um ca. 239.000 Euro höher als das von A.
Und, wie gesagt, diese Differenz im Endeergebnis der beiden Vermögensverwalter beruht nicht darauf, dass B besser geschickter anlegt als A. Der Unterschied beruht alleine auf den niedrigeren Gebühren von B.
Angesichts solches Zahlen sollte es jedem klar sein, dass die Gebühren und Kosten bei der Geldanlage eine herausragende Bedeutung haben.
Für viele Privatanleger ist ein guterVermögensverwalter günstiger, als es selbst zu versuchen
Am Rande bemerkt: Manche meinen, dass sie kostengünstiger ohne einen Vermögensverwalter wegkommen, indem sie sich einfach ein paar Investmentfonds über einen Discountbroker ins Depot legen. Solche Anleger übersehen in der Regel, dass sehr viele Fonds eine laufende Gesamtkostenbelastung von 1,7 bis 2,0% p.a. haben.
Richtig ist vielmehr, dass ein guter Vermögensverwalter insbesondere auch ein Kostenoptimierer ist. So dass ein Privatanleger bei einem (guten) Vermögenverwalter nach Kosten in der Regel besser wegkommt, als wenn er es alleine versucht.
Sehr viele Privatanleger wissen nicht, wo die Kosten genau in ihren Anlageprodukten versteckt sind. Ein kompetenter Profi kann hier wirklich Gold wert sein. Diesen Profi muss man natürlich bezahlen, aber unterm Strich kommt man günstiger weg, als wenn man es alleine versucht.
Das ist ähnlich wie bei einem Steuerberater. Ich hatte einmal einen Freund, der es ablehnte zu einem Steuerberater zu gehen, weil er meinte, dass ein Steuerberater zu teuer sei. So machte er über viele Jahre seine Steuererklärung ganz alleine. Irgendwann habe ich ihn doch überredet, zu einem Steuerberater zu gehen. Den musste er natürlich bezahlen, er bekam diesmal aber um vieles mehr vom Fiskus wieder zurück, so dass es sich für ihn sehr gelohnt hat, einen kompetenten Fachmann konsultiert zu haben.
Keine Erfolgsbeteiligungen!!!
Ich erlebe es immer wieder, dass Privatanleger es für eine gute Idee halten, wenn ein Vermögensverwalter je nach Erfolg honoriert wird. Erzielt er kaum oder nur wenig Gewinne, soll er weniger bekommen. Erzielt er aber gute Gewinne, dann soll er entsprechend höher honoriert werden.
Die Vorstellung ist, dass ein Vermögensverwalter dann besser motiviert ist, für den Kunden Gewinne zu erwirtschaften. Was sich so zunächst einmal ganz vernünftig anhört, ist aber, recht bedacht, eher zum Nachteil des Kunden.
Denn erstens ist der Vermögensverwalter zwar an den Gewinnen beteiligt, niemals aber an den Verlusten. Darauf würde sich kein Vermögensverwalter einlassen. Dies führt aber dazu, dass der Manager ein Interesse an einer möglichst riskanten Anlagepolitik hat: Gehen die Dinge schief, trifft es ihn nur marginal, gehen die Dinge gut, dann verdient er überproportional mehr.
Durch eine Gewinnbeteiligung sitzen Vermögensverwalter und Kunde gerade nicht im selbst Boot. Vielmehr entsteht ein massiver Interessenkonflikt zwischen Sicherheitsbedürfnis des Kunden auf der einen Seite und dem Wunsch nach mglichst hohen Honoraren des Vermögensverwalters auf der anderen Seite.
Zweiter Grund gegen Gewinnbeteiligungen. In der Praxis ist es nicht besonders einfach, ein faires Berechnungsmodell für Erfolgsbeteiligungen zu finden. Streitereien zwischen Vermögensverwalter und Kunde sind fast vorprogrammiert.
Drittens verdienen sich Vermögensverwalter in der Regel durch Erfolgsbeteiligung – um mich einmal so auszudrücken – dumm und dämlich. Dieses Modell ist beileibe nicht im Interesse des Anlegers, denn bei kaum einem anderen Modell kassiert der Verwalter letztlich und unterm Strich mehr ab.
Das ist auch genau der Grund, warum derzeit viele Fondsgesellschaften von einer fixen Honorierung auf eine erfolgsabhängige Gebühr umstellen. Sicherlich nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern weil sie wissen, hier selbstverständlich viel mehr zu verdienen.
Also: Ein kluge Anleger achtet darauf, einen solchen Vermögensverwalter auszuwählen, der NICHT erfolgsabhängig honoriert wird, sondern nach einem fixen Prozentsatz vom betreuten Vermögen.
Inwiefern Kosten nicht alles sind
Selbstversändlich sind Kosten nicht alles. Wenn in dem oben genannten Beispiel der Vermögensverwalter B im Vergleich zu A eine absolute Niete ist, dann spielt es natürlich auch keine Rolle, dass B 0,5% p.a. günstiger als A ist.
Meiner Erfahrung nach sind einige Kunden bereit, ein höheres Vermögensverwaltungs-Honorar für folgendes zu bezahlen:
- Dafür, dass der Kunde in exquisiten Firmenräumlichkeiten empfangen wird.
- Für den guten Namen des Vermögensverwalters.
- Dafür dass der Kunde über den Vermögensverwalter zu schwer zu erlangende Sport-Tickets kommt.
- Dafür, dass sich der Kunde als Kunde dieses Vermögensverwalters einem exquisiten Club zugehörig fühlen kann.
- etc.
Wie rational diese Gründe sind, darüber will ich nicht urteilen. Menschen sind wie sie sind, und vieles wird einfach nicht rational entschieden.
Nehmen wir das Beispiel mit den Sport-Tickets. Der Kunde freut sich, dass er über seinen Vermögensverwalter „kostenlos“ Karten zu einem heiß begeherten Sportereignis erhält. Und ist deswegen bereits mehere 10.000 Euro zuviel an Gebühren zu bezahlen. Würde er sich die Tickets selbst besorgen und einen anderen Vermögensverwalter wählen, käme er wahrscheinlich deutlich besser weg. Aber wie gesagt: Mir steht es nicht zu darüber zu urteilen.
Meiner Erfahrung nach ist es beindruckend, wie wichtig in der Praxis bei vielen Vermögensverwaltungskunden diese „irrationalen“ Gründe sind.
Folgende Kriterien, denke ich, rechtfertigen tatsächlich ein höheres Honorar
- Der Verwalter bietet einen deutlich besseren Service als ein Mitbewerber.
- Der eine Verwalter ist deutlich kompetenter als ein Mitbewerber.
- Wenn die Anlagestrategie des Verwalters einen deutlich höheren Aufwand mit sich bringt.
Auf diese Punkte werde ich in späteren Beiträgen eingehen. Denn insbesondere die Frage, wie man einen kompetenten Vermögensverwalter als Laie erkennt, ist nicht leicht zu beantworten. (Und mit das schlechtes Kriterium sind Vergangenheitsdaten).
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