Rebalancing bewährt sich
An dem Mittwochvormittag, an dem klar wurde, dass Donald Trump gewählt wurde, verlor der DAX zunächst bis zu 4%. Stunden zuvor ist bereits der japanische Nikkei 225-Index um mehr als 5% gefallen. Ich hatte bereits um 8 Uhr die ersten Anrufe besorgten Kunden, die jetzt das Schlimmste für ihre Geldanlagen befürchteten.
Mein Anlagekonzept besteht darin, dass ich erstens mit Vorliebe ETFs (Indexfonds) verwende und zweitens nach Möglichkeit antizyklisch handle. „Antizyklisch“ bedeutet, dass ich für meine Kunden regelmäßig ein sogenanntes Rebalancing vornehme. Das heißt, dass ich diejenigen ETFs tendenziell nachkaufe, die gerade an Wert verloren haben, und dass ich diejenigen ETFs tendenziell verkaufe, die gerade an Wert gewonnen haben.
Die Situation am Mittwochvormittag nach der US-Wahl war also klar. Gemäß dieser antizyklischen Strategie mussten Aktien-ETFs nachgekauft werden. Neben Nikkei 225-ETFs kaufte ich vor allem amerikanische S&P-500-ETFs.
Noch am selben Tag drehte die Börse. Das was ich zu Tagesbeginn zu Tiefstkursen erwerben konnte, war am Ende des Tages bis zu 5 % mehr wert.
Inzwischen ist die Börse noch weiter gestiegen. Heute am Montag nach der Wahl steht wieder ein Rebalancing für meine Kunden an. Da die Kurse so gestiegen sind, verkaufe ich einen Teil der Aktien-ETFs. So haben wir bei einem ETF innerhalb von nicht einmal einer Woche 6,5% Rendite erzielen können, für ein anderes sogar 12,9%.
Genau dieses gegenläufige Agieren hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass wir mehr Rendite erzielen konnten im Vergleich zum einfachen Kaufen-und-Halten.
Sehr geehrter Herr Dr.Dr.Peterreins
Der positive Verlauf Ihrer Fonds durch das Rebalancing seit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der U.S.A. ist wirklich sehr beeindruckend. George Soros lag offensichtlich mit seiner Spekulation auf einen Börsen-Crash nach der Wahl vollkommen daneben, nur der Nikkei war – allerdings nur wenige Stunden lang – abgestürzt. Ich bin jetzt sehr gespannt darauf, welche Auswirkungen die von Theresa May geplante Änderung der Unternehmensbesteuerung im UK auf die britische Börse hat.
Interessanter Beitrag. Wenn es kein Geschäftsgeheimnis ist, könnten Sie bitte schreiben, wie häufig Sie das Rebalancing durchführen? Die meisten Quellen empfehlen es nur einmal in 6 bis 24 Monaten. In Ihrem Beitrag liest es sich aber so, als ob Sie es wöchentlich(?) machen würden. Lohnt sich diese hohe Frequenz in Anbetracht der Transaktionskosten? Oder machen sie es basierend auf einem prozentualen Toleranzbereich? Falls ja, scheint dieser nicht sehr breit zu sein, wenn er so häufig zuschlägt. Könnten Sie vielleicht Näheres dazu sagen? Danke schon im Voraus.
Ja, wir machen das Rebalancing wöchentlich. Wir haben ausgesprochen gute Erfahrung mit diesem häufigen Rebalancing. Wir haben unser Ergebnis immer wieder mit der Strategie verglichen, bei der nur einmal im Jahr ein Rebalancing stattfindet. In nicht allen Jahren, aber in den meisten Jahren konnte das wöchentliche Rebalancing die jährliche Strategie outperformance. Seit 2009 bis heute im Schnitt um +0,6% p.a. Und zwar nach Kosten. Das funktioniert natürlich nur, weil wir im Fonds extrem günstige Transaktionskosten haben. Für einen Anleger mit sagen wir 100.000 Euro, der das Rebalancing meinetwegen sogar bei einem günstigen Discountbroker macht, lohnt sich das häufige Rebalancing natürlich wegen der Transaktionskosten nicht.
Unter der Voraussetzung, dass man sehr günstige Transaktionskosten hat, ist es intuitiv klar, dass man – gerade bei volatilen Märkten – einen Vorteil hat. Ich kaufe z.B. heute Aktien-ETFs, weil die Aktien ins Minus drehen. Ein paar Wochen später ist der Markt wieder positiv – und ich verkaufe tendenziell. Dann fallen die Kurse wieder, und ich stehe auf der Käuferseite. Man macht also ständig mehr oder weniger absichtlich Trading-Gewinne. Nur ein Beispiel: An dem Mittwoch nach der US-Präsidentenwahl sind vormittags die Kurse erst einmal eingebrochen. Wir haben ETFs gekauft. Schon eine Woche später lagen genau diese ETFs zwischen 6% und 10% im Plus. Diesen Gewinn hätte man einfach mit Buy-And-Hold zu Jahresbeginn nicht machen können. Dasselbe übrigens bei der Brexit-Entscheidung.
Noch etwas. In der Literatur empfiehlt ja vor allem David Swensen das Rebalancing. Er war langjähriger Vermögensverwalter des Yale-Stiftungsvermögens. Und Yale macht das Rebalancing täglich! Also so falsch kann das häufige Rebalancing nicht sein.
Haben Sie seit April 2017 und besonders in den letzten Wochen die Häufigkeit des Rebalancing Ihrer Fonds geändert?