Zufall, Geldanlage und Vermögensverwaltung

Daniel Kahneman zitiert in seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ eine Studie über die Häufigkeit von Nierenkrebs (S. 139). Untersucht wurden 3141 US-Countys. Die Countys mit der niedrigsten Häufigkeit von Nierenkrebs lagen vorwiegend in ländlichen Gebieten.

Wir Menschen neigen dazu, hier sehr schnell einen Zusammenhang zu vermuten: Ländliches Gebiet – niedrige Krebswahrscheinlichkeit. Und sehr schnell sind wir dabei, uns hierfür plausible Begründungen anzunehmen. Beispielsweise, dass die ländliche Bevölkerung einfach gesünder lebt, oder dass es in ländlichen Gegenden eine geringere Belastung durch Industrie und Chemie oder dergleichen gibt.

Interessant ist nun aber, wenn man sich ansieht, welche Regionen die höchste Häufigkeiten für das Auftreten von Nierenkrebs haben. Das sind nämlich genau wieder vor allem ländliche Gegenden.

Nimmt man beides zusammen, so kann es offenbar keinen Kausalzusammenhang zwischen a) „ländlicher Region“ und b) „Wahrscheinlichkeit an Nierenkrebs zu erkranken“ geben.

Kahneman will mit diesem Beispiel zeigen, wie schnell wir Menschen dazu neigen, Kausalzusammenhänge anzunehmen. Auch da, wo gar keine sind.

Menschen können den Zufall nicht akzeptieren

Ein anderes Beispiel zitiert Jason zweig in seinem Buch „Gier: Wie wir ticken, wenn es ums Geld geht“ (S. 67 f.).

Psychologen haben sich ein Experiment ausgedacht, bei dem sie eine Testperson vor einem Monitor setzen. Auf diesem Monitor erscheinen hintereinander grüne und rote Symbole auf. Beispielsweise: rot-grün-rot-grün-grün-grün-grün-rot-grün-grün-rot-etc.

Der Testperson wird mitgeteilt, dass die Symbole rein zufällig erscheinen, dass allerdings in 80% der Fälle „grün“ erscheint und in 20% der Fälle „rot“.

Nachdem vor der Testperson 20 Symbole (zufällig) erscheinen, soll die Testperson dann erraten, welche Farbe als nächstes erscheinen wird. Grün oder rot?

Das Schlauste wäre, immer auf „grün“ zu setzen, denn „grün“ hat immerhin eine Wahrscheinlichkeit von 80%. Zweig schreibt aber:

„Menschen neigen dazu, bei dieser Art von Experimenten zu versagen. Anstatt immer Grün zu wählen …, wählen Menschen typischerweise in nur vier von fünf Fällen Grün, da sie sich schnell in dem Versuch verstricken, zu raten, wann wieder Rot erscheinen wird.“

Beispielsweise wenn (sagen wir)  Mal hintereinander Grün gekommen ist, neigen viele Menschen dazu zu glauben, dass jetzt doch einfach mal wieder Rot kommen müsste. Zweig weiter:

„Im Durchschnitt führt dieses fehlgeleitete Selbstvertrauen dazu, dass Menschen eine Trefferquote von nur 68% erzielen.

Das Merkwürdigste jedoch ist, dass viele Testpersonen, obwohl es ihnen ausdrücklich gesagt wurde, dass die Symbole rein zufällig erscheinen, dies offenbar einfach nicht akzeptieren können:

„Je länger sie darüber nachdenken, desto sicherer sind sich viele der Probanden, sie hätten nun endlich den Trick entdeckt, wie man das ‚Muster‘ dieser völlig zufälligen Sequenz vorhersagen könne.“

Hierzu wieder ein Zitat aus dem Buch von Kahneman(S. 26):

„Wir überschätzen tendenziell unser Wissen über die Welt und wir unterschätzen die Rolle, die der Zufall bei Ereignissen spielt.“

Zufall, Schein-Begründungen und Vermögensverwaltung

Was hat das nun alles mit der Geldanlage zu tun? Antwort: Unglaublich viel.

Es fängt bei der Auswahl von Investmentfonds bzw. von Vermögensverwaltern an. Sehr viele Menschen glauben, dass Vergangenheitsdaten eine gute Aussage über das Management geben. Dabei wird dramatisch unterschätzt, wie häufig gute Ergebnisse bei Fonds oder in der Vermögensverwaltung schlicht mit Glück und Zufall zu tun hat.

Jedenfalls vor allem dann, wenn die Manager nicht wirklich systematisch vorgehen. Und das sind definitiv die allermeisten.

Privatanleger hingegen sehen sich gute vergangene Performance-Zahlen an und meinen, dass das doch kein Zufall sein kann. Naja, das kann es eben sehr wohl sein. Wir können es nur sehr schwer akzeptieren. Wie brauchen schlaue Gründe: dass der Manager ein so gutes Bauchgefühl habe, oder ein so gutes Research oder so gute Analysemöglichkeiten oder sonst etwas … Die einfachste Erklärung, dass ein erfolgreicher Vermögensverwalter oder Fonds-Manager ein Zeitlang einfach „gut gewürfelt“ hat, fällt den meisten schwer zu glauben.

Ein anderes Beispiel: Die Suche nach Mustern bei der Geldanlage ist letztlich die Mutter der technischen Chartanalyse.

Weitere Links zum Thema:

 

2 Kommentare
  1. Marcello
    Marcello sagte:

    Eigentlich weis jeder, das es besser ist rational zu, aber sehr viele überlegen einfach zu kurz und kaufen sich somit die falsche Anlage weil sie sich viel zu wenig informiert haben. Meiner Meinung nach sind Fonds sowieso keine gute Geldanlage, weil die Manager zu viele Richtlinien haben und es wie gesagt oft einfach Glück ist.

    Antworten
  2. Rueckabwicklung24.de
    Rueckabwicklung24.de sagte:

    Och , Fonds müssen nicht immer so schlecht sein. Gerade jetzt dank der neusten BGH und EUgH Urteile hinsichtlich Rückabwicklung von Lebens- und Rentenversicherungen können so manche Anleger trotz eines negativen Verlaufs dankbar sein. Eine Rückabwicklung kann sich in diesem Fall durchaus lohnen.

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert