Michael Braun: Richtig sparen, vorsorgen, anlegen
Der Leser „Mex“ hat mich auf folgenden Link aufmerksam gemacht: Bild.de – Was Sie wirklcih lich über Ihr Geld wissen müssen.
Er fragte mich, was ich davon halten würde.
Ich habe das Buch von Michael Braun: So geht Geld: Richtig sparen, vorsorgen und anlegen, nicht gelesen. In dem oben genannten Bild.de-Artikel wird mit Bezug auf dieses Buch geschrieben, dass man 15 Punkte wissen sollte, wenn es ums Geld geht. Nachfolgend nehme ich zu diesen 15 Punkten kurz Stellung:
1. Kostenloses Girokonto
Klar eine gute Empfehlung.
2. Notgroschen für schwierige Zeiten
Auch das eine gute wichtige Empfehlung. Als erstes gilt es, sich eine gute Liquiditätsreserve zu schaffen, sei es als Tagesgeld- oder als Festgeldkonto.
In diesem Zusammenhang ist übrigens noch folgende Regel wichtig: Je unsicher und schwankungsreicher das Einkommen ist, umso höher sollte diese Liquiditätsreserve sein. Je sicherer das Einkommen ist, umso niedriger kann sie sein. Gerade Selbständige sollten also für eine hinreichend hohe Liquiditätsreserve sorgen.
3. Privater Haftschutz
Ja, auch sehr wichtig. Eine private Haftpflichtversicherung kostet ziemlich wenig im Jahr, kann aber im Falle des Falles sehr, sehr wichtig sein.
4. Möglichts früh eine Beruhfsunfähigkeitsversicherung (BU) abschließen
Ja, auch das kann ich unterschreiben. Machmal ist es nämlich so: Wenn man zu lange damit wartet, nimmt einen vielleicht keine Versicherung mehr. Also deswegen frühzeitig abschließen.
Zu beachten ist folgendes: Bitte NIEMALS mit einer anderen Vesicherung, also z.B. mit einer Lebensversicherung (LV), kombinieren! Also bitte keine BU im selben Vertrag abschließen wie eine LV.
Ferner sollte man sich gut überlegen bis zu welchem Lebensalter man tatsächlich eine BU braucht. Wenn man parallel Vermögen anspart, könnte es beispielsweise vielleicht genügen, dass man eine BU für sich nur bis zum 55. oder 60. Lebensjahr abschließt. Das spart Geld.
Überhaupt gilt das Prinzip: Man sollte nur diejenigen Risiken absichern, die tatsächlich lebenswichtig sind. Womit wir bereits beim nächsten Punkt sind, den ich auch gut finde:
5. Überflüssige Versicherungen kündigen
6. Riester-Rente abschließen
Dem stimme ich prinzipiell auch zu. Man muss hier aber zu unterscheiden wissen. Es gibt ja vier Arten von Riester-Verträgen:
a) Riester-Rentenversicherung: fast immer nicht empfehlenswert, weil zu teuer.
b) Riester-Fondssparen: hier gibt es viele überteuerte Angebote, aber ein paar wenige gute. Hier sollte man in jedem Fall einen vertrauenswürdigen Berater konsultieren. Alleine hat man fast keine Chance, den richtigen Riester-Fondssparplan auszuwählen .
c) Riester-Banksparpläne: gut für sehr sicherheitsorientierte Anleger.
d) Riester-Bausparen: habe ich mir noch nicht näher angesehen.
Generell Riester-Verträge zu empfehlen ist sicherlich falsch. Es gibt hier sehr viele sehr schlechte Angebote. Siehe dazu auch folgende weiterführende Artikel von mir:
- Wie mit Riester-Rentenverträgen abgezockt wird
- Riester-Rentenversicherungen sind zu teuer
- Bei Riester muss man unterscheiden können
- Finanztest, Riester und Kosten
- Video: Abzocke mit Riester-Verträgen
7. Betriebliche Altersvorsorge(bAV) nutzen
Der Vorteil der bAV ist, dass das steuer- und sozialversicherungspflichtige Brutto-Einkommen gesenkt wird, um dafür in eine Altersvorsorge zu investieren. Durch die gesparten Steuern und die gesparten Sozialversicherungsbeiträge hat man einen echten Nutzen. Ich selbst habe bAV-Angebote bisher nur sehr selten gründlich druchgerechnet, kann also nicht wirklich etwas dazu sagen. Ich kann aber nur raten, sich hier nicht täuschen zu lassen und keinem Versicherungsvertreter hier blind zu vertrauen. Vielmehr sollte man hier die ganze Sache gründlich bis zum Ende durchrechnen. So kann man sich böse Überraschungen ersparen.
8. Verschiedene Bausteine für die Altersvorsorge nutzen: darunter Riester- und Rürup-Verträge, Kapitallebensversicherungen, Investmentfonds, sowie selbst genutzte und/oder vermietete Immobilien
Dieser Ratschlag ist nun ein wahrhafter Rundumschlag. Man soll im Prinzip alles, was so am Markt für die Altersvorsorge angeboten wird auch nutzen. Nach dem Motto: Irgendwas Gutes wird dann wohl dabei sein.
Das Problem ist aber nur, dass die Mittel der Anleger zumeist beschränkt sind. Wer sich beispielsweise eine eigene Immobilie für die Altersvorsorge leistet, muss in der Regel so viel für Hypothekenzinsen und Tilgung zahlen, dass kaum mehr etwas für Fonds oder ähnliches übrig bleibt.
Aber gehen wir es der Reihe nach durch.
a) Riester- und Rürup-Verträge: Zu Riester habe ich ja schon etwas oben geschrieben. Was Rürup-Verträge (auch Basisrente genannt) habe ich noch kein Angebot gesehen, das mich überzeugt hätte. Siehe dazu folgende Artikel von mir:
- Richtig rechnen bei Rürup-Verträgen
- Lohnt sich die Rürup-Rente?
- Riester-, Rürup- und Lebensversicherungen schneiden schlecht ab
- Verbraucherschützer Gerd BIllen über Basisrente
- Rechenbeispiel für Basisrente
b) Kapitallebensversicherungen: Also die Empfehlung kann ich nicht verstehen. Ich habe noch nie einen Kapitallebesversicherungsvertrag gesehen, den ich für empfehlenswert halte. Ich rate fast immer, einen LV-Vertrag so schnell wie möglich bietragsfrei zu stellen.
Das Problem hier: Es wird mit Renditen von sagen wir 4 Prozent geworben. Die beziehen sich aber nur auf den Sparanteil. Und der beläuft sich in der Regel auf nur 70 bis 80 Prozent dessen, was der Sparer einzahlt. Siehe auch: Wie rentiert sich eine Kapitallebensversicherunge?
In diesem Zusammenhang prüfe ich übrigens gerade eine Möglichkeit, wie man seine LV kündigen kann und deutlich mehr als den mageren Rückkaufswert zurückbekommt. Sobald meine Prüfung zu einem positiven Ergebnis kommt, werde ich das hier in diesem Weblog bekanntgeben.
c) Investmentfonds: Pauschal Investmentfonds zu empfehlen, finde ich auch zu wenig. Meine Empfehlung: Man sollte hier auf die laufenden (und zumeist gut versteckten) Kosten achten und darauf schauen, dass diese so niedrig wie möglich sind. Zweitens spielt eine wichtige Rolle, welche Art des Risikomanagements ein Fonds-Manager verfolgt (sehr häufig nämlich gar keines).
d) Immobilien: Naja, wenn man sich eine selbstgenutzte und/oder vermietete Immobilie anschafft, dann muss man in der Regel einen so hohen Betrag aufbringen, dass man nicht an einem Bankkredit vorbeikommt. Eine fremdfinanzierte Immobilie ist aber mit sehr hohen Risiken verbunden. In meiner Bertungspraxis kommen immer wieder Menschen, die so richtig in einem finanziellen Desaster stecken. Und das hat fast immer mit einer fremdfinanzierten Immobilie zu tun. Bemerkentswerterweise so gut nie mit Aktien oder Aktienfonds.
Zum Thema Immobilien und Immobilienfonds nachfolgende Artikel:
Weitere Weblog-Beiträge zu diesem Thema:
- Volker Looman über Risikostreuung bei Immobilien
- Warum ich offenen Immobilienfonds nicht traue
- Wie man am besten in die Anlageklasse Immobilien investiert
- Niall Ferguson über Immobilien
- Was bedeutet die demografische Entwicklung für Anleger?
- Manche raten zu Immobilien – und wissen nicht was sie tun
- Risiken bei Gewerbeimmobilien
- Preisentwicklung für Wohneigentum
- Ist ein Eigenheim eine gute Geldanlage?
- Prof. Shiller zur Immobilie als Geldanlage
- ARD-Report über Schrottimmobilien
- ARD-Report: Immobilienpreise stürzen ab
- Finanztest empfiehlt Immobilien – eine schlechte Empfehlung
Auch ich halte die Anlageklasse Immobilien für wichtig. Mir ist aber bis heute nicht wirklich klar, in welcher Form ein durchschnittlicher Privatanleger am besten in diese Analgeklasse invetieren sollte. Wegen der Fremdfinanzierung und wiel man zu sehr alles auf eine Karte setzt, halte ich für eine selbstgenutzte oder vermietete Immobilie eigentlich für ausgeschlossen. Bleiben also nur offene oder geschlossene Immobilienfonds. Aber beide sind auch mit großen Nachteilen behaftet. Wirklich schwieriges Thema.
9. Auch auf Aktien setzen
Ja, wenn man einen langfristigen Anlagehorizont hat und sich der entsprechenden Risiken bewusst ist, halte ich Aktien auch für eine gute Anlageform.
10. Ignorieren Sie Prognosen
JAAAAA! Das ist vielleicht der wertvollste Tipp von allen. Es gibt doch wirklich fast nichts Dümmeres als Kapitalmarktprognosen. Wer daran glaubt und danach seine Analgeentscheidungen fällt, kommt mit großer Sicherheit auf keinen grünen Zweig. Links dazu:
- Börsenbrief: Wie gut ist Charttechnik?
- Volker Pispers über Aktienanalysten
- Welchen Sinn machen Kapitalmarktprognosen?
11. Meiden Sie teueres aktives Fonds-Management!
Ja. Meiner Erfahrung nach achten die meisten Privatanleger nur auf den Asugabeaufschlag. Es gibt aber noch weitere, gut versteckte Kosten, die eigentlich viel wichtiger sind als der Ausgabeaufschlag.
12. Kaufen Sie Wohneigentum und tilgen Sie so schnell wie möglich!
Sorry, das kann ich nicht unterschreiben. Viele kaufen sich Wohnungen, deren Mietrendite vielleicht bei 3% liegt und finanzieren sich das mit einem Darlehen, das 4,5% kostet. Also wenn ich als Anlageberater jemanden eine Geldanlage empfehle, die 3% Rendite bringt und dann meinem Kunden rate, das mit einem 4,5%igen Kredit fremdzufinanzieren, dann wird mein Kunde mit Recht an meinem Verstand zweifeln. Bei Immobilien rechnet aber seltsamerweise keiner genau nach. Stattdessen stürzt sich hier so manch einer in ein wirkliches finanzielles Abenteuer, ohne sich auch nur der Risiken bewusst zu sein.
13. Überprüfen Sie, ob Sie Risiken verkraften können
Es ist aber nicht nur eine psychologische Frage, ob man eine entsprechende Risikoneigung hat (die sich übrigens wöchentlich ändert oder anders ist, je nachdem welchen Risikotest welcher Bank man gerade in den Fingern hat). Viel entscheidender ist, welche Risikomanagment-Strategie man gewählt hat. Das ist der springende Punkt, an dem sich mustergültig unterscheidet, ob ein Anleger langfristig erfolgreich sein wird oder nicht. Leider denken die wenigsten über gutes Risikomanagement nach.
14. Bewarhen Sie eine kritische Einstellung Ihrem Vermögensberater gegenüber.
Ja. Das kann auch ich unterschreiben. Ich möchte es so formulieren: Schätzungsweise 90 Prozent der „Vermögensberater“, die da draußen ihre Dienste anbieten, sind die pure Katastrophe. Wer solchen Leuten vertraut, hat schon verloren. Also besser als auf einen dieser schlechten Berater zu hören, ist es, seine Geldanlage- udn Finanz-Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen.
Wenn man aber einen von den sehr wenigen sehr kompetenten Beratern kennenlernt, dann ist es tausend Mal bessser, von solch einem Berater betreut zu werden als es selbst zu probieren. Daran besteht für mich nicht der Hauch eines Zweifels. Privatanleger haben, meiner Meinung nach, alleine kaum eine Chance. Wie gesagt: besser alleine als mit einem schlechten Berater. Aber auch alleine ist es sehr, sehr schwierig. Einfach auch deswegen, weil man selbst Zeitungen und Zeitschrfiten häufig nicht unbesehen vertrauen kann (selbst im Finanzstest steht manchmal kompletter Unsinn). Man muss sich mit Finanzmathematik auskennen, was die wenigsten können. Und es gibt so viele unzählige Fallstricke, dass eine gute Finanzberatung eigentlich ein Muss ist.
Natürlich ich bin selbst Finanzberater und es wäre wahrscheinlich erstaunlich, wenn ich etwas anderes behaupten würde. Aber sorry, ich erlebe es fast täglich, wie Privatanleger (zu gut deutsch) auf die Schnauze gefallen sind, wenn sie es einfach mal so alleine probiert haben.
15. Kümmern Sie sich um Ihr Geld
Naja, es gibt ja Leute, denen das keinen Spaß macht oder es sogar regelrecht hassen. Wenn man einen wirlich guten, vertrauneswürdigen Vermögensberater hat, dann kann der einem sehr viel abnehmen. Auch beim eigenen Auto ist es natürlich super, wenn man sich damit auskennt und das meiste selbst reparieren kann, es ist aber auch in Ordnung, wenn man sein Auto lieber in eine Werkstatt gibt, um sich nicht selbst um KFZ-Reparturen etc. kümmern zu müssen.
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