Ich habe am Wochenende (21.2.2015) einen Artikel aus der FAZ gelesen von Barbara Brandstetter. Titel: “Rürup-Rente lohnt sich für ältere Besserverdiener – Die Steuerersparnis kann beträchtliche Höhen erreichen. Für jüngere sieht es schlechter aus.”
Barbara Brandstetter rechnet in diesem Artikel vor, welche Steuerersparnis ein Anleger durch einen Rürup-Vertrag bekommen kann. Das Problem ist nur, dass die Steuerersparnis ja nur ein Aspekt ist, das eigentlich Wichtige jedoch ist, was für den Anleger am Ende unterm Strich herauskommt. Denn ein Rürup-Vertrag ist ja auch mit Gebühren verbunden.
Vielleicht erinnert sich noch der eine oder andere, wie in den 1990er-Jahren Ostimmobilien-Fonds beworben wurden. Da ging es nämlich auch vor allem um die Steuerersparnis. Das stimmte ja auch, und dennoch haben damals sehr viele Anleger viel Geld mit Ostimmobilien verloren. Das zeigt, dass man seine Rechnung nicht beim Thema Steuerersparnis beenden darf, sondern die Sache gründlich bis zum Ende durchkalkulieren sollte.
Barbara Brandstetter zitiert am Ende Ihres FAZ-Artikels das Ergebnis des Finanztest vom Dezember 2014. Nachfolgend habe ich mir dies als Grundlage meiner Berechnungen genommen. Ich finde, dass das Ergebnis durchaus ernüchternd ist …
Der Finanztest hat in seiner Ausgabe vom Dezember 2014 einen Beitrag über Rürup-Rente veröffentlicht. Der Titel: “Vorsorge mit Steuervorteil”. Darin vergleicht der Finanztest eine Reihe von Rürup-Angeboten. Grundlage dafür ist ein sogenannter Modellkunde, der am 25.10.1974 geboren ist und einen Vertrag beginnend ab 1.11.2014 abschließen möchte. Der Kunde zahlt jährlich 6000 Euro ein, bis er ab seinem 67. Lebensjahr Rente beziehen wird.
Der Anbieter, der die höchste garantierte Rürup-Rente in Aussicht stellt, bietet eine garantierte Monatsrente in Höhe von 758 Euro. Andere Anbieter liegen darunter.
Finanzmathematisch handelt es sich bei einem Rürup-Vertrag um einen Zahlungsstrom:
Ansparphase (angenommener Steuersatz 45%)
- 1.11.2014: Einzahlung von 6000 Euro, mit Steuervorteil sind das netto -3.894 Euro.
- 1.11.2015: Einzahlung von 6000 Euro, mit Steuervorteil sind das netto -3.768 Euro.
- 1.11.2016: Einzahlung von 6000 Euro, mit Steuervorteil sind das netto -3645 Euro.
- …
- 1.11.2040: Einzahlung von 6000 Euro, mit Steuervorteil sind das netto -3.300 Euro.
Rentenphase (angenommener Steuersatz 30%)
- 1.11.2041: Monatsrente von 758 Euro, nach Steuern sind das netto +531 Euro.
- 1.12.2041: Monatsrente von 758 Euro, nach Steuern sind das netto +531 Euro.
- etc.
In der Rentenphase wird die Rente natürlich nur so lange gezahlt, wie der Anleger lebt. Daher spielt es bei der Berechnung der Rendite eine wesentliche Rolle, welches Lebensalter der Anleger erreicht.
Für einen Zahlungsstrom kann man den sogenannte Internen Zinsfuß als Maßgröße für die Rendite berechnen. Hier die Ergebnisse, je nach erreichtem Lebensalter:
- Wird der Anleger 80, so wird der Rürup-Vertrag eine Rendite von -0,18% p.a. für ihn haben.
- Wird der Anleger 85, so wird der Rürup-Vertrag eine Rendite von 1,12% p.a. für ihn haben.
- Wird der Anleger 90, so wird der Rürup-Vertrag eine Rendite von 1,91% p.a. für ihn haben.
Sieht man sich diese Renditen an, so sind sie wirklich nicht prickelnd. Wenn der Anleger nicht alt wird, wird das Ganze sogar ein Verlustgeschäft für ihn (bzw. für seine Familie). Selbst wenn er älter wird, bewegen sich die Renditen um Tagesgeldrenditen, vielleicht ein wenig höher. Und das MIT Berücksichtigung des Steuervorteils bei Rürup.
Übrigens hat laut Sterbetafel ein 40-jähriger Mann eine Lebenserwartung von 78. Bezogen auf dieses Alter hat der Rürup-Vertrag – mit allen steuerlichen Vorteilen – eine Rendite von -0,96 % p.a.
Meine Kritik am Finanztest ist daher, dass hier nur verschiedene Rürup-Verträge untereinander verglichen werden. Die eigentliche Frage ist aber: Lohnt sich Rürup überhaupt? Oder ist es nicht (trotz des Steuervorteils) vorteilhafter, mit anderen Möglichkeiten fürs Alter vorzusorgen? Selbst mit einem Tagesgeldkonto ohne jeden Steuervorteil kann man unter Umständen weiterkommen als mit einem staatlich geförderten Rürup-Vertrag. Eine Alternative sind natürlich auch Fonds-Sparpläne. Aber auch hier hat man keine staatliche Förderung.
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