Viele Anleger meinen, dass sie täglich das Börsengeschehen beobachten müssen, wenn sie in Aktien einsteigen wollen. Manchmal höre ich Aussagen wie: „Ich kann nicht in Aktien investieren, weil ich nicht die Zeit habe, ständig nach den Kursen zu schauen.“

Man hat hier das Bild eines Traders vor Augen, der ständig vor dem Bildschirm sitzt, Charts und Börsennachrichten laufend überprüfend, mit einem nervösen Finger, jederzeit dazu bereit, kurzfristig und sehr schnell Wertpapiere zu kaufen oder zu verkaufen. Viele meinen, dass man so am ehesten an der Börse reich wird.

Es ist wohl eher das Gegenteil der Fall. Ständig Börsenkurse zu beobachten, um ggf. schnelle Trading-Geschäfte machen zu können, ist einer der sichersten Methoden, viel Geld zu verlieren.

Daniel Kahnemann schreibt beispielsweise:

„…es ist eine sehr schlechte Idee, Aktienkurse ständig zu beobachten. Es ist das Schlimmste, was Sie machen können, weil der Mensch so empfindlich auf kurzfristige Verluste reagiert. Wenn Sie Ihr Geld jeden Tag nachzählen, machen Sie sich unglücklich.“

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen einhellig und ziemlich klar, dass Anleger, die zwanghaft die Kurse Ihrer Anlagen überwachen, die Wahrscheinlichkeit erhöhen, einen vorübergehenden Verlust oder einen vermeintlichen Trend zu bemerken und dann falsch darauf reagieren.

Es gibt ja das Sprichwort „Hin und Her macht Taschen leer“. Das bezieht sich natürlich zunächst auf die Kauf-/Verkaufgebühren, die beim ständigen Trading anfallen und sich summieren. Tatsächlich kann man dieses Sprichwort auch darauf beziehen, dass kurzfristiges, schnelles Trading schon für sich genommen nicht sinnvol ist und eher zu Verlusten als zu Gewinnen führt.

Viel zielführender hingegen ist ein Investieren mit ruhiger Hand. Langfristiges Anlegen schlägt hier ohne Frage kurzfristiges Spekulieren. Wer beispielsweise auf einen starken Kursabschwung schnell aussteigt, verpasst häufig den richtigen Zeitpunkt zum Wiedereinstieg.

Ein Kernproblem besteht auch schlicht darin, dass Börsennachrichten nicht monokausal zu verstehen sind. Damit meine ich, dass ein und dieselbe Meldung manchmal zu fallenden, manchmal zu steigenden Kursen führt. Und das kann für Anleger äußerst verwirrend sein. Man hört einmal die Meldung X und die Märkte fallen. Einige Zeit danach kommt wieder die Meldung X, als Anleger meint man, dass jetzt die Kurse wieder fallen müssten, positioniert sich vielleicht auch entsprechend. Und was passiert? Die Kurse steigen,

So schreibt Nassim Taleb in seinem Buch „Der schwarze Schwan“:

„… An einem Tag im Dezember 2003, als Saddam Hussein gefasst worden ist, verbreitet Bloomberg News um 13:01 Uhr die folgende Schlagzeile: US-STAATSANLEIHEN STEIGEN; ERGREIFUNG VON HUSSEIN WIRD DEN TERRORISMUS VIELLEICHT EINDÄMMEN…

Eine halbe Stunde später ist eine neue Schlagzeile nötig…: US-STAATSANLEIHEN FALLEN; ERGREIFUNG VON HUSSEIN STEIGERT ATTRAKTIVITÄT RISKANTER ANLAGEN.“

Leider ist das Börsengescheschehen alles andere als leicht zu verstehen. Wir können plausibel erscheinende Gründe für steigende oder fallende Kurse immer nur im Nachhinein erkennen. Im Vorhinein Entwicklungen zu prognostizieren ist, meiner Meinung nach, völlig unmöglich. Vernünftige Geldanlage jedenfalls muss versuchen, weitestgehend ohne Prognosen auszukommen.

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