Captura stundet Anlegergelder

Im März 2012 hatte ich bereits einen Artikel über eine Inhaberschuldverschreibung der Captura GmbH geschrieben. Damals sammelte Captura Geld für ein halbes Jahr ein und versprach einen Zinssatz von 7,65 % p.a. In meinem Artikel berechnete ich ganz nüchtern, welche Rendite die Captura GmbH auf das eingesammelte Kapital erwirtschaften muss, damit das Ganze für das Unternehmen mit einem Gewinn endet. Mein Ergebnis war: Captura müsste eine Rendite von etwa 35 % p.a. erzielen. Da das eine aberwitzig hohe Rendite ist, sagte ich, dass ich all meinen Kunden empfehle, der Captura GmbH kein Geld anzuvertrauen.

Seit 2012 habe ich immer wieder E-Mails und Anrufe bekommen von Leuten, die mich aufgrund meines Artikels angegriffen haben. Das Argument war immer, dass die Captura GmbH doch bisher immer alles zurückgezahlt habe, samt Zinsen. Wenn es also bislang gutgegangen sei, dann werde das Ganze auch künftig gutgehen – so die Hoffnung einiger Anleger und Vertriebspartner von Captura.

Der Truthahn wird auch über Monate gefüttert und hat in der Zeit nur positive Erfahrungen mit Menschen, und dennoch kommt irgendwann das böse Erwachen. Wobei ich aufrichtig hoffe, dass es für die Anleger bei Captura am Ende alles gut wird. Nur bei dem Argument: „bisher alles gut, also wird auch künftig alles gut sein“ muss man  natürlich vorsichtig sein.

Nun hat mir ein Anleger, der bei Captura Geld angelegt hat, einen Brief zukommen lassen, den die Geschäftsführung der Captura GmbH jüngst verschickt hat…

Nachfolgend ein paar Zitate aus dem Brief von der Captura GmbH:

„Aufgrund von vielfachen Verzögerungen beim Abverkauf unserer Immobilien und zum Teil erheblichen Zahlungsverzögerungen bzw. schlichter Nichterfüllung von Kaufverträgen durch Immobilienmakler sehen wir uns erstmalig mit der Lage konfrontiert, unsere laufenden Verbindlichkeiten … nicht vollständig und fristgerecht begleichen zu können. Dieser Umstand löst … innerhalb von sehr engen Fristen normalerweise einen Insolvenzantrag … der Captura GmbH, aus. Diese wollen wir … vermeiden.

Deswegen müssen wir Ihnen heute mitteilen, dass wir gemäß unserem mit Ihnen vereinbarten qualifizierten Rangrücktritt zur Rückzahlung Ihres Darlehens bzw. zur Zahlung ihrer Zinsen hierauf weder verpflichtet noch berechtigt sind, solange die Geltendmachung Ihres Zahlungsanspruchs einen Insolvenzeröffnungsgrund herbeiführen würde…

Für Sie konkret bedeutet das, dass wir Ihren Anspruch nunmehr ab Fälligkeit als gestundet ansehen… Unser Team  und alle unseren  externen Partner/Berater arbeiten mit Hochdruck daran, die Liquiditätslage … so zu verbessern, so dass wir innerhalb eines absehbaren Zeitraums wieder wie gewohnt unseren Verpflichtungen vollständig und fristgerecht nachkommen können.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir … derzeit keinen Zeithorizont nennen können, ab dem wir wieder Zahlungen … leisten können/dürfen… „

Der Informationsdienst GoMoPa schreibt am 4.9.15 in dem Online-Artikel „Sorge um Captura GmbH„, dass sich verschiedene Vertriebspartner der Captura GmbH bei GoMoPa gemeldet hätten. In dem Artikel heißt es:

„Die Fragen und Schilderungen reichen von ‚Ist die Captura platt?‘ über ‚Wir können keine Verkaufsunterlagen mehr downloaden.‘ bis ‚Es werden keine E-Mails mehr beantwortet.‘ Selbst der Facebook-Auftritt ist verschwunden.“

All das sieht nicht besonders vielversprechend aus. Der Anleger, der mir den Captura-Brief zugesendet hat, fragte mich, wie er den Brief interpretieren müsse. Ich musste ihm leider sagen, dass er sich auf das Schlimmste vorbereiten müsse. Jetzt hängt alles davon ab, wie werthaltig die Projekte und Investitionen sind, die die Captura GmbH eingegangen ist.

An dieser Stelle möchte darauf hinweisen, dass ich auch im Fall Infinus bereits Jahre vor der Pleite vor Infinus-Anlageprodukten gewarnt habe. Siehe den Beitrag über Infinus im September 2013. Lesern dieses Weblogs wird also –  ich denke, dass ich das mit Stolz sagen darf –  ein wirklicher Mehrwert geboten.

1 Kommentar
  1. Captura Anleger
    Captura Anleger sagte:

    Die Captura hat mit Ihrem Schreiben die Anleger einmal mehr belogen und nur wenige Tage danach Insolvenz angemeldet.

    http://www.ra-dr-beck.de/pdf/Presseinformation_Captura.pdf
    http://www.ra-dr-beck.de/pdf/Fragen-Antworten-Katalog.pdf

    Ich als einer dieser dummen und naiven Anleger stehe nun vor einer ungewissen Situation. Zwar muss ich sagen, dass es natürlich irgendwo gesundem Menschenverstand bedarf als Student mal eben nicht alles was man hat in sowas zu investieren, aber die Vermittler sind auch nicht von gestern und haben auch mir eine Sicherheit vermittelt, die es so nie gab.

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