Aktives Management lohnt sich nicht

Jüngst wurde eine Studie zur Vermögensverwaltung und Performance von Fonds-Managern europäischer Investmentfonds veröffentlicht

Danach waren  im Börsenjahr 2014  83 % der europäischen Fonds-Manager bzw. Vermögensverwalter schlechter als ihr Vergleichsindex. Bezogen alleine auf Vermögensverwalter, die sich auf deutsche Aktien konzentrieren, waren in 2014 74% schlechter als ihr Vergleichsindex.

Das sind, wie ich meine, sehr ernüchternde Zahlen…

Aktive versus passive Vermögensverwaltung

Angesichts solcher Studien ist es erstaunlich, dass so viele Kunden noch an den Wert einer  aktiven Vermögensverwaltung glauben. Neben einem aktiven Management gibt es nämlich auch ein regelbasiertes, passives Vermögensmanagement. Bei letzterem greift man in erster Linie auf sogenannte ETFs zurück und versucht weitestgehend ohne Prognosen auszukommen.

Eine traditionell, aktive Vermögensverwaltung hingegen lehnt sich mit dezidierten Meinungen über künftige Kapitalmarktentwicklungen aus dem Fenster. Es werden Prognosen gemacht, und wie Mark Twain scherzhaft sagte: Prognosen sind dann besonders schwierig, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen.

Neben der genannten Studie gibt es viele weitere Indizien dafür, dass sich eine aktive Vermögensverwaltung nicht lohnt, weil die Trefferquote in der Regel viel zu gering ist, um die hohen Kosten zu kompensieren. Passives Management ist im Übrigen viel kostengünstiger und somit zielführender für den Kunden.

Die Frage ist natürlich, warum sich dieser Glaube an das aktive Vermögensmanagement so hartnäckig hält.

Ich glaube, dass das Problem hierbei vor allem die Berichterstattung ist. In den Medien werden nämlich immer wieder bestimmte Outperformer ins Rampenlicht gestellt. Der und der Vermögensverwalter hätte in den letzten Jahren besonders hervorragend gearbeitet. Nicht selten werden diese Manager in Interviews nach ihren (angeblichen) Erfolgsgeheimnissen befragt. So glauben fast alle, dass ein solcher Vermögensverwalter seinen Erfolg seinem besonderen Können oder seinem Fleiß zu verdanken hat.

Die wenigsten ziehen in Betracht, dass der betreffende Manager möglicherweise einfach eine Zeitlang nur Glück hatte.

Vermögensverwaltung und Zufall

Der Denkfehler hierbei ist: Der Outperformer ist immer nur im Nachhinein, und nie im Vorhinein auszumachen. Die korrekte Sichtweise ist hingegen die folgende: Man stelle sich 10.000 Menschen  vor, jeder hat eine Münze. Alle 10.000 Menschen werfen nun fünf Mal hintereinander ihre Münze. Gewonnen hat derjenige, der es schafft, fünf Mal hintereinander „Zahl“ zu werfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies einer von diesen 10.000 Personen schaffen wird (und zwar rein zufällig) ist sehr hoch. Nachdem alle fünf Mal geworfen haben, wird man mit ziemlicher Sicherheit mindestens einen „Gewinner“ haben. Man wird es aber nicht im vorhinein erkennen können, wer es sein wird.

So schreibt Daniel Kahnemann in seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ auf Seite 26:

„Wir überschätzen tendenziell unser wissen über die Welt, und wir unterschätzen die Rolle, die der Zufall bei Ereignissen spielt.“

Und auf Seite 266 schreibt er:

„Investmentfonds werden von äußerst erfahrenen und tüchtigen Fachleuten gemanagt, die Aktien kaufen und verkaufen, um die bestmöglichen Ergebnisse für ihre Kunden herauszuholen. Dennoch ist die Datenlage nach über fünfzigjähriger Forschung eindeutig: Bei der großen Mehrheit der Vermögensverwalter gleicht die Auswahl von Einzeltiteln eher einem Würfelspiel … Im Allgemeinen ist die Wertentwicklung bei zwei von drei Investmentfonds in jedem beliebigen Jahr schlechter als die des Gesamtmarktes …Die erfolgreichen Fonds in jedem beliebigen Jahr haben einfach das meiste Glück; sie haben gut gewürfelt. Es besteht allgemeine Einigkeit unter Forschern, dass fast alle Stockpicker, ob sie es wissen oder nicht … ein Zufallsspiel spielen.“

Wie man Vermögensverwaltung professionalisiert

Wenn das alles so ist, wie ich selbst glaube und auch durch die Zitate Kahnemans unterstützt werden, dann sieht es sehr düster um die Vermögensverwaltung aus.

Nun bin ich ja selbst ein Vermögensverwalter aus München. Die Frage ist also, wie ich meine eigene Tätigkeit als sinnvoll einstufe. Die Frage ist also: Wie kann Vermögensverwaltung -dennoch- sinnvoll sein?

Meine Antwort ist, dass sie vor allem regelbasiert sein sollte. Und das mit strenger Disziplin und sehr konsequent. Man sollte, denke ich, sowieso nicht sein Glück bei Kapitalmarktprognosen suchen. Sogenannte Indexfonds oder ETFs sind sowieso die beste Wahl. Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist ferner, dass eine Vermögensverwaltung nicht zu teuer sein darf. Dass hier alles fair und im Rahmen bleibt, ist sehr wichtig für eine langfristig zufriedenstellende Beziehung zwischen Kunde und seinem Vermögensverwalter.

Überhaupt ist der Vermögensverwalter weniger ein Inhaber eines mysteriösen Geheimwissens, sondern vielmehr ein Dienstleister einer an sich transparenten Tätigkeit.

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1 Kommentar
  1. Thinking
    Thinking sagte:

    Das Internet war die Revolution bei der Geldanlage. Bis zum Anfang dieses Jahrtausends war es notwendig, einen Broker oder eine Internationale Investmentbank zu engagieren, um zeitnahe Aktienkäufe im Ausland durchführen zu können. Vermögensverwalter standen nur wirklich sehr vermögenden Kunden zur Verfügung. Deshalb waren den Meisten nur Kapitallebensversicherungen, Bausparverträge, Fonds mit hohen Ausgabeaufschlägen oder die Wege zum Erwerb von eigengenutzten Immobilien vertraut. Indexfonds und ETFs gab es noch nicht. Dann kamen die Angebote der Online-Banken im Internet. Die Aktienanleger konnten dann auf eigenes Risiko an den Aktienmärkten der Welt investieren. Zahlreiche Artikel von Dr. Dr. Peterreins belegen, dass der heutige Vermögensberater die Stelle eines guten Freundes annehmen muss, der durch die Mathematik den Erfolg oder überhaupt den Sinn einer langfristigen Anlage nachweist. Der Anleger ist dann auch bereit, für diese Leistung zu bezahlen, da er am Anfang sieht, welche Summen er bei einer Falschanlage „in den Sand“ gesetzt hätte. Damit ist jetzt auch die Geldanlage einfacher geworden, da man nicht mehr hektisch z.B. nach „erfolgreichen“ Einzelaktien sucht, sondern durch die Unterstützung eines Vermögensberaters mit der Qualität von Dr .Dr. Petereins gelassener wird.

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