Kriterien für eine gute Fondsberatung

Immer wieder sind Anleger mit dem Thema Investmentfonds konfrontiert. In Zeitungen und Zeitschriften werden sie besprochen, nicht selten in Zusammenhang mit Ranking-Listen. Aber auch Bankangestellte und Finanzberater empfehlen gerne Fonds. Das Geschäft mit der Fondsberatung läuft wie eh und je gut.

Ich habe jedoch den Eindruck, dass sehr vieles von dem, was über Investmentfonds gesagt oder geschrieben wird, höchst inkompetent ist. Selbst wenn es von angeblichen Experten stammt.

Stellen wir uns eine typische Situation vor. Herr A geht zu seinem Finanzberater, weil er einen Geldbetrag anzulegen hat. Der Berater schlägt ihm ein oder zwei Investmentfonds vor. Als Begründung für die Anlageempfehlungen werden normalerweise gebracht:

  • „Stories“
  • Vergangenheitsdaten

Nette Stories in der Fondsberatung

Den ersten Punkt habe ich „Stories“ genannt und damit meine ich nette Geschichten, die dem Anleger plausibel machen sollen, warum die empfohlenen Geldanlage künftig erfolgreich sein wird.

Hier ein paar Beispiele für derartige Stories:

„Dieser Fonds setzt vor allem Rohstoffe. Und wir wissen ja alle, dass Rohstoffe immer knapper werden, insbesondere Öl. Wenn Sie hier einsteigen werden Sie von dieser Entwicklung profitieren können…“ – oder:

„Dieser Investmentfonds investiert in ausgewählte Schwellenländer. Und zwar solche Schwellenländer, die ein besonders hohes Wirtschaftswachstum haben. Wer klug ist, investierter jetzt genau dort. Es dauert nicht mehr lange, und diese Länder werden die bisherigen Industrienationen eingeholt, wenn nicht überholt haben …“ – oder:

„Dieser Fonds legt nur in ausgewählte kleine Unternehmen an, am besten Familienunternehmen. Denn hier engagiert sich die Geschäftsleitung ganz anders als bei großen DAX-Unternehmen. Denn hier wird langfristig gedacht. Überhaupt sind die kleinen mittelständischen Unternehmen das Rückgrat der deutschen Wirtschaft …“

Es gibt hier natürlich unzählige nette Geschichten, die den Anlegern aufgetischt werden. Gemeinsam ist diesen Geschichten, dass sie allesamt sehr plausibel klingen und einem – ich möchte einmal sagen – den Mund wässrig machen. Außerdem liefern sie dem Anleger das Gefühl, dass sie mit der empfohlenen Geldanlage eigentlich keinen Fehler machen können.

Wenn ich mit Anlegern über ihre Nieten im Depot spreche, dann höre ich häufig in etwa: „Ich habe das damals aus den und den Gründen gekauft, das klang alles so logisch und eigentlich erscheint mir das auch heute noch logisch. Ich verstehe nur nicht, warum sich dieses Investment – trotz der nach wie vor plausiblen Gründe für einen Einstieg – bis heute so schlecht entwickelt hat.“

Das ist das exakt große Problem. Die meisten dieser Stories, die in der Fondsberatung verwendet werden, hören sich zwar plausibel und logisch an. Dennoch sind sie alles andere als ein Garant für eine gute Wertentwicklung.

Wenn man ehrlich ist, kann man viele Entwicklungen an den Kapitalmärkten nicht wirklich rational nachvollziehen. Wenn überhaupt, dann im Nachhinein, aber nicht im Vorhinein. Das wird leider oft genug verwechselt. Wenn ich mir eine vergangene Entwicklung mit guten Gründen erklären kann, dann heißt das noch lange nicht, dass – künftig – dieselben Gründen zu denselben Ergebnissen führen wird.

Nehmen wir als Beispiel Griechenland. Vor ein paar Jahren haben schlechte Nachrichten um die griechische Schuldenkrise die Börsen erzittern lassen. Heute scheinen dieselben Nachrichten keinerlei Wirkung mehr zu haben.

Vergangenheitsdaten in der Fondsberatung

Neben plausibel klingenden Stories verweist ein Fondsberater gerne auf vergangene Entwicklungen:

  • „Ich empfehle Ihnen diesen Fonds, weil er in den letzten 5 Jahren zu den besten Fonds gehört hat.“
  • „Im Fonds-Ranking steht dieser Fonds an oberster Stelle …“
  • „Die letzten Jahre konnte das Fondsmanagement immer wieder den Vergleichsindex schlage.“
  • „Vor dem letzten Crash traf das Management die richtige Entscheidung, so dass sich hier die Verluste schön in Grenzen gehalten haben…“

Die große Frage ist hier, inwiefern gute Vergangenheitsdaten sich in der Zukunft wiederholen lassen. Wenn also beispielsweise ein Fondsmanager einen Crash kommen hat sehen, wer weiß, ob er den nächsten Crash wieder so treffsicher vorhersehen kann?

Oder wenn ein Fonds die letzten 5 Jahre außerordentlich gut war, wie kann man sich sicher sein, dass er die nächsten 5 Jahre wieder besonders gut abschneiden wird?

Es gibt sehr klare Belege dafür, dass vergangene Erfolge bei Investmentfonds sich eben nicht auf die Zukunft übertragen lassen. Wenn das aber tatsächlich so ist, dann ist das Gerede in der Fondsberatung über vergangene Wertentwicklungen und vergangene Erfolge komplett wertlos.

Links:

 

4 Kommentare
  1. Patrick
    Patrick sagte:

    Guten Tag,

    vielen Dank für den ausführlichen und informativen Artikel zum Thema Fondsberatung. Ihre Ausführungen decken sich mit meinen Erfahrungen. Oftmals werden Vergangenheitswerte als ultimatives Qualitätskriterium angefürt und wie selbstverständlich für die Zukunft fortgeschrieben. Ich finde dies schlichtweg zu kurz gedacht.

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  2. Martina
    Martina sagte:

    Sehr informativer Artikel, wie schon erwähnt, als Qualitätsmerkmal wird oft der Vergangenheitswert angeführt. Trading kostet nerven, dessen sollen sich Einsteiger bewusst sein, dennoch mit der Zeit verschafft man sich einen lukrativen Zusatzverdienst. Ich überlege seit längeren in die Weine zu investieren, scheint ein begehrtes Investitionsobjekt zu sein. Auch mit beginn der Krise hat der Wein sehr wenig nachgelassen und Wert verloren. Ist es empfehlenswert hier einzusteigen, wie ist die Erfahrung?

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    • Peterreins
      Peterreins sagte:

      Wer mit Wein kein wirklicher Experte ist, sollte – meiner Meinung nach – davon die Finger lassen. Jedenfalls wenn es um Wein als Investitionsobjekt geht. Die Wahrscheinlichkeit, als Laie hier über den Tisch gezogen zu werden, ist einfach zu hoch. Dasselbe gilt auch beispielsweise für Diamanten.

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  3. Anton
    Anton sagte:

    Sehr lesenswert, denn die einzelnen Fonds unterscheiden sich im Detail teilweise erheblich. Bei den vielen Angeboten, kann man schnell den Überblick verlieren, wenn man jedoch die Tipps und Kriterien beachtet, steht am Ende der Gewinn und kein Verlust da. Doch man muss auch erwähnen 100 % sichere Fonds gibt es nicht, es kommt darauf an nicht einseitig zu investieren. Viele Investoren hoffen in Gold den sicheren Hafen zu finden, was auch irgendwie selbstverständlich ist. Weltweit geht die Nachfrage nach physischem Gold regelrecht durch die Decke, was auch mit dem Verfall des Ölpreis abhängig ist. Gold ist und bleibt Krisen-Investment Nummer 1.

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