Wetten auf hochriskante Einzelaktien gehen meistens schief

Im Finanztest vom März 2015 habe ich einen interessanten Artikel zum Thema typische Anlegerfehler gelesen. Einer dieser typischen Fehler besteht darin, dass Anleger zu große Geldbeträge auf hochriskante Einzeltitel setzen. Sehr häufig werden sie dazu verleitet durch angebliche Geheimtipps, vermeintliche Insidertipps oder durch eigene Analysen.

Die Wirkung ist immer, dass sich Anleger zu sicher fühlen. Sie sind fest davon überzeugt, ein Wissen zu haben, das es ihnen überdurchschnittliche Gewinne bescheren wird. Kein Wunder also, dass solche Selbstsicherheit dazu führt, alle Regeln der Risikodiversifikation über Bord zu schmeißen.

Der Finanztest zitiert die Studie von Andreas Hackethal, einem Finanz-Professor an der Universität Frankfurt am Main. Demnach führen einseitige Wetten auf hochriskante Einzeltitel in der Regel zu stark unterdurchschnittlichen Renditen…

Im Finanztest-Artikel steht:

„Hackethal und sein Team haben festgestellt, dass Anleger ihre eigene Meinung besonders teuer zu stehen kommt, wenn sie sich auf spekulative Wertpapiere bezieht: Im Schnitt liegt ihre Rendite rund 3 Prozentpunkte unter der Vergleichsrendite des Marktes. Betrachtet man nur das Fünftel der Anleger, die am meisten auf spekulative Papiere setzen, ist die Renditeminderung noch größer: mehr als 10 Prozentpunkte!“

 Exakt das ist auch meine Erfahrung nach über 20 Jahren Berufserfahrung. Immer wieder gibt es Anleger, die glauben, mit bestimmten Einzelaktien hohe Gewinne erzielen zu können. Im Extremfall wird nur eine einzige Aktie erworben, manchmal immerhin fünf bis zehn. Solche Anleger sind sich, wie gesagt, ihrer Sache sehr, sehr sicher. Und deswegen glauben sie auf das elementare Prinzip der Diversifikation verzichten zu können.

Und fast immer geht die Sache schief. Ich selbst kann mich tatsächlich an keinen einzigen Fall erinnern, bei dem die Spekulation des Anlegers wie gewünscht aufging.

Die Sache ist psychologisch interessant. Denn bemerkenswert häufig wollen sich diese Anleger ihre Fehlentscheidungen nicht eingestehen. Stattdessen wird gerne so argumentiert: „Im Moment sind die gekauften Aktien zwar im Minus, aber das wird schon wieder…“ oder „Wäre die Entscheidung der EZB (oder irgendein anderes Ereignis nicht geschehen) dann wäre alles so gekommen, wie ich es vorausgesagt habe …“

Die Ausreden, warum die Dinge doch anders gelaufen sind, als gedacht, sind mannigfaltig.

Meiner Erfahrung nach besonders gefährlich sind angebliche Geheimtipps von Freunden oder Bekannten.

Ich kann jedenfalls nur davor warnen, zu viel Geld auf ein paar einzelne Aktien zu setzen.

2 Kommentare
  1. René
    René sagte:

    Ich stimme dir da voll und ganz zu. Die Leute fühlen sich zu sicher, werfen jegliche Risikobedenken über Board und meinen sie würden damit einen überdurchschnittlich guten Gewinn erzielen. Dies ist allerdings in 99,9% der Fälle nicht so. Toller Beitrag im Übrigen, vielen Dank.

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  2. Klaus-Dieter
    Klaus-Dieter sagte:

    Ich finde diesen Artikel sehr interessant. Auch ich habe schon Erfahrungen mit
    solchen Leuten gemacht die auf einen „Todsicheren“ Tipp gesetzt haben und viel Geld verloren haben. Bei der Geldanlage in Aktien geht doch nichts über eine ordentliche Diversifikation des eigenen Aktiendepots.
    Vielen Dank für diesen interessanten Artikel

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